Tanz der Aranaea (German Edition)
Familie sucht.«
»Familie suchen? Du kommst aus Agadez, hast du gesagt. Eine nicht allzu große Stadt im Niger. Ich kenne sie vom Namen, und habe einige Fotos dieser lausigen Stadt gesehen. Da ist es doch nicht allzu schwierig deine Familie zu finden? Ohne mich!«
»Eigentlich bin ich aus In Gall, etwa hundert Kilometer westlich von Agadez, schlimm Francesco? Nimmst du mich mit?«
»Bei der halben Erdumrundung, die wir vornehmen, kommt es auf die hundert Kilometer auch nicht mehr an, Zöpfchen. Ich bringe dich zu deiner Familie!«
Wie sollte ich dies je der lieben Zouzou Zizanie, und der zarten Sabi Loulou beibringen? Auf jeden Fall äußerst schonend. Sie würden mich garantiert in der Wüste, bei einem kräftigen Sandsturm, aussetzen. Zöpfchen strahlte wie ein kleines Kind unter dem Weihnachtsbaum und setzte sich neben mich auf die Bettkante.
»Francesco, schwöre bei deinem Christengott, dass du mich zu meiner Familie bringst!«
Dieses Gesicht, die wunderbaren Augen mit ihrem hoffnungsvollen Ausdruck endlich wieder nach Hause zu kommen. Ich musste ihr helfen, soweit es in meiner Macht stand, und diese war nicht sehr ausgeprägt.
»Ja, Zöpfchen, soweit es in meiner Macht steht!«
»Bei deinem Christengott?«
»Ja!«
»Sage es!«
»Bei meinem Christengott! So weit es in meiner Macht steht.«
»Gut.«
»Nichts ist gut, Zöpfchen! Ich sitze hier fest und wenn es den Kabylen nicht passt, dann sitze ich noch in hundert Jahren hier. Bevor wir nach In Gall fahren, muss ich meinen Auftrag hier erledigen. Dann erst kann ich dich mitnehmen, und vorher geht es nach Constantine zu den beiden Frauen, mit denen wir beide die Reise durchführen!«
»Weshalb hast du zwei Frauen, genügt dir nicht eine, Francesco? Und was meinst du mit Auftrag erledigen?«
»Frag nicht soviel Zöpfchen, dann musst du auch nicht so viele Antworten geben. Denk einfach daran, dass wir bald nach Agadez reiten wollen, und außerdem sind diese beiden Frauen nicht meine Frauen! Wir sind Freunde, Kumpel, Kameraden, die durch die dünne und dicke „merde“ gehen. Ich liebe die beiden, und sie lieben mich, meistens jedenfalls, wenn auch nicht immer, aber immerhin!«
»Du redest aber komisch, Francesco! Wieso kann man durch die dicke und dünne „merde“ gehen? Wer macht schon so etwas? Wir sammeln dieses Zeug von den Kamelen und wenn es schön trocken ist, machen wir damit Feuer zum Kochen!«
»Man kann mit Kamelscheiße noch viel mehr machen, Zöpfchen! Ich habe es bei den Arabern in der Libyschen Wüste oft in der Pfeife geraucht!«
»Pfui Francesco, von mir wirst du nie im Leben einen Kuss bekommen! Wenn Marie-Claire wüsste, dass du “merde“ rauchst, dann hätte sie dir bestimmt vorhin bei deinem Kuss, eine Ohrfeige gegeben!«
»Ach was, Zöpfchen. Das ist schon so lange her! Heute rauche ich keine Kamelscheiße mehr und außerdem habe ich mir seither bestimmt schon Zwanzigtausendmal die Zähne geputzt!«
»Du bist schon ein eigenartiger Mann, Francesco. Ich kann mit dir nichts anfangen! Marie-Claire, ist auch schon ganz verzweifelt. Du bist möglicherweise ein gefährlicher europäischer Agent, aber vieles spricht wiederum dagegen. Manchmal redest du Dinge, die man nicht versteht und wenn man sich bei dir in Sicherheit fühlt, dann macht es „blubb“ und man steht im Regen. Marie-Claire, Hamillah und Moulud haben es jedenfalls auch gesagt und auch Hossni, der Mann, mit der Taxe.«
»Hossni, heißt der Riechkolben?«, ich musste laut lachen, »woher weißt du das alles, Zöpfchen?«
»Ich weiß alles was Marie-Claire macht, wir sind gute Freundinnen und haben keine Geheimnisse voreinander. Aber sag mir doch was ein Riechkolben ist?«
»Schau dir beim nächsten Mal die Nase von Hossni genauer an Zöpfchen, dann weißt du was ein Riechkolben ist. Übrigens, wenn Marie-Claire keine Geheimnisse vor dir hat, dann kannst du mir sicher sagen, woher Marie-Claire wusste, dass ich bei auch auftauche? Sie war nicht sonderlich überrascht als sie mich sah. Eher so, als hätte sie mich erwartet.«
»Das kann ich dir alles erklären, Francesco. Als sich Hamillah von dir trennte, bekam Hossni, der mit dem Riechkolben, den Auftrag dich zu beschatten. Das hat auch einigermaßen funktioniert. Du hast dir einige Notizen auf einen Schreibblock gemacht und bei deinem plötzlichen Sprung aus der Taxe, hast du diesen Schreibblock verloren. Du hast zwar die beschriebene Seite vorher abgerissen, aber auf der zweiten Seite war noch der
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