Tanz der Aranaea (German Edition)
Nach einer Weile betrat der mir vom Vorabend so unangenehm aufgefallene Pomadenkopf das Büro. Ein grauhaariger Kleiderschrank mit Haarschnitt einer Bürste ähnelnd, in russischer Uniform, folgte ihm in kurzem Abstand.
Der Grauhaarige musterte mich mit unbeweglicher Mimik und begabt sich zu dem Algerier der es sich bereits in einer kleinen Sitzgruppe bequem machte. Einige Minuten später öffnete sich eine Nebentür zu diesem Büro und ein junger Mann mit blonden Haaren, in der Uniform der Nationalen Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik, kam direkt auf mich zu und stellte sich höflich vor. Er schien mir meine Überraschung anzusehen, denn dies hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Wahrscheinlich folgte jetzt, nach den gestrigen Maulschellen die mir der Pomadekopf verabreichen ließ, die sanfte Tour und falls ich nicht die gewünschten Auskünfte gebe, die brutale Tour.
»Mein Name ist Leutnant Rudolf Harrer und in meiner Begleitung darf ich ihnen Oberst Boris Schuka, sowie Herrn Khaled Souri, vorstellen. Mit Herrn Souri haben Sie bereits das Vergnügen gehabt. Ihr Name ist, wie ich vermute, Francesco Vancelli?«
Ungewöhnlich freundlich stellte sich der blonde Deutsche aus der DDR mit seinem Namen vor, und dabei bemerkt er noch, dass er alle meine Antworten die ich im eigenen Interesse wahrheitsgemäß geben solle, den Herren Schuka und Souri auf russisch übersetzen werde.
»Ich bin Francesco Vancelli, Herr Leutnant!«
Ich nahm mir vor, keine Operetten zu quatschen, und nur die Antworten zu geben, worüber ich gefragt werde, und keinen Satz mehr.
»Wir haben ihre Papiere geprüft. Sie sind Schweizer und arbeiten als Journalist für eine Agentur in Zürich, stimmt das?«
»Ja, das stimmt Herr Leutnant!«
»Was führt Sie nach Algerien?«
»Ein Auftrag des KGB, Dienststelle Genf, Herr Leutnant!«
Das hat gesessen, dachte ich. Mitten in die Schießscheibe getroffen. Boris Schuka wurde nach der Übersetzung durch Harrer, unruhig und die flinken Augenbewegungen von Khaled Souri erhöhten wohl die Pulsfrequenzen. Meine selbst gestrickte Geschichte war fertig, ich konnte sie nun abspulen.
Janine Knöpfler, geborene Rachmanikoff und Leiterin der KGB-Dienststelle Genf, wird mich mit Sicherheit hier nicht vermodern lassen, überlegte ich. Was dem Araber und Berber der Verlust seiner Ehre, und dem Engländer ein Vorenthalten pervers gekochten Mittagessens, dass ist dem Russen die Meldung an seine oberste Dienststelle das er Bockmist gebaut hat weil Informationen an „ihm“ vorbei gegangen sind. Dem deutschen Leutnant Harrer gingen solche Dinge die bei anderen Bevölkerungsgruppen zum Desaster führten, gewaltig am Hintern vorbei. Die Deutschen werden nur dann verrückt, wenn auf präzise Fragen keine eben solche Antworten kamen. Ich konnte Harrer noch nicht richtig einschätzen aber ich vermutete, dass er der Assistent des im Rang höher gestellten Oberst Boris Schuka war und dennoch auf schlaue Weise für den Russen denkt und ihn führte. Harrer schien seinen Chef im Griff zu haben, denn nur er stellte die wesentlichen Fragen.
»Das ist ja sehr interessant, Herr Vancelli. Büro Genf, sagten Sie? Das werden wir natürlich überprüfen, jedenfalls weiß die Dienststelle Moskau und auch Ostberlin nichts von einem Auftrag an Sie. Nicht einmal mit ihrem Namen lässt sich dort etwas anfangen!«
»Es sollte Sie nicht verwundern Herr Leutnant. Ich bin kein KGB Agent, ich habe nur einen Auftrag der KGB-Dienststelle Schweiz übernommen!«
»Wer leitet diese Dienststelle in der Schweiz?«
»Das ist Janine Rachmanikoff, verehelichte Knöpfler, Herr Leutnant!«
Der russische Oberst Schuka, ein durchaus rein äußerlich gesehen, sympathisch wirkender Mensch, machte sich einige Notiz in seinen Schreibblock. Ich hoffte nur, dass Janine, wenn sie kontaktiert wird, auch richtig reagiert. Khaled Souri, nahm aus seiner Aktentasche die Pistole von Lefebre und einen Reisepass hervor. In Russisch sprach er Leutnant Harrer an, der sogleich die Frage an mich weitergab.
»Wer ist Lefebre, Herr Vancelli?«
»Lefebre ist, oder besser, er war ein ehemaliger Schutzgelderpresser in Algier zu der Zeit, als die Franzosen, Algerien besetzt hielten. Gleichzeitig gehörte er der OAS an und war bis zu seinem Ableben, ein Agent des französischen Geheimdienstes SDECE. Mein Auftrag lautete die Liquidierung Lefebres. Das habe ich auch getan. Sein Leichnam liegt etwa Mitte zur Höhe des Djebel Gouraya, von Seiten des Meeres aus
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