Tanz der Engel
Kaimauer schlugen, während das Boot hinter der nächsten Kanalbiegung verschwand. Der Engel, der die Gondel steuerte, hatte mich nicht entdeckt – und offenbar auch nicht nach mir gesucht. Sonst wäre er langsamer gefahren. Obwohl es an sich schon eigenartig war, dass ein Engel das oberirdische Kanalsystem benutzte – schließlichkonnten Engel fliegen – die meisten zumindest. Ich schaffte bislang nur einen Gleitflug inklusive Bruchlandung. Aber ich war ja auch kein normaler Engel, dem das Fliegen im Blut lag. Ich war dabei, ein Racheengel zu werden – zumindest versuchte ich das. Immerhin hatte ich vor ein paar Tagen die erste Bewährungsprobe bestanden. Trotz Fallstricken und Hinterhalten. Dass ich ausgerechnet zu einem Treffen mit demjenigen, der meine Prüfung sabotiert hatte, unterwegs war, schien irgendwie zu einer unliebsamen Gewohnheit von mir zu werden.
Aber hatte ich eine andere Wahl? Nein. Nicht, wenn es um meinen ältesten und treuesten Freund ging: Philippe.
Um sicherzugehen, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte – mein Orientierungssinn war nicht der allerbeste –, kramte ich noch einmal den Brief hervor, den Lucia, Philippes Scheinfreundin , mir gestern bei meinem ersten Bummel auf dem Canal-Grande-Boulevard zugesteckt hatte. Natürlich war sie verkleidet gewesen. Ich hatte sie dennoch erkannt: an der Art, wie sie lief, an ihren gepflegten Händen, aber vor allem an ihren Augen, die trotz der hellen Färbung eisig kalt wirkten, sobald sie mich ansah.
Wie jedes Mal, wenn ich den Brief auffaltete, begannen meine Hände zu zittern. Ich riss mich zusammen. Racheengel sollten taff und keine Weicheier sein. Trotzdem zitterten sie weiter, während ich las.
Teuerste Lynn,
meinen Glückwunsch. Du hast die Prüfungen besser gemeistert, als ich das von Dir erwartet hätte. Und auch wenn der Rat der Engel zu
meinem Bedauern beschlossen hat, Dich weiterhin in Arons Obhut zu belassen, ist es an der Zeit, dass Du Deinen Teil des Pakts einlöst, da ich meinen ja
bereits erfüllt habe. Schließlich war ich derjenige, der Dir den Weg ins Schloss der Engel ermöglicht hat.Deine beiden Bewacher
werden vor Beginn des Lichtmeerfestes beschäftigt sein. Eine Gondel wird Dich eine Stunde, nachdem sie das Haus verlassen haben, abholen. Wo, findest Du
auf der Karte.
Und sei pünktlich. Obwohl ein weiterer Flüsterer mir immer willkommen ist, scheint Philippe der Beneblungstrank nicht besonders gut
zu bekommen. Und komm allein, sonst kann ich nicht für Deine Sicherheit garantieren.
Sanctifer, Mitglied des Rats der Engel
PS: Falls Du Zweifel hegst, ich kann Dich auch holen lassen!
Der Tanz der Engel ist ein Fantasy-Roman. Namen und Handlungen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen reiner Zufall.
Danksagung
A uch beim zweiten Teil unserer Engelsaga gibt es viele liebe Menschen, denen wir danken möchten. Ganz vorne stehen unsere Jungs. Ein weiteres Mal habt ihr unglaubliche Geduld bewiesen, wenn wir in die Welt der Engel abtauchten. Danke.
Unseren Testlesern Petra und Jasmin Ulrich, Ursula Mutsch, Angelika Lehmann, Alex, Michael, Josi, Stella und Lea gilt ein besonderer Dank. Ihr habt es nicht nur geschafft in der kurzen Zeit, die wir euch gaben, das Manuskript zu lesen, sondern mit euren Kommentaren und Anregungen geholfen, die Geschichte von Lynn und Christopher zu verschönern.
Ein riesengroßes Dankeschön an unsere Agentin, Claudia Lichte, und an das engagierte Team vom Aufbau Verlag für die tolle Zusammenarbeit, das fantastische Cover, den Trailer und vieles, vieles mehr.
Und nicht zuletzt möchten wir uns bei Familie Lehmann bedanken und bei Stefan Rüdel, unserem Toningenieur, der Stimmen zum Klingen bringt.
Engel & Dämonen
Stammbaum
Informationen zum Buch
Alles hätte so schön werden können. Die fast siebzehnjährige Lynn ist überglücklich, dass Christopher Schüler bei ihr im Schlossinternat wird. Doch Christopher, einer der sieben Racheengel, unterläuft bei der Auswahl des neuen Mitglieds des Zirkels ein folgenschwerer Fehler, der ihn zwingt, in die Welt der Engel zurückzukehren. Lynn ahnt, wo sie ihn finden kann, aber der Weg zu Christopher ist ihr verwehrt. Sie plant, ihren Schutzengel herauszufordern, doch anstatt der erhofften Hilfe gerät sie in höchste Gefahr.
Lynns Ärger und ihr zunehmendes Misstrauen gegen ihren sadistischen Schutzengel vereinfachen die Pläne von Christophers Widersacher Sanctifer. Getrieben von ihrer Sehnsucht nach Christopher,
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