Tanz der Aranaea (German Edition)
er hat alleine lässt, weil du die tollste Nichte bist, die ein Onkel, der ich nicht bin, haben kann!«
»Tonton, warum gucken die Leute so komisch?«
Als wir die Gangway erreichten, schenkte uns die Besatzung des Fliegers noch einige seltsame Blicke, die wir jedoch großzügig grinsend übersahen. Wir wiesen unsere Pässe vor, und die Landekarten. Ein Beamter drückte einen Stempel auf die Landekarte, prüfte die Pässe, sah sich unsere Gesichter an, besonders das von Zouzou, lächelte sie an und wies uns den Weg zur Zollkontrolle. Die echten falschen Papiere von Zouzou, alias Chiara Vancelli, bestanden ihre Prüfung.
Zouzou schien in Marseille zu Hause zu sein, sie kannte jeden Winkel dieser Stadt und entsprechend dirigierte sie den Taxifahrer durch allerlei Straßen der Stadt um schließlich vor einem kleinen schön anzusehenden Stadthotel anzuhalten. "Maison le Joyneuse" hieß das Gebäude mit dem etwas anrüchigen Namen. Der Empfangschef in Form und Größe eines Kleiderschranks empfing uns und sagte, dass eine Mademoiselle Vancelli uns bereits erwarte. Er gab mir noch einen respektvollen und vieldeutigen Blick.
Das schmale Haus mit drei Etagen war supermodern, aber nicht kühl wirkend eingerichtet. Es machte einen sehr sauberen Eindruck und man konnte, wenn man den Namen " Maison le Joyneuse" nicht beachtete, keine Rückschlüsse auf irgendwelche Zweckentfremdungen erkennen, außer einer üblichen Übernachtung. Der schwere vierschrötig erscheinende Empfangschef führte uns arg schnaufend über schmale Treppenstufen hinauf ins oberste Stockwerk.
»Zouzou, ich will ja nicht meckern, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass dies ein Stundenhotel ist. Zwar ein edles, aber dennoch ein solches. Außerdem, wieso wartet Fräulein Vancelli auf uns? Du bist doch hier, und eine Jungfrau bist du, seitdem du den gefälschten Pass auf den Namen Chiara Vancelli, meiner Ex Verlobten hast, auch nicht mehr. Haben wir seit unserem Abflug eine gemeinsame Tochter, und ich weiß mal wieder nichts davon?«
»Wir haben keine Tochter, Tonton. Du hast nur eine neue Schwester bekommen, und die hat in der Kürze die Zeit, keine Zimmer die gut ist, bekommen. Morgen ziehen wir um in die gute Hotel, weil das Hotel hier, nur für die Stunde ist. Deine Schwester ist sehr charmant und hat von dem Kerl da, die ganze Nacht gekriegt für uns drei, für weniger Gelder!«
»Zouzou?«
»Ja, mein Tonton!«
»Wie heißt denn meine neue Schwester - kenne ich sie?«
»Sie heißt Sabi Loulou, die beste Martinimacherin von Zürich. Sagst du doch immer!«
»Aha, also deine Schwester Sabi Loulou Bergerac?«
»Nicht mehr, mon Tonton! Meine Schwester Sabi Loulou ist jetzt deine Schwester Bijou Vancelli! So steht es in ihrem Reisepass.«
»Seit wann ist sie meine Schwester und warum?«
»Seit dem Gestern! Und sie ist deine Schwester, weil sie als Sabi Loulou Bergerac mit französischem Pass nicht so sicher in Algerien ist. Als Schweizerin ist sie sicherer, so wie ich als die Ehefrau von meinem Tonton sicherer bin, oder? Ist doch logisch!«
»Ist mir klar, Zouzou! Kommt sie mit auf die Tour?«
»Natürlich Tonton!«
Der wandelnde Wandschrank auf Beinen, blieb vor einer Tür stehen, und deutete an, dass dies unser Zimmer sei. Dabei zwinkerte er von oben herab mit einem Auge auf mich. Ich tat gelassen, als sei es die Art meines Lebens, ein Teil meines Daseins hier auf Erden mit schönen Damen zu reisen um mit ihnen mein Vermögen zu verjubeln. Ich gab ihm ein gutes Trinkgeld, einen größeren Geldschein. Bestimmt kam es nicht so oft bei ihm vor, dass ein Gentleman wie ich gleich mit zwei Schönheiten eine Kemenate belegte. Ich sagte ihm, dass wir für morgen früh um acht Uhr ein ausgiebiges Frühstück wünschen. Für die Mädchen solle es Kaffee mit knusprigen Croissants und Orangensaft geben, und für mich ein halbes dutzend Eier mit Speck und Weißbrot, und dazu eine Kanne Tee mit Rum. Zouzou sah mich mit vorwurfsvollen zusammengezogenen Falten zwischen ihren Augenbrauen an. Gleich wird sie explodieren, dachte ich.
Das Zimmer war im Stil der Makart-Epoche eingerichtet. Über dem Bett hing ein durchsichtiger Baldachin aus feinster Seide, und wir saßen zu dritt unter dem Seidenhimmel. Das Wiedersehen mit Sabi Loulou war sehr herzlich gewesen. Sabi ist ein wunderbarer Mensch und ich habe sie schon immer sehr gemocht, mehr noch als das, aber das wusste sie nicht. Glaubte ich
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