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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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lachen. Aber wenn doch? Schon der bloße Gedanke ängstigte mich.
     
    Meine drei Bettlergefährten hatten wohl bereits auf mich gewartet, wenn sie sich auch den Anschein gaben, als sei es überhaupt nicht so. Sie rieben sich die Hände und – Knaller natürlich ausgenommen – stampften mit den Füßen, um sich aufzuwärmen.
    »Gute Geschäfte?« So begrüßte ich sie schon von weitem.
    Knaller rief: »He! Da kommt wieder einer, bei dem nichts zu holen ist!«
    Bär zuckte mürrisch die Schultern. »Manche Tage sind schlecht fürs Geschäft. Auf den Gassen ist heute kein Geld zu kriegen. Da können wir uns genauso gut gleich mit dir auf den Weg machen.«
    Ich war etwas verwundert über diesen Empfang und entgegnete: »Ihr solltet mir aber sagen, wohin es geht.«
    »Hast du das schon vergessen? Zu einem Burschen, wie man nicht oft einen sieht. Aber er ist genau der Richtige, um dir jetzt weiterzuhelfen.«
    »Nur wird er Geld sehen wollen«, sagte Knaller. »Hast du davon etwas flüssig?«
    »Wie viel meint ihr denn? Drei Silberstücke?«
    » So reich bist du?«
    »Dieser Kaufmann hat mir das gegeben. Von meinem Vater. Ist das wichtig?«
    »Aha«, sagte Bär übelnehmerisch.
    Ich beeilte mich nachzuschieben: »Davor war ich ohne einen Heller, wie ihr wisst.«
    »Wie klug!«, sagte Bär. »Dass du nur ja mit keinem über dein Vermögen redest. Vor allem mit deinen Freunden nicht. Man kann schließlich nie wissen.« Es klang ziemlich beleidigt.
    Und Knaller fügte hinzu: »Geld spielt unter Freunden keine Rolle. Hauptsache, man hat welches und die anderen wissen es nicht.«
    Es folgte eine Pause, die mir peinlich wurde, obwohl ich nicht recht wusste, was ich falsch gemacht hatte – und wie ich es wieder in Ordnung bringen konnte.
    Dann sagte Bär gleichmütig: »Biete ihm eines. Dann kann er drei verlangen, und ihr einigt euch bei zwei. Das wird genug sein, sonst wird er nur gierig.«
    Wir waren in Richtung der Kunibertstorburg gegangen und standen jetzt vor einem großen Schuppen, der völlig heruntergekommen war. Ein paar struppige Hühner hockten auf einem Knüppelzaun, und ein enger Durchschlupf führte in einen schmutzigen Hof. Es roch unerträglich – entschieden durchdringender als sonst in der Stadt. Auf diesem Hof stand ein Mann, der in einem Zuber Wäsche schrubbte und uns dabei den Rücken zukehrte.
    »He!«, krähte Knaller. »Bruder Anselmus. Hast du keine Zeit mehr für deine Freunde?«
    »Frrreunde?«, sagte der Angesprochene. »Meinst du – dich?« Damit wandte er widerwillig den Kopf.
    Bruder Anselmus war auf den ersten Blick als ein absonderlicher Vogel zu erkennen. Um seine knochige Gestalt flatterte eine Artschäbiger Kutte, die allerdings keiner bekannten Ordenskleidung entsprach. Was seine Haartracht anging, so war schwer zu entscheiden, ob es sich um eine Tonsur oder eine beginnende Glatze handelte: ein schütterer Haarkranz aus lang herabhängenden Strähnen um eine blanke Schädelfläche. Das Bemerkenswerteste war jedoch sein Blick, der mich traf, als er sich ganz umdrehte. Er schielte, wie man so sagt, zum Viehverrecken. Ein Auge durchbohrte sein Gegenüber mit geradezu brennender Intensität, während das zweite ganz woandershin gerichtet war – aber mit welchem von beiden guckte er? Hatte er nun mich aufs Korn genommen oder einen meiner Gefährten? Unwillkürlich formten meine Finger das Zeichen, mit dem man den bösen Blick abwehrt, eine Gabel aus Zeigefinger und kleinem Finger. Gewiss eine voreilige Geste. Sie wurde denn auch mit einem schiefen Grinsen und einem spöttischen Zischen beantwortet. Ich schämte mich.
    »Verzeiht einem törichten Knaben seine Einfalt«, sagte Bär, der die Lage wieder einmal genau erfasst hatte – trotz seiner Blindheit. »Er weiß es nicht besser.«
    Der Bursche, dessen Alter mir völlig unklar war, gab ein trockenes Kichern von sich und schlug mir mit der flachen Hand vor die Stirn. »Hihi! Seltsames Küken, das ihr da mit euch rumschleppt. Muss noch viel lernen!« Dann legte er die Hände auf die Knie und lachte unbändig. Dabei entblößte er die wenigen Zahnstummel, die noch in seinem Mund waren.
    »Er ist nicht ganz richtig im Kopf«, flüsterte Bär mir zu. »Aber für dich kann er nützlich sein.«
    »Was tust du eigentlich hier?«, fragte jetzt Knaller.
    »Wasche Kleider«, sagte Bruder Anselmus.
    »Lumpen«, sagte Knaller. »Hinterlassenschaften vom Armenbegräbnis, möchte ich wetten.«
    Die Antwort kam mit Würde: »Mutter Kirche vermag mit

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