Tanz der Dämonen
– lange bevor es zu den Kämpfen kam! – mit dem erwähnten Mönch bekannt wurde. Er war durch all die vielen Kontakte, über die er verfügte, in der Lage, die übrigen zusammenzuführen, alle, die für den hübschen Plan gebraucht wurden. In gewisser Weise war er der Spiritus Rector des Ganzen, und er zog die Fäden. Ihn kennst du als Ahasver, was nicht sein wahrer Name ist.«
Ahasver also hatte am Anfang gestanden und den Plan entwickelt …
»Und der Schwarze Hund?«, wollte ich wissen.
»Der? Er hat nie zum inneren Kreis gehört. Hatte nie wirklich Einblick in das, was vorging. Er war mein Beauftragter und sollte bestimmte Dinge für mich tun. Das war keine gute Wahl. Er hat zugleich auch von anderen Geld genommen, wie ich inzwischen weiß. Von Arndt vor allem und auch vom Grafen Eglof. Arndt wollte ihn zu seinem Schutz einsetzen. Er hat sich nicht bewährt.«
»Was waren das für ›Dinge‹, die er tun sollte?«
»Ein Mordauftrag hat nicht dazu gehört, wenn es das ist, was du meinst. Jedenfalls nicht, soweit es mich betrifft. Arndt hatte ihn ausgesandt, um Ahasver abzufangen, ehe der nach Köln kam. Aus gewissen Gründen …«
»Aber er hat uns überfallen! Damit fing alles an.«
»Ich sehe schon, dass du mir nicht glaubst. Der Schwarze Hund sollte für mich mit Ahasver Kontakt aufnehmen. Ich wusste zu der Zeit nicht, dass er von anderen viel weiter gehende Aufträge erhalten hatte. Ich wollte mit dem Alten reden. Dasselbe hat übrigens dieser Arckenberg gewollt. Er hat in einer Schänke an der Straße nach Köln gewartet, um mit Ahasver zu reden. Da ist er dann umgebracht worden, wie du ja weißt. Zu der Zeit waren er und ich in Verbindung. Der Schwarze Hund hat sich auch von ihm bezahlen lassen und hat ihm ebenso schlecht gedient wie mir. Er hat fette Beute gewittert und versucht, sein eigenes Süppchen zu kochen.«
»Und weshalb sollte Ahasver abgefangen werden?«
»Du bist so hartnäckig wie dein Vater. Aber viel weniger raffiniert. Also gut: Damit hat es eine besondere Bewandtnis. Ich hatte große Mühe, das herauszufinden. Gib Acht: Ahasver sah sich nach der Plünderung des Klosters um seinen Anteil betrogen. Jedenfalls glaubte er das. Da sehe auch ich nicht ganz klar. Beim Abtransport des Schatzes hat es wohl einen Unfall gegeben. Ahasver wurde schwer verletzt, zwei andere nur leicht. Ahasver brachte man in ein Spital bei Nördlingen und überließ ihn seinem Schicksal. Keiner glaubte, dass er am Leben bleiben würde. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein Teil der Beute schon verteilt: das Münzgeld, zweifellos für jeden genug, aber doch nur ein Trinkgeld, verglichen mit dem, was der Rest wert war. Ahasver wurde dabei übergangen und regelrecht ausgebootet. Er hat nie erfahren, wer von den anderen ihn geprellt hat oder ob es alle zusammen gewesen sind. Ich weiß es auch nicht. Ich kam schließlich erst viel später mit dieser Sache in Berührung. Jedenfalls hat er die alten Kumpane gehasst, sie haben ihn gefürchtet und wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
»Und der Skorpion? Dieses Zeichen, das ein Schlüssel ist?«
Er seufzte, und dennoch glaube ich, dass er mir eigentlich recht gern erzählte, was er wusste.
»Der Rest des Schatzes war noch sehr umfangreich. Gold, Juwelen, Geräte und natürlich – das Buch! Letzteres ist das, was ich haben will. Alles, was nicht ohne weiteres und auf der Stelle zu Geldgemacht werden konnte, legten sie in eine starke metallene Kiste, um es vorerst in Sicherheit zu bringen. Bedenke, was für schwierige Zeiten das waren! Für das Behältnis hat ein gewiefter Nürnberger Feinschmied und Uhrwerkmacher – übrigens ein Mann, der wegen Unterschlagung aus seiner Zunft ausgestoßen worden war – ein raffiniertes System von Schlössern geschaffen. Es wurde so hergerichtet, dass es nur mit sieben Schlüsseln geöffnet werden konnte – alle zusammen, verstehst du? Keiner sollte ohne die anderen imstande sein, an den Inhalt zu gelangen. Ein rechtes Stück von Schurkenphantasie! Es war Ahasver, der diese Dinge arrangiert hat. Der Schmied, der die Arbeiten durchgeführt hat, ist übrigens bald darauf zu Tode gekommen.« Er räusperte sich und hielt inne, wohl um die Wirkung dieser Worte auf mich zu beobachten. Dann fuhr er fort: » Herr Arndt, wie du ihn so gerne nennst, bestand darauf, die Schatzkiste in seiner Obhut zu verwahren. Sie wurde nach Köln gebracht. Angeblich war sie heimlich in einer Gruft in einer Klosterkirche beigesetzt, aber du und ich haben
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