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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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Finger um mein Handgelenk schlossen, fand ich zu mir. Erschrocken taumelte ich einen Schritt zurück.
    Über Raffaels nun wieder makelloses Gesicht huschte ein Schatten, der sich schnell in ein spöttisches Grinsen verwandelte.
    »Ich glaube, du hast genug gesehen – sonst bekomme ich noch Ärger mit deinem Engelsfreund .«
    Raffaels Engelszusatz erstickte die Reste meines Emotionsflashs. Ihn anzufassen hatte in mir ähnliche Empfindungen ausgelöst, wie wenn ich Christopher berührte – um genau zu sein, viel zu ähnliche! Eine Wirkung, die Raffael unbewusst hervorgerufen hatte? Damit konnte ich umgehen. Und falls nicht? Wenn er mir damit zeigen wollte, wie einfach es selbst ihm fiel, diese Art von Engels-Charme einzusetzen?!
    Meine Unsicherheit vermischte sich mit Ärger – eine explosive Mischung, die ich nur schwer kontrollieren konnte. Doch da ich mehr über Christopher erfahren wollte, wäre es zu früh, meinen einzigen Informanten im See zu ertränken. Also schluckte ich die Worte, die mir auf der Zunge lagen, hielt mich an der rauen Steinwand fest und zählte bis zehn, bevor ich antwortete.
    »Ich denke nicht, dass Christopher sich mit jemandem wie dir einlässt, nur weil du mit entblößtem Oberkörper vor mir stehst: Euch trennen Welten!«
    Mein Wortspiel amüsierte Raffael. »Der Punkt geht an dich. Bleibt nur die Frage, ob er sich auch noch mit dir einlässt, nachdem du ihm das gegeben hast, wofür der ein oder andere Engel töten würde.«
    Meine mühsam erkämpfte Ruhe zerplatzte. Ohne ein weiteres Wort ließ ich Raffael stehen. Was auch immer er zu wissen glaubte, war das Gefühl, das sein bissiger Kommentar in mir auslöste, nicht wert.

Kapitel 2
Umschwärmt
    K aum war Marisa aus dem Taxi gestiegen, galt ihre erste Frage meinen Fortschritten bei Raffael.
    »Und, wie weit bist du mit deiner Schoßhündchen-Dressurnummer gekommen?«
    Ich warf ihr einen warnenden Blick zu, da Juliane in Hörweite ihre Tasche aus dem Kofferraum wuchtete.
    »Ich weiß Bescheid«, informierte Juliane mich. »Und ich bin nicht Marisas Meinung!«
    »Dann sind wir ja schon zwei«, antwortete ich.
    Juliane überging meinen Einwurf, schlug den Kofferraumdeckel zu und funkelte mich böse an. »Ich finde, dass Raffael Hannah verdient hat. Sie wird ihn verzaubern – und dann sein Herz verschlingen «, krächzte Juliane, bleckte ihre Zähne und krönte die Darstellung – in bester Hexenmanier – mit einer angsteinflößenden Grimasse.
    Marisas wasserblaue Augen funkelten vergnügt. »Ich wusste gar nicht, dass du derart grausam sein kannst! Aber nachdem er sich so viel Mühe gegeben hat, sich bei uns einzuschleimen, wäre das wohl angemessen.«
    »Niemand verdient es, dass mit seinen Gefühlen gespielt wird«, widersprach ich ein wenig zu schnell.
    Marisa und Juliane warfen mir einen ungläubigen Blick zu. Juliane öffnete den Mund, um mir zu widersprechen, doch Marisa brachte sie mit einem kurzen Seitenblick zum Schweigen. Schließlich entdeckte auch ich den schwarzen Mercedes, der die Auffahrt zum Schloss entlangfuhr: Hannah war im Anmarsch.
    »Dein Wochenende muss sehr interessant gewesen sein«, war alles, was Marisa zu meinem überraschenden Sinneswandel sagte. Sie würde nicht lockerlassen und so lange nachbohren, bis sie wusste, warum ich plötzlich Raffael verteidigte, anstatt ihn bloßzustellen.
    Ich seufzte leise. Hoffentlich fiel mir bis dahin etwas Passendes ein, da ich es ja selbst nicht so genau wusste.
    Als Marisa und Juliane mich am Abend in ihr Zimmer nötigten und auf das Raffael-Thema zurückkamen, klärte ich meine Freudinnen als Erstes darüber auf, dass Raffael und ich nur einen Nachmittag am See zusammen verbracht hatten. Natürlich beteuerte ich, nicht besonders weit gekommen zu sein, was den Plan betraf, ihn anzumachen. Um sie davon abzubringen, mich zu einem zweiten Versuch zu überreden, setzte ich auf die Mitleidsschiene. Ich verriet ihnen, warum Raffael ohne Eltern aufwachsen musste. Als Krönung fügte ich einen herzlosen Onkel hinzu und schmückte das Ganze mit ein paar Lügengeschichten. Am Ende empfand ich beinahe selbst Mitleid mit Raffael.
    »Vielleicht hat er deshalb Schwierigkeiten, sein Herz zu verschenken. Weil er sich fürchtet, es zu verlieren«, überlegte Juliane laut. In ihren hellgrauen Augen schimmerten Tränen, seit ich von Raffaels Beinahetod im Feuer erzählt hatte. Besser, ich brachte ihre romantische Seifenblase gleich zum Platzen – bevor sie Raffael vergab.
    »Das glaube

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