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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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Lettern auf seiner Mütze geschrieben, eine Portion „Merguez“; sehr scharf gewürztes, würstchenförmiges Hackfleisch auf dem Rost gebraten. Um meinen unbändigen Hunger zu stillen, verdrückte ich gleich mehrere davon. Ich kramte aus den unermesslich tiefen Hosentaschen meiner Kabylenkleidung einige Münzen, die ich schon am Bahnhof von Bejaia gegen amerikanische Dollar eingewechselt habe.
    Mit einem starken Sodbrennen, und leichten bis mittelschweren Rebellionen meines Magens, begab ich mich, nachdem die bewaffneten Posten das Tor geöffnet haben, gemeinsam mit den Hafenarbeitern durch den Eingang zum Hafen und ging danach direkt zur Anlegestelle für die kleineren Boote. Nicht das dies mein Ziel gewesen war, doch schien es mir ratsam so zu tun, als wäre es mein derzeitiges Betätigungsfeld als Hafenarbeiter. Niemand kontrollierte uns und scheinbar wie auf Kommando, verstreute sich die Anzahl an Hafenarbeitern in alle Richtungen und waren nach kurzer Zeit in den zahlreichen Hallen des Hafengeländes verschwunden. Ich machte mich auf die Suche nach der Hafenmeisterei, um eine Nachricht an Kapitän Ramos y Alcartrez Valie zu senden, dessen Schiff, die Angel of Paradise, noch außerhalb der drei Meilen Zone vor Bejaia auf Anker liegen musste und auf Anweisungen wartete. Ich beschloss ihm mitzuteilen, dass er schnellstens und ohne Aufnahme weiterer Ladungen, seine Fahrt nach Angola aufzunehmen hat. Es würde ihn wohl verwundern, wenn er diese Anweisungen von mir erhält, dachte ich, denn dies war mit Sicherheit nicht von seinen Auftraggebern vorgesehen. Zwischen Ramos und mir hatte sich aber während unserer gemeinsamen Überfahrt von Toulon nach Algier ein Vertrauensverhältnis entwickelt, so dass er meinen Anweisungen folgen wird, schon seiner eigenen Sicherheit wegen.
     
    Die Bezeichnung Hafenmeisterei war schon etwas arg übertrieben. Durch den Niedergang des französischen Algerien und des beginnenden Entstehen eines unabhängigen Algerien, war ein vorübergehendes Vakuum entstanden, dessen Zustand mir nun entgegen kam. Die Strukturen standen noch nicht so wie zu Zeiten des französischen Departements Algerien, und wohl auch nicht die monatlichen Zahlungen eines Salärs für die Angestellten. Gegen ein gutes Bakschisch erklärte sich der ältere Kabyle bereit, der mit der Aufgabe eines mehr oder weniger Hafenmeisters betraut war, eine Funkverbindung zu der Angel of Paradise herzustellen und kurz darauf konnte ich Kapitän Ramos y Alcartrez Valie diese Anweisung mitteilen. Ramos war sofort bereit, die Gewässer um Bejaia zu verlassen, um nach Angola weiter zu fahren.
    Mir schien es fast als sei er erleichtert gewesen, als er meine Stimme hörte. Die lange Warterei, und diese Ungewissheit, zehrten an seinen Nerven. Für mich bedeutete es das Ende des ersten Aktes, den ich eingeläutet habe.
    Unbehelligt habe ich das Hafengelände verlassen, und machte mich auf den Weg zum hiesigen Postamt, um die Glocken des zweiten Aktes klingen zu lassen. Ullrich Wegener sollte eine falsche Mitteilung erhalten, wonach die
    Angel of Paradise die Ladung an Waffen in Bejaia aufgenommen habe und eine Richtige, dass sie nun auf dem Weg nach Angola sei. Man wird sich in Spanien, dem Zwischenstopp der Angel of Paradise , bei den OAS Exulanten wundern, dass alles mögliche in den Frachträumen des Schiffes geladen war, nur nicht ihre Waffen aus den scheinbar aufgelassenen Waffendepots in Nordalgerien. Wenn es mir gelegen ist, und wenn es unabdingbar ist, dachte ich, dann werde ich den dritten Akt einläuten, und die Waffen der kabylischen sozialistischen Befreiungsfront von Ait Ahmed, in die Hände spielen. Dank meiner langen Taxifahrt mit Hossni, durch die Straßen von Bejaia, konnte ich das Postamt relativ schnell finden. Auch das Postamt wurde  bewacht, wie alle öffentliche Gebäude. Die Bewacher des Postamts schienen von anderer Natur zu sein als die harmlosen algerischen Soldaten die den Hafen bewachen mussten.
    Ich wiederum versuchte harmlos wirkend an den Militärpolizisten vorbei zu gehen, und die mich dabei mit wachsamen Blicken ansahen und dabei ihre russischen Schnellfeuergewehren im Anschlag hielten. Nach kurzem Rundumblick, ging ich zu einem der Schalter hinter der eine ältere Dame saß und die sich auf Krötenart hinter ihrem Schalter breit machte. Mit einer Handbewegung signalisierte ich, dass ich telefonieren möchte. Das Nicken ihres Kopfes deutete an, dass ich die Telefonzelle an der seitlich vom Schalter

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