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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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mich in die Mitte und geleiteten mich zur Kapitänskajüte. Vorbei an meiner Kombüse, diesem dunklen kleinen Loch ohne Dusche und WC, und mit nur einem trübglasigen Bullauge sowie dem altersschwachen Bett, hinüber zur Kapitänskajüte mit Türgriffe aus geschliffenem Messing und dann hinein in das kuschelige noch warme Doppelbett von Zouzou und Loulou.
     
    Algier oder Al Djezair, die Insel, wie die Araber sagen, lag vor uns in Sichtweite! Algier ist im übertragenen Sinn eine "Insel" zwischen der weiten Bucht mit dem tiefblauen Meer, und dem  Tellatlas. Die Schotts, die inneren Ebenen, die ehemaligen Heimat von Loulou und Zouzou und der   gewaltiger Rückenschild, die Berge des Saharaatlas, schützten vor der  unendlichen  Weite  des Sandmeeres  der Wüste Sahara. Algier,  die weiße Stadt in Terrassen an roten Fels erbaut, erschien aus der Entfernung emporzusteigen, aus den Wellen des dunkelblau wirkenden Mittelmeer. Ich hatte viele afrikanische Städte bereist, doch dieses Algier machte  den europäischsten Eindruck auf mich. Wir standen an  der Reling.  Zouzou,  Sabi Loulou und ich. Meine Arme lagen um ihre Schultern. Wolkenkratzer, und hochstöckige weiße lange Wohnbauten beherrschten die Stadt. Die Casbah,  jene  türkisch-arabische Altstadt  die gleich  hinter den breiten Geschäftstraßen den Berg hinauf zu klettern schien. Ich spürte diese Faszination welche ausgehend von der Casbah und ihren Souks bis  herüber zu unserem Schiff wehte. Die Souks von Tripolis, Cairo, Alexandria, Beirut, Damaskus und Amman, waren mir bekannt. Von den Souks und der Casbah von Algier wusste ich, dass sie die Stadt Algier zeigen, wie sie vor  mehreren  hundert  Jahren  aussah, als noch die  Türken  von  ihrer  Festung  über das Mittelmeer blickten und mit ihren Kanonen den Hafen von Algier beherrschten.
    Ein Schnellboot  der algerischen Zollbehörde  löste  sich  vom Pier und kam mit  aufheulendem Motor zu uns gefahren. Zouzou ging in ihre Kajüte um ihr Gepäck zu ordnen.  Im vorüber gehen streifte sie mich mit einem Blick. Kurz nur, für weniger als einen Augenblick. Ihre Augen, schwarz, groß, sehnsüchtig, wundervolle Augen, ein Blick voll Schönheit  und  Liebe.  Eine Liebe die in diesem Augenblick  nicht  mir  galt oder auch nur einem anderen Mann sondern einzig diesem Land, diesem Teil Afrika der ihr und ihrer Schwester Sabi Loulou nicht mehr gehörte. Sie haben in diesem Land, das Paradies und Hölle zugleich war, keine Zukunft mehr. Kein Lebensraum für sie, denn seit 1962 ist Algerien unabhängig und selbst der auf Ausgleich bedachte und gemäßigte Ben Bela konnte sich dem gewaltigen Umbruch der auch nicht den geringsten kolonialen europäischen  Hauch  zuließ, entziehen. Hier liebt man den weißen Mann, den Europäer nicht. Verständlicherweise nicht. Dabei war es so einfach von Araber oder den hier lebenden Berber geachtet zu sein. Mit weniger Arroganz und mehr Respekt. Etwas mehr an  Einfühlungsvermögen und mehr Verständnis für ihre großartige Kultur. Man kann  mit  ihnen in ihrer Sprache reden ohne zu  sprechen.  Die  Europäer  lernen dies nie oder wollen es nicht lernen. Ich habe es bei meinen häufigen Aufenthalten in Nordafrika oder im Nahen Osten so gehalten und die Menschen haben mich, den Europäer, geliebt. Sabi Loulou stand noch neben mir und ihr Blick war gefesselt von  diesem  faszinierenden Anblick, den uns diese Stadt gab. Stolz und aufrecht, das Gesicht trotzig im warmen Wüstenwind, der von der Sahara her wehte. Wie  eine Dame aus dem französischen Großadel. Sabi Loulou besitzt das europäische Erbgut der Bergerac. Zouzou das afrikanische Erbgut der algerischen Mutter und Ehefrau von Colonel Bergerac.
    Keine Regung war dem herrlich edel geschnittenem Gesicht Sabi Loulous zu entnehmen, nur ihr Atem ist  schwerer  geworden  und  seit sie meine Hand hielt, verstärkte sich ihr Händedruck zunehmend.
     
    »Francesco?«, sagte sie, und soweit ich zurückdenke, kann ich mich kaum erinnern, dass sie jemals Francesco zu mir sagte. Immer nur Cello oder Franciscello oder wie auch immer. 
    »Francesco«, wiederholte sie. 
    »Ja, bitte meine Liebste.«
    »Francesco, ich liebe dich.«
    »Ich weiß, Sabea Sabi Loulou«, antwortete ich blöde und insgeheim überrascht, und gelogen war es auch, denn das sie mich liebte, wusste ich nicht. Sie hat es vorher noch nie zu mir gesagt. Jedenfalls nicht in dieser Art, mit einem Unterton der voll aus

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