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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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erfahren.«
    Kein Zweifel: Der Magus beobachtete mich genau, während er leise weitersprach:
    »Und diese Tat ist zweifellos geschehen, nachdem Ahasver – umkam. Also kommt er dafür nicht in Frage.«
    Es wirbelte mir im Kopf. Wurde ich nicht wiederum in die Irregeführt? Sollte es wirklich so sein, dass alle diese Morde von einer Person verübt worden waren? Mein Gefühl sagte mir, dass der Magus Recht hatte. Sagte der Verstand nicht dasselbe? Blieb dann nicht nur eine Lösung?
    »Nicht wahr«, sagte er boshaft. »Die Wahrheit macht dir zu schaffen!«
    Was sollte ich dagegensetzen? Ich begriff, wohin er mich drängen wollte, aber so rasch gab ich nicht auf. Selbst wenn ich längst ganz ähnliche Schlüsse wie er gezogen hatte, war ich nicht bereit, ihm vorschnell Recht zu geben. Immerhin sah ich noch eine andere Möglichkeit. Ich deutete auf die eine weiße Figur vor ihm auf dem Tisch. »Und Ihr wollt sagen, dass Ihr selbst als Mörder nicht in Frage kommt?«
    »Ich habe nie zur Bande gehört.«
    »Aber hinter dem Schatz seid Ihr her wie jeder von ihnen.«
    »Du sperrst dich einfach nur gegen die Wahrheit. Und sie ist ja auch fürchterlich: Der Mörder muss dein Vater sein!«
    Der Magen schnürte sich mir zu, und ich spürte, wie mein Gesicht blutleer wurde. Er hatte kein Recht, das zu sagen! Aber war es denn nicht die Wahrheit? Hatte ich das nicht tausendmal selbst gedacht?
    Ich stieß hervor: »Ihr legt es nur darauf an, mich zu verwirren.«
    Er lächelte. »Frag deinen Vater doch selbst: Er wird gleich hier sein.«
    Ich fuhr auf, aber ehe ich etwas sagen konnte, sprach er schon weiter: »Übrigens – da ist noch etwas!« Damit zog er eine Hand voll kleiner Gegenstände aus der Tasche und begann eine Anzahl jener Amulette, die als Skorpione gestaltet waren, auf den Tisch zu zählen.
    »Fünf habe ich«, sagte er. »Kauf, Bestechung und auch Diebstahl haben sie in meine Hand gebracht. Mord wohlgemerkt ist dazu gar nicht nötig gewesen. Übrigens: Das Geheimnis dieser Dinger kennst du ja so gut wie ich.«
    Er drehte eines der kleinen Werke um und klappte an derUnterseite jenen winzigen Metallstift hervor, der als Schlüssel gearbeitet war. Das einzig neue hieran war sein Hinweis auf die Schatulle gewesen, zu der diese Schlüssel gehörten.
    »Das sechste«, deklamierte er, »bringt zweifellos dein Vater mit. Und eines hast du – oder täusche ich mich?«
    »Ich habe eines.« Für seine überhebliche Miene hätte ich ihn ins Gesicht schlagen mögen.
    »Das ist der Skorpion, der Ahasver gehört hat, nicht wahr?«
    »Er hat ihn mir zum Aufbewahren gegeben.«
    »Hm. Schlauer Fuchs. Er wird seine Gründe gehabt haben. Er hat vielleicht geglaubt, dass bei dir keiner sucht. Vielleicht hat er auch verhindern wollen, dass dieses Ding mit ihm verschwindet …«
    Wieder so eine rätselhafte Bemerkung! Als hätte Ahasver voraussehen können, dass sein Geschick ihn auf so grausige Weise auf den Grund des Flusses führen würde!
    Aber wieder fand ich nicht die Gelegenheit, weiter zu fragen. Der Magus schien das Interesse an mir plötzlich verloren zu haben. Es klang mehr wie ein Selbstgespräch, als er fortfuhr: »Ein Skorpion ist von Arckenberg. Der Schwarze Hund hat ihn mir verschafft, aber als der das Ding an sich nahm, war Arckenberg bereits tot … wenn ich dem Schurken trauen darf.«
    »Es ist so«, sagte ich widerstrebend. »Ich war dabei.« Aber er beachtete mich nicht.
    »Einer stammt von dem Aussätzigen«, murmelte er. »Er hat ihn mir gegeben, als er mir seinen Anteil überließ. Als er starb, hatte er ihn längst nicht mehr. Mag sein, dass sein Mörder das nicht gewusst hat.« Der Magus versank erneut in Nachdenken.
    »Und die anderen?« Diese Frage rückte ihm meine Anwesenheit wieder ins Bewusstsein.
    »Einer ist von Arndt«, sagte er langsam. »Sein Bruder, der Aussätzige, hat ihn dem Toten vom Hals genommen. Und auch den habe ich von ihm bekommen, zusammen mit seinem eigenen.«
    Er ahnte wohl, wie unglaubwürdig das klingen musste, und fügte hinzu:
    »Du sollst wissen: Er hat geglaubt, er könne von mir ein Zaubermittel zu seiner Heilung bekommen. Ich habe ihm den Erfolg jedoch nicht versprochen, sondern nur, dass ich mich bemühen würde. Und das habe ich auch. Ich hätte ihm eine Medizin verschafft, wenn es möglich gewesen wäre. Freilich: Es gibt keine Zaubermittel, weißt du? Magie ist etwas anderes, als die Leute glauben. Versprochen habe ich ihm nie etwas. Es war seine Sache. Er hatte Angst. Er war

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