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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Klosters wurde die Truppe zersprengt und aufgerieben. Man sagt, sie seien verraten worden. Der Hauptmann entkam und dachte nur noch an sich selbst …«
    Er machte eine Pause und blickte mich an, zum ersten Mal, seit dieses Gespräch begonnen hatte. Ich schluckte mit trockener Kehle.
    »Dieser Mann ist dein Vater, wie du gewiss schon längst erraten hast.«
    Grifone. Ich hatte es mir gedacht.
    »Ihr kennt nicht seinen wahren Namen?«
    Der Magus schüttelte den Kopf. Er setzte eine zweite Schachfigur neben die erste.
    » Secundus . Der Leutnant dieses Hauptmanns. Auch er ein Mann von Adel, der von Jugend auf mit deinem Vater befreundet war. Von ihm hat man allerdings später behauptet, dass er insgeheim im Sold der Fürsten stand und nichts anderes betrieben hat als Verrat an der Sache der Rebellen. Dein Vater hat wohl bis vor kurzem nichts davon gewusst. Er hielt ihn stets für einen Freund, glaube ich. Dieser Mann ist später ein Höfling und sogar ein wichtiger Berater im engsten Kreis des Kaisers geworden.«
    »Graf Eglof«, sagte ich.
    Er nickte. »Eglof Graf von Dornstein. Zuletzt ein ziemlich bedeutender Mann …«
    Zuletzt? Was meinte er damit? Aber ich wollte ihn nicht unterbrechen.
    »Tertius . « Wieder wanderte ein Bauer auf das Brett. »Der Mönch, der das geheime Kabinett im Kloster betrieben hatte. Er nahm den Kontakt zu den anderen auf und hat selbst ihre Aufmerksamkeit auf das Kloster gelenkt. Später brauchte er ihre Hilfe, um an seine verschütteten Schätze zu gelangen. Vermutlich wollte er vor allem Gelegenheit finden, seine geheimen und verbotenen Studien weiterzuführen. Das hat er getan. Auch ist er beim geistlichen Stand geblieben und wurde ein Vertrauter des Erzbischofs von Köln,beauftragt mit Rechnungslegung und Lieferkontrolle beim Dombau und übrigens ein entscheidender Ratgeber der Heiligen Inquisition.«
    Pater Nabor!, ging es mir durch den Kopf.
    Der Magus sah, dass ich verstanden hatte. » Quartus . Der Mann, der alle Kosten für das Unternehmen vorstreckte. Trug also das finanzielle Risiko. Er ist wenig hervorgetreten, aber er hat am meisten profitiert. Kaufmann in Köln.«
    »Herr Arndt.«
    »Kein anderer. Ja. Einstmals der Herr dieses Hauses, in dem wir uns jetzt befinden.
    Quintus . Der Beauftragte, den dieser Kaufmann als seinen Agenten einsetzte, damit der seine Interessen vertrat und allen andern auf die Finger schaute. Ein williger Handlanger, hinter dem sich der wahre Täter verbergen konnte. So bleibt man nach außen ein Ehrenmann mit sauberer Weste! Dieser Gehilfe war einer, der zeitlebens durch sein taktisches Geschick auffiel – und durch seine rücksichtslosen Methoden. Wurde später Ratsherr und Rentmeister hier in Köln.«
    Auch dazu gab es nichts weiter zu fragen. Diesen Mann hatte ich tot auf der Landstraße liegen sehen. »Ihr meint Herrn Arckenberg«, sagte ich. Er antwortete gar nicht, sondern stellte die sechste Schachfigur auf:
    » Sextus . Nun kommt ein typischer Mitläufer. Der jüngere Bruder des Kaufmanns, der zwar nichts von dessen Tatkraft, dafür jedoch viel von seiner Habgier abbekommen hatte. Hätte ein ganz annehmbarer Zeitgenosse sein können. Sein Bruder hielt ihn allerdings für wenig lebenstüchtig. Er wollte ihn versorgt wissen und vermutlich auch vom Halse haben. So hat er dem Jüngeren zu einträglichen Verdienstmöglichkeiten verholfen, ohne dass der jemals gelernt hatte, das Geld zusammenzuhalten. So ist das im Leben. Der junge Mann war übrigens am Schauplatz des Geschehens, als das Kloster gestürmt wurde. Über das, was er dabei gesehen hat, ist er nie hinweggekommen. Er ist in Wahrheit schon vor ein paar Jahren gestorben, obwohl er bis vor kurzer Zeit noch gelebt hat. Erwurde – wenn es ausgleichende Gerechtigkeit gibt – mit dem Aussatz gestraft und hat ein erbärmliches Dasein zuletzt bei den Unreinen vor der Stadt gefristet. Das weißt du ja so gut wie ich. Möge sein Richter ihm gnädig sein! Er ist der Einzige von allen, für den ich wirklich Mitgefühl empfinde. Übrigens – falls es dich interessiert: Durch ihn bin ich in dieses Spiel gelangt. Er hat mir – gegen gewisse Hilfeleistungen – sagen wir einmal … seinen Anteil überlassen.«
    Der Gesichtslose.
    Der Magus ließ den schwarzen Schachbauern, den er bereits gegriffen hatte, wieder fallen und ersetzte ihn durch einen weißen. Damit meinte er wohl sich selbst.
    »Überlassen?«, fragte ich.
    »Septimus«, fuhr der Berichterstatter ungerührt fort. »Der Mann, der zuerst

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