Tanz der Aranaea (German Edition)
die Weiterfahrt nicht mehr denn alles was wirklich zur Durchquerung der Sahara nötig war, konnte mit unserem Unimog leicht zu erledigen sein. Ein Verirren unsererseits war so gut wie ausgeschlossen, dafür waren die beiden Bergeracs viel zu sehr Profi und Experte, in jeder Hinsicht. Kleine Pannen konnten wir selbst beheben und mit der Satellitenortung, die unseren Standort immerhin auf sehr wenige Kilometer genau feststellen konnte, war eventuelle Hilfe von Seiten der Amerikaner per Flugzeug relativ schnell zu erwarten. Einschließlich der dann allerdings sehr zweifelhaften Hilfe durch die Russen, falls sich der Verdacht eines Maulwurf bei Cheryl Hawks in Fort Lamy, bestätigte. Unsere Bewaffnung reichte aus, um uns eine kleine Kampfgruppe egal welcher Couleur, vom Halse zu halten.
Wie geplant veräußerten wir in Fort Saint den Jeep, ergänzten unsere Vorräte und fuhren nach kurzem Aufenthalt wieder weiter. Wir hielten uns bisher in keinem Ort länger auf als
wirklich nötig. Erst in Djanet, einer größere algerische Ortschaft nahe der nigerianischen Grenze, wollten wir zwei Tage verweilen.
Gleich nach Fort Saint, dass auf algerischem Terrain, an der Grenze zu Tunesien lag, änderte sich die Landschaft. Das Östliche Große Erg, eine gewaltige Sandwüste und Dünenlandschaft, endete hier und wurde zur Stein- und Geröllwüste. Die Libyer nennen sie Hamada el Hamra, die Rote. Ihre Ausläufer reichten tief in die algerische Sahara hinein. Zu unserer Linken befand sich die Grenze von Algerien zu Libyen, bis zu Djanet, dem ehemaligen Fort Chalet der Franzosen.
Nachdem Zouzou und ich die Sandreifen gegen Geländereifen in mühseliger Weise gewechselt hatten, befuhren wir diese schier endlose monotone Steinwüste; auf einem Hochplateau gelegen. Schwere Wolkendecke ließen uns auf ein paar Regentropfen hoffen, und als endlich die ersten kleineren Tropfen fielen, sprangen wir vor Begeisterung aus dem Fahrzeug und hüpften wie kleine Kinder umher. Nach wenigen Minuten wandelte sich der kurz scheinende Regenschauer in einen Sturm mit schwer niederprasselnden Wassermassen. Wir wurden nass bis auf die Haut und froren jämmerlich. Nackt, nur in Wolldecken eingehüllt, saßen wir schnatternd im Fahrzeug, und sahen keine Möglichkeit um durch den sintflutartigen Regen, an die im rückwärtigen Aufbau befindlichen frischen Kleider zu gelangen. Unsere Nassen Kleider lagen noch draußen im Regen, wir hatten uns bei dem ersten Regenschauer die Kleider vom Leib gerissen und uns nackt dem Wasser hingegeben. Jetzt lag das Zeug in den immer größer werdenden Wasserpfützen. Die Sichtweite betrug keine zwei Meter und an eine Weiterfahrt war in nächster Zeit nicht zu denken. Die Oasendörfer, In Amenas, Illizi, das Hochplateau des Tassili-n-Ajjer, das Plateau der Flüsse, hatten wir bereits ohne größere Probleme hinter uns gelassen. Vor uns lag eine der schönsten Oasen der Zentralsahara, wie Sabi Loulou mir erklärte. Die bisher zurückgelegte Strecke hatten wir nur über unbefestigte Pisten befahren. Auch die Straßen von Djanet waren nach europäischen Maßstäben nicht befestigt, jedoch gut zu befahren. Hier hatten die Franzosen bereits vor sechzig Jahren das Fort Charlet errichtet. Wir werden in Djanet einen zweitägigen Stopp einlegen, eine annehmbare Unterkunft suchen, und uns erstmals nach langer Zeit, gründlich Waschen und Pflegen. So war unser Plan. Vor allem, lange schlafen, in richtigen Betten, lange schlafen, und gute reichhaltige Mahlzeiten.
Djanet. Freitag der 3. Januar 1964.
Dies bot uns Jean Rebaeu, ein Freund der Familie Bergerac, und ehemaliger Fallschirmjäger des 3ème Regiment de Parachutistes Coloniaux, einem Fallschirmjäger Regiment, unter dem Kommando von Roger Trinkquier; jetzt Eigentümer einer kleinen Pension in Djanet. Tourismus gab es keinen in Djanet, wie uns Jean versicherte. Seine Klientel waren kleinere Gruppen europäischer Forscher und Wissenschaftler, die die nahe gelegene Gebirgskette des Tassili n’ Ajjer und den höchsten Berg des Tassili, den Dschebel Azao erforschten, und dort die bekannt gewordene Felszeichnungen.
Gelegentlich wenn auch selten, kamen einfache Abenteurer nach Djanet, und Saharafahrer, wie sich Jean Rebaeu, ausdrückte. Der Abend war mild und wir saßen auf der Dachterrasse der kleinen Pension. Jean hatte uns ein köstliches reichhaltiges Mahl servieren lassen. Wir waren rundum zufrieden. Jean erzählte ein wenig von den alten Zeiten die er mit dem Vater von
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