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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Eigentlich gar nicht …«
    Ich kniete nieder und wartete auf die richtigen Worte. Aber es kamen mir keine in den Sinn. »Wenn du mich jetzt hörst … Hoffentlich weißt du dann auch so, was ich gerne sagen würde …«
    Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Aber der Aufruhr in meiner Seele legte sich allmählich.
    Ach, Gott! Gerade wenn man von Zweifeln zerrissen wird, sollte einem das Beten besser gelingen …
    Ich verharrte lange in der Stille und fühlte mich geborgen im sanften Licht.
    Es wurde ruhig in mir.
    Schließlich schnäuzte ich mich an den Ärmel und blickte um mich. Da war ein Mann, ein klein gewachsener Klosterbruder, nicht größer als ich, eher kleiner; es hätte auf den ersten Blick derselbe Mönch sein können, den ich im Hospiz gesehen hatte. Er machte sich an einem großen Flügelaltar zu schaffen. Dabei blickte er sich von Zeit zu Zeit verstohlen nach mir um, als wolle er etwas sagen. Schließlich fasste er sich ein Herz und deutete auf das Bild, dessen große dunkle Flügel er mit einem Hakenstock zu beiden Seiten aufgeklappt hatte.
    »Siehst du das?«, fragte er, und als ich nicht antwortete, rückte er die Altarkerze heran, so dass ich Einzelheiten der Malerei erkennen konnte.
    »Siehst du das?«, fragte er wieder, und mit einem zittrigen Greisenfinger zeigte er auf diese oder jene Figur, die dort abgebildet war.
    »Sint Tönis«, flüsterte er, als ob er mir ein Geheimnis anvertraue. »Der heilige Antonius! Da sind seine Löwen. Siehst du? Und da bringt der Rabe das Brot. Und da sind die Teufel – bah, was für Burschen! –, die zausen ihn und schleifen ihn über die Felsen. Aber das da …«, er kicherte zahnlos, »… das da ist schlimmer als alles andere! Siehst du es?«
    »Es … Es sind feine Damen«, flüsterte ich zurück.
    »Hihihi! Kannst du denn das da nicht erkennen?«
    »Etwas Schwarzes«, sagte ich. »Da kriecht etwas Schwarzes hervor. Eine Kralle? Es ist eine Kralle! Sie hat eine Kralle unter dem Rock!«
    »Eine Kralle! Eine Kralle!«, äffte er mich nach. »Es ist der Teufel! Das ist es! Der Teufel in Kostüm und Maske! Der Fürst der Dämonen! Luzifer! Satanas! Beelzebub! Das Weib ist der Köder!« Er streckte die Hand aus und grapschte nach mir, als wolle er einem Kind Angst machen.
    Da spürte ich, dass unversehens ein Lächeln auf meinem Gesicht war. Ein Lächeln, das alles und jeden umfasste und mich zu schützen versprach wie ein eiserner Harnisch. Das war ein gutes Gefühl: ein Lächeln! Nun gut, vielleicht mochte es doch eher ein Grinsen sein. Aber war das so wichtig? Schließlich wurde ein lautes Lachen daraus.
    Niemals wieder sollte es irgendwem gelingen, mich so leicht in Angst zu versetzen!
     
    Im Haus von La Lupa verschloss ich meine Tür, um zur Ruhe zu kommen und mit meinen Gedanken allein zu sein.
    Wie sollte es mit mir weitergehen?
    Ahasvers Truppe bestand nicht mehr. Würde sie ohne ihn je wieder aufleben? Die Bettler, so groß auch meine Zuneigung zu ihnen war, lebten in einer Welt, die niemals die meine sein konnte. Auch bei La Lupa konnte ich nicht bleiben. Nicht auf die Dauer. Und ob Grifone mich jemals in sein Leben aufnehmen würde? Das schien mir mehr als fraglich, obwohl ich mir das jetzt – nachdem meine schlimmsten Vorbehalte gegen ihn hinfällig waren – stärker wünschte als jemals zuvor.
    Der Kaiser? Wie fern der inzwischen gerückt war!
     
    Ein Klopfen ließ mich zusammenfahren. Rosanna streckte den Kopf zur Tür herein. La Lupa zog mir gerade eine seidene Robe über, die sie mir geschenkt hatte. Sie war der Meinung, ich müsse öfter etwas Derartiges tragen, um mich besser daran zu gewöhnen. Der weiche Stoff umschmeichelte meine Glieder wie eine zärtliche Berührung.
    Rosanna schürzte die Lippen: »Das steht dir gut. Man könnte glauben, du wärst ein Mädchen …« Und dann fügte sie etwas hinzu, das mich erstarren ließ. Sie sagte: »Pietro ist da. Er will dich sehen. Er bringt etwas für dich.« Ihr Gesicht verriet deutlich, dass sie ein heimliches Vergnügen an meinem Schrecken empfand.
    »Ach, wirklich«, sagte La Lupa. »Was für eine Überraschung!«
    Wieso nur kam es mir so vor, als sei sie keineswegs überrascht? »Weißt du was, Kind«, fügte sie hinzu, »du solltest ihn nicht warten lassen.«
    Eine heiße Welle lief durch meinen Körper, und ich musste tief Luft holen.
    »Wie denn«, stammelte ich. »Ihr – Ihr meint, ich soll so …?«
    »Ich meine, dass du ihn nicht warten lassen solltest. Es wird

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