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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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verloren hat. Versteh bitte: Wenn es einmal sein muss, kenne ich Methoden, die fast jeden überzeugen. Aber die brauchte ich gar nicht anzuwenden.«
    »An dem Tag, als ich zum ersten Mal in das Haus kam, seid Ihr bei ihm gewesen, stimmt das nicht?«
    »Ich war im Nebenzimmer. Wenig später, ich hatte ihn kaum verlassen, muss Ahasver gekommen sein. Auch bei dem hat er geredet. Und der hat ihn dann …«
    »Der Magus hatte Euch im Verdacht!«
    Für einen winzigen Augenblick war Unruhe in seinen Augen. Er sagte rasch: »Und du hast mich auch im Verdacht gehabt, nicht wahr?«
    »Es gab genug Gründe. Ihr wart auf der Straße nach Köln unterwegs, als Herr Arckenberg dort umgebracht wurde. Ihr wart bei Herrn Arndt, wie Ihr gerade gesagt habt. Ihr habt Graf Eglof bedroht …«
    »Den hat dieser Ferrand getötet. Hast du nicht gehört, wie er sich damit gebrüstet hat, kurz bevor – ich ihn dafür ausgezahlt habe? Eglof war selber schuld. Er hat sich diese Natter herangezogen. Der Kerl war eigentlich nur ein Helfershelfer, genau wie der Schwarze Hund, und genau wie der ist er übermütig geworden und hat zum Schluss seinen Platz nicht mehr gekannt. Ferrand hat versucht, auf eigene Rechnung mitzuspielen. Ein doppelter Verräter. Er hat bekommen, was er verdiente!«
    »Es geht Euch leicht von der Hand.«
    »Was?«
    »Das Töten. Ihr versteht Euch gut darauf …«
    »Was willst du damit sagen? Hätte ich ihn etwa schonen sollen?«
    Es ging nicht anders. Da war dieses eine, dass musste ich in jedem Fall wissen:
    »Und aus demselben Grund habt Ihr auch auf mich geschossen ?«
    Da war es heraus. Er stutzte und kniff die Augen zusammen. Ich wollte aufspringen, aber seine gesunde Hand packte mich und ließ mich nicht los.
    »Bleib sitzen, und hör zu!« zischte er. »Sei nicht närrisch! Ich weiß, was du meinst, obwohl ich nicht verstehe, wie …«
    »Ich bin nicht nur töricht! Ich habe die Marke gefunden an Eurem Bolzen. Es sind dieselben Zeichen!«
    Er sah sich hastig um. Am Altar waren die Vorbereitungen zur Messe im Gange.
    »Ich halte es hier nicht mehr aus«, stieß er hervor. »Komm mit. Wir werden nach draußen gehen. Da wollen wir reden. Hier kann ich nicht …«
    »Und Eure Wunden?«
    »Es geht mir gut genug!«
    Er stemmte sich empor und begann, schwankend zwar, aber unbeirrbar, zum Ausgang zu tappen. Zögernd folgte ich ihm. Hatten solche Aufforderungen mich nicht schon mehrmals in Gefahr gebracht? Aber ich wies diesen Gedanken von mir, auch das nicht zum ersten Mal.
    Doch ein Mönch trat uns in den Weg, ein magerer Greis, kaum größer als ein Kind, eine verhärmte Gestalt, die, wie mir schien, nur durch die Kutte aufrecht gehalten wurde. Aber die lebhaften Augen in seinem faltigen Gesicht verbürgten eine starke Seele voll Anteilnahme und Leben.
    »Was geht denn hier vor?«, fragte er leise. »Was willst du von dem Mann, mein Junge? Er hat Ruhe nötig.«
    »Es ist gut, Frater«, sagte Grifone. »Er belästigt mich nicht.«
    Der Blick des Mönchs wanderte zweifelnd zwischen uns hin und her.
    »Es ist mein Sohn«, fügte Grifone hinzu. »Väter und Söhne müssen – nun, manchmal müssen sie sich aussprechen.«
    Der Mönch lächelte zustimmend, obwohl er sich gewiss eigene Gedanken machte.
    »Daran will ich Euch nicht hindern«, sagte er. »Miteinander zu sprechen ist so wichtig wie Medizin. Nur stört mir die anderen nicht.«
    »Deshalb gehen wir hinaus.«
    »Werdet Ihr dazu imstande sein?«
    »Gewiss Frater, seht mich nur an.«
    »Eigentlich ist es nicht gestattet …« Aber er gab uns den Weg frei.
    Grifone trat in die kühle Luft hinaus und atmete tief. Es war einer jener Tage, in denen es nach Frühling duftet, obwohl der Winter noch nicht vorbei ist.
    »Lass uns da drüben in die Schankstube gehen.«
    Wir fanden ein abgesondertes Plätzchen im Gastraum, und Grifone bestellte jenen Gewürzwein, den er so gerne trank.
    Dann blickte er mich nachdenklich an und sagte: »Ja. Du hast Recht. Das bin ich gewesen …«
    »Aber warum? Wolltet Ihr mich los sein?«
    »Es war eine Dummheit, und ich kann es schwer erklären. Ich will ehrlich mit dir sprechen. Es ist etwas Wahres an dem, was du sagst. Zu der Zeit war ich mir nicht im Klaren, ob ich wirklich wollte, dass du mir in die Nähe kämst. Ich hatte zwar gewünscht, dass du zu mir kämst, aber nun warst du wirklich da, und es sah alles ganz anders aus. Ich hatte tatsächlich Angst, dir zu begegnen. Hätte ich dich abschrecken können, ich glaube, ich hätte es getan,

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