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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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anzulegen, das immerhin das Schweizer Konsulat auf den Plan rufen würde? Das werden sie auch nicht wollen. Schließlich und endlich haben auch die Kabylische Front der Sozialistischen Kräfte, ihre Sümmchen, bei Schweizer Banken deponiert.
    Ich musste äußerste Vorsicht walten lassen. Hier in Bejaia war ich einigermaßen sicher vor den Kabylen, denn auch sie mussten behutsam vorgehen, sonst würden die ersehnten Waffen und Waffenlager für immer an die verhasste Regierung in Algier verloren gehen. Doch wie sollte ich nach Abschluss meines Auftrages wieder aus Bejaia heraus finden? Hier mitten in der tiefsten Kabylei? Bei diesen Gedanken, spürte ich auf einmal wie meine Ohren heiß wurden, sich die Nackenhaare aus ihrer ruhenden Lage erhoben, und wie sie versuchten, meinen Hemdkragen zu durchbohren. Mein Schutzengel hatte bestimmt das Fondue-Töpfli gestrichen voll von mir, und nahm seine warmen schützenden Hände zurück von meinem Haupt. Ich spürte nur noch die eiskalten, hautlosen Klauen des ewigen Widersachers.
     
    Ich klopfte meinem Fahrer mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter und verlangte ein sofortiges Anhalten, was er auch bereitwillig tat. Schnell riss ich das Blatt mit den von mir gemachten Einträg von dem Notizblock ab, nahm meiner Reisetasche, und drückte dem Fahrer noch eine zehn Dollar Note in die Hand. Beim Herausspringen aus dem Fahrzeug verlor ich den Notizblock, und ließ ihn in der Eile liegen, mein Blatt mit den Vermerken hatte ich ja bereits in meine Jackentasche verstaut. Ehe sich der Kabyle versehen konnte, war ich bereits an der nächsten Hausecke verschwunden. Der Geldbetrag wird den drohenden Anschiss den der Kabyle von seinen Auftraggebern zu erwarten hatte, sicherlich versüßen.
    Nachdem ich schnell, aber nicht zu auffällig, einige Meter Abstand gewonnen hatte, versuchte ich mich an den Weg zu dem Restaurant „Chez Marlene“ zu erinnern. Bejaia war keine allzu große Stadt, aber auch nicht als Kleinstadt zu bezeichnen. Ich schätzte die Einwohnerzahl auf die einer europäischen Mittelstadt. Diese Küstenstadt war für mich überschaubar, wenn man wie ich es getan hatte, sich mehr als eine Stunde mit der Taxe durch die Straßen, fahren ließ. Bis jetzt hatte ich mir noch keine Fehler geleistet, dachte ich. Möglicherweise waren meine Sorgen völlig unbegründet, denn hier in Algerien, in Nordafrika, mit seiner besonderen Vergangenheit, misstraute jeder dem anderen. Bestimmt war ich für die Kabylen bis jetzt ein sauberes Stück Papier, und ich musste nur dafür Sorgen, das dies auch so bliebe.
    Selbst der zarte Giovanni, mein Vollgefressener schwule Friseur aus Zürich, würde hier als Tourist bespitzelt und beobachtet werden. So konnte ich meine fiebrigen Nerven beruhigen. Ich komme auch noch nach Constantine, und finde das Licht am Ende des Tunnels! Wird schon keine entgegenkommende Eisenbahn sein, dachte ich.
     
    Nach etwa fünfzehn Minuten Fußmarsch erreichte ich das Rathaus, und tauchte hier in dem Menschengewimmel unter. Das Museum war nicht mehr weit, und ich beschloss eine Verschnaufpause im Museum einzulegen. Ich war mir fast sicher, dass der Taxifahrer inzwischen seine Auftraggeber informiert hatte und über sein Unglück, meine Spur verloren zu haben, Bericht erstattete. Hamillah, wenn er der Auftraggeber sein sollte, hatte bestimmt in der Zwischenzeit seine Mannen bereits in den Straßen von Bejaia verteilt, um wieder Anschluss an mich zu finden. Warum ich nur Hamillah immer wieder in Bezug brachte? dachte ich und überlegte, dass sie mich im Museum wahrscheinlich zuletzt suchen würden.
    Eine Stunde Verschnaufpause gab ich mir und ging durch das Portal des Museums, vorbei an einen knochigen Wärter mit einem Zwirbelbart wie ein alter Mameluck, und betrat das kalte unpersönliche Forum dieses von Erhabenheit gegenüber eines Erdenwinzinglings wie mich, strotzenden Gemäuers. Das Museum von Bejaia war wie alle Museen dieser Welt. Altertümliche Überreste aus den Zeiten der Phönizier und Römer, die eine scheinbare Anbindung Nordafrikas an das Antike Europa zum Ausdruck bringen wollten. In einer weiteren Halle waren Vögel und Insekten aus Schwarzafrika zu sehen, und den Menschen Nordafrikas, von Marokko bis Ägypten, musste klar werden, dass sie ein Teil dieses Kontinent Afrika waren wenn auch nicht von schwarzer Hautfarbe. Welche Gefühle mussten da vorhanden sein, wenn man zu dunkelhäutig für den Kontinent Europa war, und auf der anderen Seite,

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