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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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die mittlere Tür. Heißfeuchter Rauch schlug mir entgegen – oder war es Atem?!
    Meine Nackenhaare sträubten sich. Ich wollte umdrehen, doch die Tür hinter mir war verschlossen. Eine zweite Chance gaben die Engel mir nicht.
    Jeder Atemzug quälte mich. Beißend fraß sich der Qualm durch meine Lungen. Ich hielt einen Ärmel vor den Mund und streckte die Fackel nach vorn. Der Boden war erschreckend schwarz – und tief. Ein schmaler Weg, kaum breiter als zweiHände, schlängelte sich durch eine verschachtelte Gewölbeanlage.
    Entschlossen machte ich den ersten Schritt. Ich konnte über eine Slackline gehen, das hier sollte also kein Problem für mich werden. Doch ich erkannte schnell, worin die Schwierigkeit lag. Der dunkle Untergrund kräuselte sich. Das sich spiegelnde Licht der Fackel verschwamm. Etwas Ausgefranstes, Dunkles, Übelriechendes tauchte auf. Ohne nachzudenken, wählte ich die Abkürzung, ließ die Kehre aus und sprang über den tiefen Abgrund. Ein Pfeifen ertönte, es klang wie ein stürmischer Herbstwind. Ein rauchendes Etwas und die Stelle, an der ich gerade noch gestanden hatte, verschwanden im Nebel.
    Mein Körper setzte sich in Bewegung, ohne dass ich ihm den Befehl dazu erteilen musste. Jede nur mögliche Abkürzung nahm ich. Hauptsache raus hier, ehe das Ding mich erwischte und mir die Luft zum Atmen nahm.
    Meine Furcht trieb mich vorwärts, ließ mich mutig werden – und mich meine Fähigkeiten überschätzen. Eine verpatzte Landung, und ich verlor das Gleichgewicht. Verzweifelt ruderte ich mit den Armen auf der Suche nach Halt. Die Fackel rutschte mir aus der Hand. Ich warf mich auf den schmalen Weg und fing sie auf, bevor sie von der Tiefe verschluckt wurde.
    Kalter Rauch kroch herauf aus der Dunkelheit, verteilte sich in dem Geäst meiner Lungen und zog weiter, tiefer hinein. Ätzend wie Säure brodelte es in meinen Adern, brachte mein Blut zum Kochen und machte mich rasend. Ich griff nach dem Dämonendolch – und ließ ihn doch stecken. Böses potenzierte sich.
    Verbissen zwang ich meinen Körper aus dem unheilvollen Dunst. Langsam, wie eine Schildkröte, kroch ich den schmalen Pfad entlang und versperrte dem dämonischen Wesen mit meiner Engelsseele den Weg zu dem dunklen Teil, nach dem es suchte.
    Mein Atem wurde zu einem wütenden Schnauben. Mein Körper reagierte anders, als ich es wollte. Schwarzes Gift breitete sich in mir aus und erweckte das Schattenwesen zum Leben. Meine Krallen schossen hervor und aktivierten die Spangen. Ich schrie vor Schmerz, aber nur ein dumpfes Knurren kam aus meiner Kehle. Mein Körper war dabei, sich in ein Monster zu verwandeln. Ich sollte Stärke zeigen – stärker sein als der dunkle Teil in mir, der Nahrung fand in dem schwarzen Etwas, das mich umhüllte. Doch ich fühlte mich hilflos und schwach. Alleingelassen.
    Meine Gedanken suchten Christopher, nicht das Bild von ihm in Sanctifers Gewalt, sondern den starken, mächtigen Racheengel, den ich wiedersehen wollte. Den Engel, der mich liebte. Ich klammerte mich an diese Erinnerung, schob mich weiter den schmalen Pfad entlang und entkam dem Geschöpf, das meine böse Seite verstärkte. Dass meine Augen tränten und meine Lungen brannten, als mich das schwarze Etwas freigab, war mir egal. Hauptsache, es war aus meinem Blut verschwunden und nährte nicht länger das Böse in mir.
    Mein Innerstes schmerzte. Trotzig schleppte ich mich vorwärts, ließ aber die Abkürzungen aus. Springen ging nicht, kriechen war schlimm genug. Der Spiegel in meiner Hosentasche vibrierte wie ein wild gewordenes Handy. Die Luft wurde langsam knapp. Keuchend zwang ich mich, aufzustehen. Gehen war schneller als kriechen, laufen noch besser.
    Wie einen Ohrwurm wiederholte ich Arons Anfeuerungsparolen, mit denen er mich um den See gejagt hatte. Ich hielt mich an ihnen fest, lief schneller, rannte. Sprang über den schwarzen Untergrund und entging dem beißenden Atem des Wesens, dessen Reich ich durchquerte. Schließlich konzentrierte ich mich nur noch aufs Laufen, Springen und Atmen. Atmen war wichtig. Ruhig und gleichmäßig, damit meine Lungen sich nicht wieder verkrampften.
    Der große, rechteckige Fleck in der rauen Steinwand zog mich an wie die Oase den ausgedörrten Wanderer. Meine Lungen pfiffen, als ich die Tür erreichte. Sie war verschlossen, mit Engelsmagie – was sonst?
    Ich fühlte mich schmutzig, besudelt von der negativen Kraft des Wesens, das mich berührt hatte. Unbeschadet durch die Pforte zu gehen würde

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