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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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»Wenn du das meinst. Das Geld vom Kaiser …«
    »Das weiß ich doch. Ist schließlich eine Selbstverständlichkeit!« Damit trat er, von Knaller unauffällig gesteuert, dem vermögenden Mann mitten in den Weg.
    Der hielt im Gehen inne und musterte ungläubig die Gruppe von Strolchen, die sich vor ihm nicht zu fürchten schien.
    »Auf ein Wort, Meister«, sagte Bär ungeniert. »Wir haben da etwas mit Euch zu besprechen.«
    Der Mann rieb sich die Hände, weil die Kälte ihn biss, und mochte wohl noch immer nicht glauben, was er sah. Er schien es auch nicht erheiternd zu finden. Jedenfalls verschlechterte seine Laune sich deutlich.
    »Was hätte ich wohl mit euch Gesindel zu reden?«, knurrte er.
    »Mehr als Ihr denkt«, sagte Bär freundlich. »Der Kran dort läuft auf Eure Rechnung, nicht wahr? Nun, Ihr habt in dem hübschen Ding einen Burschen stecken, der dort nicht hineingehört.«
    »Angus!«, brüllte der Kaufmann, und es näherte sich ein vierschrötiger Kerl, der offensichtlich nicht viel Federlesens mit Leuten machte, die seinem Herrn und Meister lästig wurden.
    »Lasst Angus lieber beiseite«, sagte Bär, unverändert höflich. »Er würde unser kleines Geschäft nur stören.«
    »Du unverschämter Narr …«, brauste der Kaufmann auf, aber Bär hob beschwichtigend die Hand.
    »Kein Grund zur Aufregung«, sagte er. »Übrigens kenne ich den Rentmeister, dem Ihr über Eure Gebühren Abrechnung legt … Ob er weiß, was Ihr alles an der Gebührenaufsicht vorbeigehen lasst?«
    Der Mann starrte ihn mit großen Augen an und machte den Eindruck, als werde er gleich platzen. Einer von seinen Bediensteten, der eine Schreibtafel und eine Art Siegel in Händen hielt, trat zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Mehr habe ich nicht mitbekommen, denn in diesem Augenblick hörte ich eine Stimme vom Kran herüber, die ich gut kannte.
    »Kat!«, rief die Stimme.
    »Pietro!« Ich lief zu dem großen Rad. Da war er! Er kauerte in einem Gedränge schwitzender Männer, die aus dem Gebälk des Krans auf mich herabblickten und vor Kälte zitterten, weil sie von der Arbeit erhitzt waren und nun, da es nicht weiterging, unter der eisigen Schärfe des Windes litten. Es gab mir einen Stich, den Freund so zu sehen. Er wirkte erschöpft und abgerissen, aber seine Augen leuchteten. Ein albernes, widervernünftiges Herzklopfen packte mich.
    »Gut, dich zu sehen!«, sagte ich, bemüht, nicht zu viel von meinen Gefühlen zu verraten. Die Burschen, die ihn umdrängten, grinsten und rissen dreckige Witze. Es kümmerte mich nicht. Aber etwas anderes lenkte mich ab. Bär rief nach mir! Ich winkte Pietro zu und kehrte zu dem Gespräch mit dem Kaufmann zurück.
    »Dieser junge Mann«, sagte Bär, »ist unser Finanzverwalter. Er wird die nötige Auszahlung vornehmen.«
    Der Kaufmann musterte mich entrüstet.
    »Du?«, fuhr er mich an. »Was fällt denn dir ein? War ich heut Morgen nicht deutlich genug?« Demnach erinnerte er sich durchaus an mich. Ich überging seinen Anwurf, setzte nach Vermögeneine geschäftsmäßige Miene auf und spuckte herzhaft auf den Boden. So hatte ich es schließlich mühsam gelernt, um überzeugend zu wirken.
    »Um wie viel handelt es sich?«, fragte ich ungerührt.
    Das Rot im Gesicht des Mannes wurde noch eine Spur dunkler.
    »Vergesst bitte nicht, was wir besprochen haben«, sagte Bär liebenswürdig zu ihm.
    Des Mannes Augen sprühten Funken. »Ihr dreckigen Gauner, was soll dieser Unsinn? Es wären sechs Gulden! Versteht ihr? Sechs Gulden! So viel schuldet mir dieser Unglücksvogel!«
    »Sechs Gulden«, brummte Bär. »Soll das etwas sein?«
    »So viel habt ihr nie auf einem Haufen gesehen, verdammt noch mal!«
    »Sechs Gulden«, sagte ich. »Ihr seid nicht zimperlich in Euren Ansprüchen.«
    Er grunzte empört, und sein Blick durchbohrte mich voll Verachtung.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Knaller sich vorbeugte, und hörte, wie er fragte: »Ob es überhaupt seine Richtigkeit hat, dass der junge Mann von Euch in Eisen gehalten wird?«
    »Lass das meine Sorge sein …« Dann blieb ihm die Stimme weg. Ich hatte nämlich den Beutel hervorgezogen und griff hinein, um in aller Ruhe ein Goldstück nach dem anderen herauszuziehen und sorgfältig auf die flache Hand von Zunge zu legen, der achtsam zwischen mich und unser Gegenüber getreten war.
    »Sechs«, sagte ich und ließ den Beutel wieder verschwinden.
    Der Kaufmann schluckte. Sein Mund war zu einem schmalen Strich geworden. Nun gab er seinen Aufpassern

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