Tanz der Aranaea (German Edition)
den Gefühlen über ihre verlorene Heimat französisch Algerien entsprang.
»Francesco, du bist wie dieses verdammte Afrika. Leichtsinnig, verspielt, oberflächlich, brutal, lieb und tödlich. Du bist wunderbar und lieb zu mir und zu Zouzou, immer charmant und stets ein offenes Ohr für unsere Wünsche, Sorgen und Ängste. Wir lieben dich dafür, aber es kann tödlich sein.«
»Ich bin eine Aranaea, eine Spinne, liebste Sabi Loulou. Einer der vor den Weibchen herumturnt um es zu erobern. Eine aus der Gattung, wie sie Tim Johnson damals in der Libyschen Wüste mit seinem Stiefelabsatz zermalmte. Eine Art, die er bewunderte und hasste zugleich weil nur Spinnen das wirkliche lautlose Töten beherrschen. Sie haben es mich gelehrt eine Aranaea zu sein. Heute bin ich nur noch ein Hamster.«
»Also Cello, jetzt glaube ich wirklich, dass du total eine Pipi hast, wie Zouzou immer sagt. Außerdem weiß ich genau, dass deine komische Spinne hinterher von den Weibchen abgemurkst wird. Also umgekehrt, nicht so wie du bei uns, sondern die bei ihm. Ach was rede ich. Küss mich jetzt bevor ich dich über Bord werfe, Filou.«
»Hoffentlich ist das Mittelmeer beheizt, Sabea.«
Küsste ich sie? oder hat sie mich geküsst, wie in dem Traum den ich von ihr in jener Nacht träumte, nachdem ich sie das erste Mal in Harrys Pub gesehen habe. Sie sah mir nur für einen kurzen Moment in die Augen und für Millisekunden drang eine energetische Welle derart intensiv in mich ein, so dass es mir das Atmen fast unmöglich machte. Sie schien das Ausströmen ihrer eigenen Energie nicht zu bemerken, denn völlig neutral und unverbindlich bediente sie sowohl ihre Gäste als auch mich. Ich hatte danach, und noch während der Dauer meines Aufenthaltes in Harrys Pub das Gefühl gehabt, als würde ich neben meinen Socken stehen. Ich hatte mich nicht mehr mit meinen Freunden beschäftigt mit denen ich oft einen Bummel durch Zürich machte und ich hatte auch seltsamerweise nicht versucht mit Sabi Loulou in näheren Kontakt zu kommen. An diesem Abend und noch lange Zeit danach, beschäftigte ich mich nur noch mit jener unfassbar starken und für mich nicht erklärbaren Energie die sie ausstrahlte. Ich hielt es bis dahin für unmöglich, dass Augen diese Energie in solch einer gewaltiger Intensität aussenden konnten. Einen kleinen Blickkontakt, und Ströme aus Urkräften drangen in mich ein um mich in einen Zustand zu bringen, der mich nachts nicht schlafen ließ. Ich lag noch lange wach in jener Nacht, und das Straßenlicht, dass durch die Übervorhänge aus blauer Seide in mein Schlafzimmer schien, gaben meiner Situation noch den letzten Rest an totaler Verwirrung. Es war mir als wäre das eigenartige Licht in meinem Zimmer sowie die unbeschreibliche Stimmung die sich mir bemächtigte, ein Bestandteil meines Traumes und in dem ich mich auch noch wach liegend auf meinem Bett sah. Mein Traum ließ mich ein leises leichtes Knacken des Schließmechanismus meiner Zimmertür hören, und kurz darauf sah ich verschwommen eine weibliche Gestalt neben meinem Bett stehen. Ein leicht geöffneter Mund mit zart geschwungenen Konturen legte sich auf meine Lippen, unendlich weich und dennoch voller Kraft empfing ich einen Kuss. Die weibliche Gestalt entfernte sich wieder und als sie sich vor Verlassen meines Zimmer noch einmal umdreht, sah ich das Gesicht von Sabi Loulou. Mit einem kleinen Lächeln gab mir ihr gespitzter Mund noch einen Kuss um dann endgültig aus meinem Blickfeld zu entschwinden. Es war ein Traum in jener Nacht, der an Realität nicht zu überbieten war und mir aber trotzdem das sichere Gefühl vermittelte, dass alles nur ein Traum war.
»Sabea, ich möchte dich etwas fragen, etwas was mich schon lange Zeit beschäftigt.«
»Frag mich mon Amour Cheri.«
»Weißt du noch Sabi, als wir uns das erste Mal sahen? Ich weiß nicht mehr genau wann das war, aber... «
»Es war an einem Samstag, Cello, Darling. Es war der 16. März 1963 und es war 20 Uhr am Abend«, sagte sie.
»Das weißt du noch so genau Sabi Loulou? Ich habe an diesem Abend mein Gedächtnis verloren.«
»Cello, was war der Grund? Schnupselchen?«
»Es war dieser Blick von dir, Sabi. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt. Aber was mich am meisten beschäftigte, das war die Nacht danach. Schau nicht weg, Liebes. Sieh mich an und sag mir ob ich damals von dir geträumt habe. Lach nicht!«
»Ich verstehe das alles nicht so recht Francesco. Wie kann ich wissen, ob du von mir
Weitere Kostenlose Bücher