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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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wiederum zu hellhäutig, um von den Schwarzen Afrikas als ihresgleichen angesehen werden zu können? Nordafrika ist etwas anderes, besonderes, es ist ein eigener Kontinent zwischen den Kontinenten Europa und Afrika.
    Noch eine weiter Ausstellungshalle gönnte ich mir. Eine Halle, die Gemälde von Landschaften und Menschen der Kabylei zeigte. Bilder voll der Gegensätze. Wie das Getreide geerntet wurde auf den riesigen europäischen Farmen der Colons, mit einer Vielzahl modernster Maschinen und Geräten, und im Gegensatz dazu, wie ein ausgemergelter Berber in einem weiten Umhang mit Kapuze, und einer Djellaba, seinen Holzpflug von zwei Esel ziehen ließ um einer kargen ausgedörrten Erde noch etwas Fruchtbarkeit zu entlocken.
    Ein Gemälde, das mich besonders im Bann hielt, stellte das Djurdjura-Gebirgsmassiv der Großen Kabylei dar. An einer steilen, und schwer zugänglich erscheinenden Stelle, ein Dorf. Wie ein Nest, auf grünem Hügel geklebt, die Dächer mit roten Ziegeln gedeckt, so leuchtete es von der Höhe. Ich konnte mich von diesem Anblick kaum trennen. 
     
    » Gourbi, so nennen wir unsere Behausung, oder „Gourabi“ , im Plural!«
     
    Unbemerkt von mir, ich war so vertieft in diese Gemälde-Landschaft, stand wie aus dem Boden gewachsen ein junger Mann neben mir, etwa um die dreißig Jahre. Auf den ersten Blick wirkte er nicht unsympathisch, und obwohl er die Kleidung der Kabylei trug, und tiefschwarze Augen hatte, war seine Hautfarbe auffallend hell. Sein kurz geschnittenes Haar war von mittelblonder Farbe. Die Art wie er mich ansah, verwirrte mich ein wenig, und ich vermochte diesen Blick nicht zu deuten.
    »Wie nennen Sie ihre Häuser?«, fragte ich, denn ich hatte nur Wortfetzen verstanden, obwohl mein neuer Nachbar es vom Klang seiner Stimme in einem sehr schönen französisch sagte.
    »Wir nenne sie, Gourbi! Ein Gourbi hat meist nur einen Raum. Darin wohnt die ganze Familie, und oft, haben Esel, einige Ziegen und Schafe, auch Hühner, ihren Platz. Tongefäße mit dem Vorrat an Getreide, Oliven, Feigen,  Behälter für Öl, Honig, Milch und das Geschirr, alles ist im gleichen Raum untergebracht. Möchte Sie so leben mein Herr?«
    »Das kann ich so nicht beurteilen, ich habe eine andere Art zu leben gelernt, die ich natürlich schwer missen möchte. Wäre ich in dieser grandiosen Landschaft aufgewachsen, dann würde ich mir wohl nur diese Art des Lebens wünschen.« 
    Dieser junge Kabyle sah mich mit einer eigenartigen Augenstellung erstaunt an. Er wirkte Reif und ausgeglichen, als hätte er  schon die größten Stürme und Erfahrungen des Lebens weit hinter sich gelassen. In seinem Blick war eine ungeheuere Energie zu spüren, und er schaute mich ohne Unterlass an. Ich konnte dieser Energie dennoch widerstehen, und meine grauen Hirnzellen versuchten über meine Augen, in die kaum zu erkennenden Iriden meines Gegenübers einzudringen um darin zu Erforschen und zu Lesen. Er gab sich aber nicht Preis, nur seine Kraft und Energie trat zu Tage. 
    »Sie besitzen die Gabe, einen Menschen innerhalb kurzem zu erforschen und zu erkennen, mein Herr. Was haben Sie in einem Kabylen Gesicht gesehen? Wenn Sie es mir verraten, dann sage ich ihnen, was ich in ihrem europäischen Gesicht gesehen habe!«
    Jetzt musste ich doch laut lachen, und entnahm eine Zigarette aus der Schachtel. Dabei kam das Marabout von Asissa zum Vorschein, und ich bemerkte wie sich bei meinem Nachbarn das rechte Augenlid kaum merkbar noch oben verschob. Eine seltsame Marotte hatte er sich da zueigen gemacht. Ich bot dem Kabylen auch eine Zigarette an, wie im Orient so üblich, „ein Muss“, und die er auch dankend entgegen nahm. Wir rauchten einige Züge, die von einer kleinen Redepause begleitet wurde.
    »Ist hier im Museum das Rauchen denn nicht verboten, mein Herr?«
    »Sagen Sie doch einfach Herr Vancelli, es ist mein Name. Er klingt zwar italienisch aber ich bin gebürtiger Schweizer, aus Genf. Was das Rauchen anbelangt, so müssen wir uns keine Gedanken machen. Solange Sie auch eine Rauchen, kann uns kein Rauswurf passieren!«
    »Was macht Sie so sicher Herr Vancelli? Übrigens, ich heiße Moulud Dhabou!«
    »Die Tatsache, das ich gesehen habe, wie der Herr Museumswächter zu uns in diesen Raum gehen wollte, und als er Sie erblickte, sich in devoter Haltung wieder entfernte. Er muss sehr wohl wissen, dass man ihnen das Rauchen nicht verbietet!«
    »Gut, Herr Vancelli, ich habe recht behalten mit ihren seherischen Fähigkeiten.

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