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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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erfahren zu können, und die Situation wurde auch für mich bedrängend.
    Aber ganz so leicht sollte er es denn doch nicht haben! Es ritt mich der Teufel, wie man so sagt, und ich wusste plötzlich, dass ich nicht gehen konnte, ohne einen Versuch zu riskieren, einen Schuss ins Blaue. Ich glaube, etwas in mir wusste mehr, als ich mit dem Verstand erkennen konnte. Ohne lange zu überlegen, sandte ich meinen Pfeil ab, was auch immer mich trieb und mir gerade diese Worte eingab:
    »Weiß Ahasver eigentlich über Euch Bescheid … und über den Skorpion?«
    Ich hörte das Klirren, als sein Glas am Boden zerschellte.
    Er fuhr herum. Nie zuvor hatte ich einen solchen Ausdruck von Erschrecken auf einem Gesicht gesehen.
    »Was weißt du«, fauchte er. Er taumelte und griff nach einer Klingelschnur, an der er so heftig zerrte, dass er sie herunterriss. »Hinaus!«, zischte er. »Verschwinde, hinaus, weg, weg mit dir!«
    In dieser Sekunde fühlte ich Angst, panische Angst, aber nicht vor ihm, sondern vor dem, was sich vermutlich hinter jener Tür verbarg, und ich weiß nicht wovor sonst noch. Ich war froh, dass der Diener die Stubentür aufstieß und mir den Weg zur Flucht freigab.
    Hals über Kopf zog ich mich zurück. Und als ich über die Treppe hinabeilte, fiel mein Blick durch ein kleines Fenster in den Hof des Hauses. Da stand ein Pferd, unter einem Schuppendach angebunden, ein kräftiger Grauschimmel mit gestutztem Schweif. Ich kannte es nur zu gut!
     
    In großer Verwirrung stolperte ich ins Freie – und musste die Augen schließen, weil mich gleißende Sonne blendete: Der Himmel war blau, der Nebel hatte sich aufgelöst. An den Dachtraufen glänzte das Eis im hellen Licht. Meine Gedanken jedoch waren düster. Wusste ich jetzt mehr als zuvor? Erst als ich schon ein paar Quergassen hinter mir gelassen hatte, erinnerte ich mich der drei Bettler.Ich war wohl glatt an ihnen vorbeigestürzt. Ich blieb stehen, rang nach Luft und sah mich um. Wo war ich? Was sollte ich jetzt tun? Langsam und ziellos ging ich weiter. Alle Straßen erschienen mir gleich. Nach einiger Zeit wurde mir bewusst, dass ich den Lärm einer schreienden und johlenden Volksmenge in den Ohren hatte. Wie unter einem Bann zog es mich in die Richtung, aus der das Getöse zu mir drang. Da erklang auch Musik … Eine Weise, die ich oft gehört hatte! War es denn möglich? Dichtes Gedränge plötzlich um mich herum. Gelächter und Zurufe. Dann sah ich über den zahllosen Köpfen drei bunte Bälle wirbeln, die mir sehr vertraut waren. »Pietro!«, schrie ich, »Sambo, Ahasver!« Und stürzte vorwärts, um mir einen Weg zu bahnen.
     
     
     

LTE F REUNDE
    Tatsächlich: Sie waren es! Auf einem kleinen Platz, wo drei Gassen zusammenliefen. Schon ehe ich dorthin gelangte, dröhnte mir das Getrommel in den Ohren, das Sambo mit den flachen Händen auf einem seiner seltsamen Instrumente entfesselte. Das beherrschte er meisterhaft! Pietro jonglierte mit den Bällen und teilte dabei mit einer Leichtigkeit Scherze aus, als wäre das Ganze ein Kinderspiel. Aber wer war denn da noch bei ihnen? Ich stutzte und erkannte Rosanna, das Mädchen aus dem Wirtshaus an der Straße nach Köln, in dem ich meine Freunde verloren hatte. Sie stand im Hintergrund, einen schwarzen Umhang mit goldenen Sternen um die Schultern geschlagen, einen Mantel, den auch ich schon so manches Mal getragen hatte!
    Was tut sie hier?, fragte ich mich. Und warum ist Ahasver nicht dabei?
    Doch über beide Fragen konnte ich nicht weiter nachdenken, denn Pietro hatte mich längst bemerkt. Geschickt bezog er mich in seine Vorstellung ein, ohne seine Verbindung mit mir zu verraten. Entsprechend musste auch ich mich verhalten. Ich verstand sofort, dass er etwas Bestimmtes vorhatte. Wie oft hatten wir solche Spielchen schon getrieben! Ein kleiner Wink oder ein winziges Zeichen, das ein Außenstehender gar nicht wahrnimmt, genügt zur Verständigung. Anders kann man im Gewerbe der Bauernfängerei nicht überleben. In diesem Falle reichte es aus, dass Pietro mich teilnahmslos ansah, aber, für Uneingeweihte kaum bemerkbar, blitzschnell zwinkerte. Ich wusste Bescheid. Mein beunruhigendes Erlebnis bei Herrn Arndt war für den Augenblick vergessen.
    Ich ahnte, was Pietro plante. Rasch überlegte ich, ob ich bereits irgendetwas Verräterisches getan hatte, ehe er mich ansah. Dannhätte ich ihn jetzt warnen müssen. Nein. Ich hatte zwar die Namen meiner Freunde gerufen, aber das konnte kaum gefährlich werden.

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