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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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und meine Drahtschlinge. Danach nahmen sie mir den Stoffsack vom Kopf und stießen mich rüde auf einen Stuhl, der vor einem einfachen Schreibtisch stand. Mein Gegenüber, ein schmächtiger unauffälliger Mann mit straff gekämmtem und pomadisiertem Haar, sah mich aus kleinen flinken beweglichen Augen an, von oben bis unten.
    »Was hat die Parole: „Der Walfisch liebt das weite Meer“ und „Er soll die Strände meiden“ , zu bedeuten?«
     
    Ein pomadisierter Kanisterschädel sagte es in brillantem französisch, doch ich reagierte nicht auf diese Frage. Ich sagte zu dem Mann mit diesem erstaunlich eckig wirkenden Kopf nur, dass ich kein französisch spreche und redete weiter in deutscher Sprache.
    »Ich spreche nur deutsch, mein Herr, ich komme aus der Schweiz! Vielleicht können Sie einen Dolmetscher bemühen?«, antwortete ich.
    Die Speicheldrüsen in meinem Mund haben schon längst ihre Funktion eingestellt, so dass ich die aus Furcht trocken gewordenen, und zusammengepressten Lippen kaum bewegen konnte. Der Pomadenschädel im schwarzen Anzug, machte eine kurze Kopfbewegung in Richtung zu einem der Militärpolizisten und jener holte zu einem Schlag mit dem Handrücken aus, der voll meine römisch gerade gewachsene Nase traf. Das Blut lief ungehindert über meinen Schnauzbart und von dort auf das unrasierte Kinn, um sich danach in meinem Berbergewand zu verteilen. Mit den auf dem Rücken in Handschellen gefesselten Händen, konnte ich meiner arg strapazierten Nase keinen Trost spenden.
    Von dem Schlag füllten sich automatisch die Augen mit Tränenflüssigkeit und durch einen Schleier erkannte ich, wie der Pomadenschädel die Pässe von mir und Lefebre studierte.
    Er zeigte mit einem Finger auf meinen Pass und deutete mit einer Kopfbewegung an, ob dies mein Pass sei. In deutscher Sprache antwortete ich: »Ich bin Vancelli, Francesco Vancelli. Mein Auftraggeber arbeitet für Moskau, für den KGB!«  Das ist es, so könnte es funktionieren. Man musste nur eine auf die Schnauze kriegen, und schon sprudelten die Ideen. Jetzt habe ich dich du Schwein, dachte ich.
    »Du Moskau - du KGB?«, seine flinken schwarzen Augen, sahen mich erstaunt an. 
    »Ja, du Arschloch. Ich Moskau, ich KGB«, schrie ich ihn an. Ich verlor meine Fassung und schrie den Kanisterkopf an, alles noch schön in deutscher Sprache und ich konnte nur hoffen, dass er den erst genannten Vulgärausdruck, der sich normalerweise nicht in meinem Vokabular befand, nicht verstand. Er musste es verstanden haben, denn er sprang sofort auf und gab schreiend dem Militärpolizisten einen Befehl. Manche Ausdrücke hatten eben einen internationalen Charakter und mussten nicht übersetzt werden, sie verstand man auch so.
    Der Militärpolizist kam wieder auf mich zu und holte zu einem erneuten Schlag aus. Wieder mit dem Handrücken und wieder in Richtung meiner Nase, die allmählich die Konturen von Hossnis Riechkolben bekamen. Den Kopf konnte ich noch etwas zur Seite nehmen aber nicht verhindern, dass der Schlag noch voll mein linkes Auge traf. Ohne zu zögern, hat mein linkes Auge seine Aufgabe eingestellt und sich mit geschwollenem Liddeckel ins Dunkel verabschiedet.  Dieser Ton, den ich angeschlagen habe, führte also auch nicht zum Erfolg. Charme musste her, Charme kann den Pomadenschädel vielleicht noch versöhnen, doch meine Charme-Batterien waren leer und ich lallte nur noch das Wort, „KGB“.
    Der Anzugträger sah mich lange und durchdringend an, um danach zum Telefonhörer zu greifen. Mit seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung, redete er in langen Sätzen russisch und immer wieder hörte ich die Worte, Lefebre, Vancelli und KGB. Nach einer Weile, verabschiedete er sich von seinem Partner am Telefon und sagte zu seinen Schergen einige Worte in einem mir unbekannten einheimischen Dialekt. Die Militärpolizisten stülpten mir den Stoffsack über und führten mich aus dem Gebäude, danach auf die Straße und ich versuchte durch meinen muffigen Stoffsack noch einige Liter frischer Küstenbrise, die bis in die Stadt hinein wehte, zu erhaschen. Rücksichtslos verfrachteten sie mich auf den Rücksitz eines Fahrzeuges, das am Straßenrand abgestellt war. Die anschließende Fahrt, die rein aus dem Gefühl heraus, etwa eine halbe Stunde dauerte, musste innerhalb der Stadt zum Ziel geführt haben. Ich merkte es an den Windgeräuschen, die sich an den Mauern der Häuser brachen. Das Fahrzeug kam endlich zum Stillstand und mein sensibel gewordenes

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