Tanz der Aranaea (German Edition)

würde. So nach meinen Überlegungen. Wild und aggressiv, nach Orientalen Sitte, hupten die entnervten Autofahrer, die hinter unserer alten Rostlaube kriechen mussten, und dessen verbeulte Karosserie bei jeder Bodenwelle mindestens ein halbes Dutzend Schrauben auf der Fahrbahn liegen ließ. Noch schlimmer wurde es wohl für den „Riecher “, wenn ein Idiot von Passagier, also ich, an jeder Hinterlassenschaft der Europäer um einen Halt bat, damit er aus dem Fahrzeug heraus die Mauersteine begaffen konnte. Ich interpretierte seine Gedankenwelt:
     
    „Warum um Allahs Willen, lässt sich dieser Affe von Europäer nicht wie alle anständigen Affen dieser Welt, nicht in das nächste Hotel fahren, und er könne seinem Chef die ordentliche Erfüllung seines Auftrages melden. Nein, der da lässt mich, den stolzen Kabyle, bei jeder Gelegenheit anhalten, und mein armer alter Motor hat die größten Probleme wieder stinkend und qualmend auf Touren zu kommen. Ich warte nur darauf, bis die Maschine den letzten Furz macht, dann kann Mehdi Hamillah aber was erleben.“  
     
    Weiter resümierte ich: So, und nur so, konnten die Gedanken des „Riechkolbens“ sein, dachte ich mir. Doch, warum bezog ich Mehdi Hamillah, meinen freundlichen Mitreisenden aus der Eisenbahn mit ein? Irgendwie roch es hier gewaltig nach Ärger. Hamillah war mir vielleicht eine Spur zu freundlich und aufgeschlossen. Aber warum?
    Möglicherweise wussten sie von der „ Angel of Paradise“ und ihrem Laderaum, der gespickt voll war mit allen möglichen Waffen, die für eine mittlere Revolution ausreichen würden.
    Was ich wiederum doch nicht recht glaubte, denn um an diese Waffen zu kommen, brauchten sie keinen Vancelli. Das Schiff befuhr ihr Einflussgebiet, und es wäre bestimmt nicht schwer zu kapern. Sollten sie meiner Habhaft werden, dann bleibe ich bei meiner Geschichte, dass ich als ein nicht zu sehr von Geldmittel gesegneter Journalist sei, mir keinen ordentlichen Flieger von Marseille nach Algier leisten konnte, und deshalb mit einem Seelenverkäufer wie die „Angel of  Paradise“ in „die Mittelmeer schiffen musste“, um es wie Zouzou Zizanie ausgedrückt zu haben. Und wenn sie mich bei der Ankunft in Algier zusammen mit Zouzou und Sabi Loulou gesehen hatten, und seitdem observierten? Wenn sie sich fragen: Was tut der Vancelli alleine in Bejaia und in der Kabylei?
    Ich musste kühl bleiben und nochmals kurz rekapitulieren. Zouzou, und Sabi Loulou, machten jede für sich einen großen Bogen um die Kabylei, um nach Constantine zu gelangen. Die beiden kannten Algerien wie ihre Blusenknöpfe. Die Bergeracs, waren nicht so leicht zu fassen. Was sie in Constantine anstellen wollten, konnte eigentlich niemand wissen. Ich für meinen Teil trennte mich von ihnen denn ich habe sie nur zufällig auf dem Seelenverkäufer kennen gelernt. Klingt ganz gut und es beruhigte meine Nerven. Wie mache ich weiter? Also, ich bin Journalist, und das ist noch nicht einmal gelogen, mache meine Berichte über die Menschen in der Kabylei, und drücke mich so nebenbei im Hafen von Bejaia herum, um ein passendes Handelschiff für meine anschließende Weiterreise nach Westafrika zu finden. Gut so, das könnte so funktionieren. Ich zündete mir als Belohnung eine Zigarette an und lehnte mich zufrieden in das verschlissene Polster des alten Chevys. Und wenn ihnen die Vergangenheit der beiden Frauen als aktive Mitglieder der OAS bekannt war? Wenn sie Sabi Loulou dabei beobachtet hatten, als sie dem OAS Agenten für Nordafrika, Al Sabti, aufsuchte, der im Besitz der Pläne der OAS Waffenlager in der Kabylei ist? Oder sie wurde gesehen, als sie Ben Salah, den Leiter der SDECE aufsuchte?
    Die Kabylen können auch eins und eins zusammen zählen. Die OAS-Bergerac, plus den OAS Mann Al Sabti, gleich Vancelli, der in ihrem Gebiet herumgurkt. Wenn sie mich möglicherweise für einen leitenden OAS Agenten hielten, der neue Waffenschieberei organisiert. Vancelli, ein führendes Mitglied jener Organisation, der in der Vergangenheit so manchen Kabylen das Lebenslicht ausgepustet hatte, und der auch wusste, wo die Waffenlager der OAS in der Kabylei sich befanden? Waffen, welche die Kabylen-Rebellen so dringend benötigten, um sich diese verhasste Militär-Clique in Algier vom Halse zu schaffen? Waren sie bisher nur so zurückhaltend und verhältnismäßig freundlich, weil ihnen die letzten Beweise für ihre Vermutung fehlten, und sich ohne diese Beweise mit einem Schweizer Staatsbürger