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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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einem gelegentlichen Ausdruck von Staunen oder Entrüstung konnte ich entnehmen, dass sie mir aufmerksam lauschte.
    Als ich von den Taten meiner Freunde berichtete, wie Pietro Hilfe zusammengetrommelt hatte, wie Sambo und die Bettler mitgekämpft hatten und wie Polonius über das Seil gegangen war, dahatte ich allerdings das Gefühl, dass ihre Gedanken abschwenkten, denn unvermittelt sagte sie:
    »Dieser Pietro …«
    »Ja?«
    »Erzähl mir etwas über ihn.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Erzähl einfach. Wie ist er?«
    »Ein guter Gefährte. Manchmal ein bisschen eingebildet …«
    »Sieht er gut aus?«
    »Ja, das tut er. Er hat schöne Augen und schöne Hände …«
    »Was für Augen?«
    »Sie sind schwarz wie …«
    Ihre Fragen machten mich unruhig. Worauf wollte sie hinaus?
    »Du magst ihn, nicht wahr?«
    »Ja. Ich mag ihn wirklich. Aber …«
    Bestimmt erriet sie, dass mir bei diesen Worten das Herz klopfte.
    »Und er hat nie erkannt, dass du – kein Junge bist?«
    »Ich glaube – nein.«
    »Wie lange? Ein halbes Jahr? Er ist ein Holzkopf.«
    Ich nickte mit Überzeugung und ärgerte mich, weil ich diesen Worten zustimmen musste. War ihm wirklich nie etwas aufgefallen? Offenbar hatte er mich niemals richtig angesehen. »Er misstraut mir eben nicht«, sagte ich trotzig.
    »Trotzdem! Und doppelt schlimm bei einem Italiener!«
    »Ihr habt wahrscheinlich Recht.«
    Sie lächelte verschwörerisch. »Vielleicht müssen wir ihm den Kopf zurechtsetzen. Aber jetzt bin ich müde. Lass mich ein wenig schlummern. Geh zur Köchin! Und außerdem: Du gehörst …«
    »… mal wieder in die Wanne, ich weiß!«
     
    Was mir vorher zuwider gewesen war, wurde mir inzwischen zum Genuss: Ich dehnte mich wohlig im warmen Wasser, von Dampf umhüllt, und verfolgte mit Behagen, wie meine Gedanken – ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit – alle lastende Verkrampftheitabstreiften und schwerelos von einem Gegenstand zum anderen glitten. Ich hatte kräftig gegessen. Von Zeit zu Zeit nippte ich an einem Becher Gewürzwein, denn das war ein Aroma, dem ich seit neuestem nicht widerstehen konnte, obwohl ich mir bewusst war, dass Alkohol für mich unfehlbar missliche Folgen zeitigte.
    Ab und zu kam Rosanna und goss heißes Wasser nach. Ich schloss entspannt die Augen.
    »Ja«, sagte ich, »mehr! Es tut so wohl!«
    »Ganz zu Diensten, Euer Gnaden! Eure bevorzugte Badedienerin gibt sich Mühe …«
    »Lass den Unfug!«
    »Dann eben: Wohl bekomm’s, meine Liebe.«
    »Ach, du! Wie ist es dir ergangen?«
    »Besser als dir, glaube ich. Wenn ich einmal blaue Flecken am Körper habe – zur Zeit übrigens weniger häufig als früher –, dann ist es gewöhnlich von Begegnungen, an die ich recht gerne zurückdenke.«
    »Lass gut sein …«
    »Ha! Du siehst aus, als hättest du es mit dem Teufel zu tun gehabt!«
    »Es war nicht nur ein Teufel dabei, denke ich.«
    Sie lachte, weil sie es für einen Scherz hielt, dabei war es eigentlich Ernst. Dann beugte sie sich über mich und begann, meine Schultern und meinen Nacken zu massieren. Im ersten Augenblick stöhnte ich vor Schmerz.
    »Halt still«, sagte sie. »Ich kann das sehr gut, wie du weißt, und du hast es bitter nötig. Es ist zum Fürchten, in welchem Zustand du jedes Mal von deinen Abenteuern zurückkehrst!«
    Ihre Bluse stand weit offen und glitt ihr von der Schulter. Ihr Busen glänzte feucht. Er wippte dicht über mir, und ihre Augen lachten mich an. Es lag sinnliche Hingabe in allen ihren Bewegungen. Wahrscheinlich war es das, womit sie die Männer um den Verstand brachte. So eine Hexe! Ob es mir je gelingen würde, so verführerisch auszusehen?
    »Was ist mit deinem Vater?«, fragte sie beiläufig.
    Aha, das interessiert dich also! Ich hätte es mir denken können.
    »Er ist besser davon gekommen, als ich dachte. Vielleicht sogar besser, als er verdient hat. Er liegt im Klosterhospiz und lässt sich pflegen.«
    »Den bringt so leicht nichts um, wie?«
    »Er hat wieder einmal Glück gehabt. Immerhin: ein paar Narben mehr.«
    »Es gibt Männer, denen stehen Narben ganz gut. Und was wird er als Nächstes tun?«
    »Glaub mir, das weiß man nie bei ihm … Au, das tut weh!«
    »Das gehört dazu!«
    Sie beendete ihre Behandlung mit einem Klaps auf meinen Rücken.
    »Und du?«, fragte ich. »Wie steht’s mit dir?«
    »Hm. Das siehst du doch selbst. Ich tue, was ich kann, und die Welt weiß, was sie an mir hat. Ich lebe wie eine Gräfin. Mindestens!«
    Es entging mir nicht, dass sie das entscheidende

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