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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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nicht verwirren mit den Problemen der kölnischen Justiz.«
    »Von diesen Dingen verstehe ich wenig.«
    »Kurz und gut, es ist nicht leicht, sich gegen ihn zu stellen – und gegen den Erzbischof, obwohl die Stadt längst reichsfrei ist und seiner Regierung nicht mehr untersteht. Verstehst du? Der Pater übt Druck aus, und ich bin ihm in gewisser Weise verpflichtet. So etwas lässt sich schwer vermeiden. Eine Hand wäscht die andere. Das Hemd ist einem näher als der Rock.«
    »Ich verstehe.« Ich verstand nicht wirklich, aber ich wollte auch gar nicht zu viel über diese Dinge erfahren. Was ich begriff, war, dass sie bisweilen auf eigene Art geregelt wurden, unter der Hand und außerhalb der Regeln.
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Das wirst du selber wissen. Du hast seinen Zorn erregt. Einiges über dich hat mich erreicht. Du gehst herum und verursachst Unruhe. Beim Herrn Arndt bist du gewesen, höre ich, kurz vor seinem Tod.«
    »Ich suche meinen Vater. Das ist alles.«
    »Das weiß ich jetzt. Wie ich dir helfen will, haben wir besprochen. Mehr werde ich kaum tun können. Dafür musst du mir aber versprechen, dass es durch dich keine Unruhe mehr geben wird.«
    »Wenn ich meinen Vater gefunden habe, bin ich am Ziel.«
    Es schien mir, dass er nicht sah, was alles noch mit meiner Suche zusammenhing. Nicht den Streit unter Ganoven, nicht den Kampf rivalisierender Banden, nicht die Jagd nach einem geheimnisvollen Schatz. Oder er wollte an dieser Stelle – und mit mir! – nicht davon sprechen.
    »Hör zu«, sagte er. »Du bist gut beraten, wenn du dich insgesamt und auch in unserer ganz speziellen Sache klug verhältst. Verstehst du?«
    »Ihr meint …«
    »Mit unserer Sache meine ich den Abend neulich – und meinen Kontakt mit deinem Meister.«
    »Ihr wollt, dass …«
    »Dass du nichts davon weißt und nie etwas darüber gehört hast! Verstehst du. Verstehst du wirklich?«
    »J-ja.«
    »Nicht auszudenken, was sonst daraus werden könnte – für dich und … andere!«
    Es dämmerte mir, dass er für sich selbst Gefahr witterte. Falls ich verhaftet würde und von jenem Tag erzählte, an dem er uns zusich geladen hatte, Ahasver und mich, damit wir für ihn unseren Hokuspokus machten.
    Aber ja, ehrenwerter Herr, es wäre gewiss peinlich, wenn ich verhört würde und dabei das eine oder andere über Euch zum Besten gäbe, ist es nicht so?
    »Ich wüsste nichts über Euch zu sagen«, murmelte ich.
    Er nickte befriedigt.
    »Übrigens«, fuhr er fort – mit einer Beiläufigkeit, die geeignet war, mich stutzen zu lassen –, »übrigens ist das alles Schnee von gestern, nicht wahr?«
    »Aber – Pater Nabor wird weiter gegen mich vorgehen?«
    »Vielleicht. Aber nicht bei mir. Ich werde ihn wissen lassen, dass wir nichts gegen dich haben finden können …«
    »Wird ihm das denn genügen?«
    »Er wird sich damit zufrieden geben müssen. Man wird ihm sagen, dass du einen Denkzettel erhalten hast. Ich glaube nicht, dass er viel mehr bezweckt, als dich einzuschüchtern. Außerdem: Er hat auch Feinde beim Erzbischof. Glaubst du, er hätte sonst den Weg eingeschlagen, sich hinter mich zu stecken? Überlass diese Sorge mir …«
    Ach, ja! So denken viele!
    »Und meine Freunde?«
    »Nun ja, da ist dieser – dieser abtrünnige Mönch …«
    »Bruder Anselmus.«
    Er wiegte bedenklich den Kopf. »Mit dem ist es etwas anderes. Mit ihm muss man leider härter umspringen. Der Narr hat sich zu weit vorgewagt, will mir scheinen.«
    »Und was geschieht mit ihm?«
    »Wir wollen kein Aufsehen. Gerade jetzt nicht! Man wird ihn – noch einmal gehörig herannehmen und dann aus der Stadt verweisen.«
    »Das ist gewiss?«
    »So gewiss Menschenwerk eben ist.«
    »Und die Bettler?«
    »Bettler? Die zuständigen Leute haben ein paar Schlupfwinkel ausgeräumt. Aber keiner ist festgenommen worden.«
    Er sprach mit dem Ton der Ehrlichkeit. So glaubte ich ihm und war erleichtert.
    Auch Herr Lennart wollte offenbar das Gespräch für diesen Abend beenden.
    Die Magd wies mir mit schnippischem Gesicht die Kammer neben der Küche an. Es gab dort eine Pritsche und einen Strohsack. Das war alles, was ich mir jetzt wünschte.
    Als ich fast schon schlief, hörte ich Schritte vor der Tür. Jemand schob den Riegel vor. Vielleicht fürchtete man doch, ich könne etwas von den Schätzen aus der Stube an mich nehmen und verschwinden. Es war mir egal.
    In dieser Nacht brannte mein Kopf, als hätte ich Fieber. Immer wieder quälte mich derselbe Traum: Pater

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