Tanz der Aranaea (German Edition)
Solange und Sabea Bergerac, erlebt hatte und fragt ansonsten nicht nach unserem Woher und Wohin. Für ihn waren wir einfach nur unterwegs, von Nord nach Süd, nicht mehr und nicht weniger. Zwei Zimmer mit Doppelbetten hatte uns Jean zugewiesen, und wir hatten uns geeinigt, dass Solange Zouzou mit Zöpfchen das eine Zimmer belegt, und Sabi und ich das andere. Weit nach Mitternacht, Sabi und ich waren fast am Einschlafen, als unvermutet Zouzou und Zöpfchen vor unserem Bett stand. Sie könnten nicht schlafen und meinten, dass wir es auch nicht könnten. Ungefragt schlüpften die beide unter unsere Decken, so dass wir nun zu viert, nebeneinander liegend diese Lagerstätte mehr schlecht als recht teilten.
An Schlafen war so nicht zu denken; mein Problem seit ich dieser Reise zugestimmt hatte. Nie hatte ich ein riesiges Bett für mich alleine, sogar mit einem Hund lag ich in einer Hängematte, wenn auch mit einem mit adligem blauem Blut, wie Zouzou damals sagte.
»Kinder, kommt lasst uns spielen die Spiel, was wir jetzt tun würden, wenn wir die Wunsch frei hätten. Sabi Loulou, wir haben doch oft die Spiel gespielt als wir noch die Kinder von Mama und Papa, waren.«
»Zouzou, Schwesterlein, die Kinder von Mama und Papa sind wir immer noch!«
»Weiß ich auch, dumme Sabi-Gans. Du fängst an Sabi!«
»Gut, ich Sabea Sabi Loulou Bergerac, fange also an. Also, ihr müsst aber alle zusammen die Augen schließen und an nichts mehr denken, und nicht einschlafen, Cnollo, und die anderen müssen ganz leise sein, sonst könnt ihr euch den Ort, an dem ich bin, nicht vorstellen. Wir schreiben das Jahr 1920, und mein Name ist Donna Sabi, nicht Donnersabi! Riesige Plantagen besitze ich in Argentinien, und immer wieder wenn mich mein Reichtum anödet, und meine blasiert auftretende Freunde mir auf den Keks gehen, begebe ich mich in die Niederungen des gewöhnlichen Plebs, nach Buenos Aires, ins Hafenviertel. Ich sitze in einer schummrigen Hafenkneipe und dieses Honky Tonk ist gerammelt voll mit den schönsten, öligsten Latinos, wie man es sich kaum vorstellen kann. Gut gebaut, und gut duftend umschwirren sie mich, die Schönste aller Schönen, wie Schmeißfliegen. Jeder möchte mit dieser fremden Schönheit, ICH, den Tango d’Amour, tanzen. Hochmütig und stolz lehne ich jede Aufforderung zum Tanz, ab, und wedele laszive mit dem Fächer. Die Gauchos flippen schier aus, doch mich, Donna Sabi, bekommen sie nicht! Es ist schon weit nach Mitternacht und viele Gauchos liegen bereits im Escorial Grün Delirium, besoffen unter den Tischen. Da, plötzlich, es öffnet sich die Tür und ein Prachtexemplar von Mann steht im Türrahmen und lässt seine Blicke nicht mehr los von mir. Die restlichen, noch nicht ganz besoffenen Latinos erblassen vor Neid ob des unbekannten Schönlings, und ich fordere den fetten schmuddligen Wirt auf, den Tango d’Amour auf den Schallplattenspieler zu legen. Der Fremde kommt auf mich zu, schaut mich mit seinen dunkelbraunen Augen stechend an und ich falle ihm willenlos in die Arme um mit ihm gemeinsam den Tango zu tanzen. Wir küssen uns wild und leidenschaftlich und ich sage ihm, dass ich die Nacht mit ihm verbringen möchte. Als von finsteren Ahnungen geplagt ich ihn frage, woher er komme, welcher Nationalität er sei, und als er sich als Schweizer Staatsbürger zu erkennen gibt, erschrecke ich zutiefst und unterbreche sofort den Tanz. Ein Schweizer, o Gott, auch dass noch! Als ich ihn dann fragte, woher er aus der Schweiz komme, antwortet er, dass er in Küsnacht am Zürichsee, zu Hause sei, und Francesco Maria Vancelli, heiße. Was dann mit mir geschah, weiß ich nicht mehr, ich muss vor Schreck in eine tiefe Ohnmacht gefallen sein. Später, als ich von meiner Ohnmacht erwacht bin merkte ich, das alles nur ein „déjà vu“ war, oder eine Wahnvorstellung von einem schlecht gemixten Escorial Grün mit Wodka. Gott sei Dank, lieber Wahnsinnig im „déjà vu“, als einem Almöhi aus Küsnacht am Zürichsee, in einer Hafenkneipe in Buenos Aires anheim fallen .«
»Das ich ein Almöhi bin, und in Küsnacht am Zürichsee lebe, darf dich nicht stören Donnersabi, und das ich auch mal in Hafenkneipen herumhänge ebenfalls nicht. Der Adel ist eben überall in der Welt zu finden.«
»Der Cello ist ein Angeber!«
»Und der Tonton ist Arrogant!«
»Said Francesco, also bitte!«
»Ist doch wahr«, maulte ich.
»Alors, Kinder, jetzt erzähle ich, Solange Zouzou Zizanie Bergerac meine Gedanken in die
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