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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Wort nicht sprach. Deshalb fragte ich: »Und bist du glücklich?«
    Sie ließ die Bürste ins Wasser fallen, so dass mir die Tropfen ins Gesicht sprangen.
    »Du weißt doch, wie ich bin«, sagte sie. »Es hält mich nirgends für lange Zeit. Wenn es mir gut geht, dann kommt diese Unruhe … Vielleicht … Vielleicht möchte ich schon bald wieder etwas ganz anderes tun.«
    Wenig später ließ sie mich allein, und meine Gedanken begannen ziellos zu wandern. Ein Gedanke kam immer wieder: Wo mochte Pietro sein, und was mochte er gerade tun? Er hatte mir gesagt, dass er und Sambo wieder bei Mutter Gluck wohnten. Ich würde sie besuchen. Und ich würde mich mit Bär, Zunge und Knaller treffen. Es gab noch so viel zu bereden!
     
    Das Hospiz, in dem Grifone gepflegt wurde, hatte einen großen, lang gestreckten Saal, dessen Gewölbe von Säulen gestützt wurdenund der an seinem Ende mit einem Altar ausgestattet war. Jeden Tag wurde für die Kranken die Messe zelebriert. So oft war Grifone sicher seit Jahren nicht mehr in der Kirche gewesen.
    Die Flügel der Tafel waren geschlossen, und die Bildfelder auf der Außenseite zeigten die Verkündigung. Bald würde die Fastenzeit beginnen.
    Die Kranken lagen rechts und links an den Seiten des Raums auf Strohschütten, und Mönche gingen herum, um sie zu versorgen. Da hockte ein hagerer Greis mit fiebrigen Augen, der ein Dutzend Pilgerzeichen am Wams trug. Ein Bursche, dessen narbiges Gesicht wie das eines Landsknechts wirkte, hatte beide Beine mit Verbänden umwickelt. Er stöhnte und bat um Wasser. Ein hünenhafter, fast nackter Bursche mit schwammigem Körper sah graugrün aus, als sei er bereits tot. Ein beunruhigender Anblick.
    Grifone jedoch, den ich im Schatten einer Säule entdeckte, schien bereits wieder gut bei Kräften zu sein. Seine Verbände waren erneuert worden, und sein Blick strahlte frische Energie aus.
    »Da bist du also«, begrüßte er mich. »Schön, dich zu sehen!«
    »Ihr seid gut versorgt, wie ich sehe!«
    »Die Klosterbrüder geben sich alle Mühe. Ich bleibe aber keinen Tag länger, als nötig ist.«
    »Habt Ihr noch Schmerzen?«
    »Nicht der Rede wert. Etwas Schnaps könnte ich brauchen. Aber gerade den wollen sie hier nicht erlauben.«
    Es entstand eine Pause, und er musterte mich skeptisch. »Was ist es?«, fragte er schließlich.
    »Nichts. Was soll sein?«
    »Du hast etwas auf dem Herzen. Rück raus damit! Ich sehe es dir doch an.«
    Ich vermochte nur zögernd zu antworten. »Es war schrecklich«, sagte ich. »Glaubt Ihr etwa, ich kann das alles einfach so schnell vergessen?«
    »Es musste wohl so sein. Was hätte ich anders tun können?« Dazu hätte es manches zu sagen gegeben. Aber ich sprach das aus,was mir am schwersten auf dem Herzen lag: »Ist – Euer Leben immer so?«
    »Du meinst Gewalt und Tod? Das lässt sich manchmal nicht vermeiden in einer solchen Zeit. Übrigens bin ich Soldat. Kämpfen ist alles, was ich wirklich gelernt habe.«
    »Also ist die Antwort: ja.«
    »Denk nicht weiter daran, hörst du. Sei froh, dass es vorbei ist!«
    » Ist es denn vorbei?«
    »Allerdings. Den Schatz gibt es nicht mehr, und es lebt keiner mehr von denen, die ihre Hand im Spiel gehabt haben.«
    »Außer uns!«
    »Ja. Natürlich. Außer uns.«
    »Und der Magus.«
    »Du meinst diesen seltsamen Heiligen, der mit dir auf mich gewartet hat? Nun gut. Auch für den gibt es nichts mehr zu holen. Aber ich frage mich wirklich, wer das gewesen ist.«
    »Ahasver hat ihn gekannt. Er nannte ihn Cornelius und Agrippa. Er war ein Freund von Pater Nabor, glaube ich.«
    »Nabor hatte Freunde?«
    »Ich weiß es nicht genau. Jedenfalls habe ich in seinem Haus den Magus angetroffen. Von daher kannten wir uns. Warum er mich bei sich haben wollte, weiß ich eigentlich nicht.«
    »Das kannst du von mir erfahren. Dieser Magus, wie du ihn nennst, scheint sich ausgiebig umgehört zu haben, ehe er seine Karte spielte. Offenbar wusste er über dich und mich Bescheid, und er hat wohl darauf gesetzt, dass ich – hm – zugänglicher wäre, wenn er dich in seiner Gewalt hatte. Graf Eglof hat ähnlich gedacht, als er dich beim Kaiser einführte.«
    Da waren beide im Irrtum!, dachte ich.
    »Von mir wollte er das Geheimnis der Tür.«
    »Und woher habt Ihr es gekannt?«
    »Denk doch nach. Von Arndt natürlich.«
    »Der hat es Euch freiwillig gegeben?«
    »Freiwillig? Ich hab ihn unter Druck gesetzt. Er war nach demTod von Arckenberg in einem solchen Zustand der Angst, dass er den Kopf

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