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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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heraufbeschworen? War ich doch in seine Falle gestolpert?!
    Mir wurde heiß bei dem Gedanken, sein Schüler werden zu müssen. Meine Pause zog sich, wurde zu lang. Ich musste weiterreden, auch mit zusammengeschnürter Kehle, wenn ich glaubhaft wirken wollte.
    »Meine Flügel hielten dem Druck bis zur Landung nicht stand und rissen ein.« Dass sie beinahe völlig zerfetzten, verschwieg ich. Und auch, dass Christopher sie wieder zusammengeflickt hatte.
    »Aron hat mir verboten zu fliegen.« Wie lange er das Verbot aufrechterhalten hatte, erklärte ich nicht. »Es … es wird ihm nicht gefallen, dass ich sie heute benutzt habe.«
    Meine Unsicherheit war gespielt. Über Arons Reaktion war ich mir sicher. Ich sah mich schon Strafrunden um den See laufen, bis mir einfiel, dass ich vielleicht nie wieder ins Schloss der Engel zurückdurfte. Den Schmerz, dass ich dann auch Christopher nicht mehr wiedersehen würde, verbarg ich. Zeichen von Schwäche durfte ich hier nicht zeigen.
    Der Doge nickte den beiden Engeln zu, die mich hergebracht hatten. Ihre Hände legten sich um meine Arme. Das Verhör war zu Ende – und ich offenbar nicht freigesprochen.
    Meine Wächter brachten mich eine Etage höher und schlossen mich mit einem Rest von Kerze in ein winziges, fensterloses Zimmer unter dem Dach. Die Kerze erlosch keine Stunde später. Kurz darauf wurde es eisig kalt. Vermutlich schien die Sonne nicht länger auf das Dach.
    Ich kauerte mich auf der schmalen Pritsche zusammen. Eine Decke gab es nicht. Mein Zittern wäre auch mit Decke nicht verschwunden. Ich hatte Angst. Sanctifers siegesgewisser Blick verfolgte mich. Er war sich sicher, dass ich bald ihm gehören würde.
    Zwei Engel mit weißen Schnabelmasken holten mich ab. Ob es dieselben waren, die mich nach der Verhandlung hergebracht hatten, konnte ich nicht erkennen. Im Grunde war es auch egal, wer mich zur Schlachtbank führte. Sanctifer würde nicht zimperlich sein. Als Christopher sein Schüler war, hatte er ihn in sein Schattenwesen getrieben, um ihn gefügig zu machen. Sicherblühte mir dasselbe. Und obwohl schon der Gedanke daran Panik in mir auslöste, hatte ich beschlossen, zu kämpfen. Dass ich das Wächterband, Sanctifers fragwürdiges Geschenk , nicht trug, sollte das erste Zeichen meines Widerstands sein.
    Immerhin bekam ich ein Frühstück, bevor fünf schwarzgekleidete Engel, vier mit Schnabel-, einer mit Kastenmaske, mich abholten.
    »Du bist der letzte Prüfling. Die Anforderungen wurden an deine Fähigkeiten angepasst«, teilte der Engel mit der eckigen Maske mir mit, während er etwas unter seinem Umhang hervorholte.
    In vorgetäuschter Ruhe trank ich einen weiteren Schluck von meinem Kaffee. Seine Ankündigung überraschte mich nur wenig. Mich durch die Prüfungen fallen zu lassen war der einfachste Weg, Sanctifers Schüler zu werden.
    »Du siehst, was wir nicht sehen. Finde ihn«, erklärte der Engel und reichte mir den Gegenstand.
    Mein Herz zog sich zusammen, als ich die gebrochene Gestalt in dem kleinen weißen, mit zwei Putten verzierten Handspiegel entdeckte. Ein gleißender Ring aus blauen Flammen umschloss sie, so dass ich nur die Silhouette erkennen konnte. Es war ein großer, breitschultriger und durchtrainierter Typ – und er fürchtete sich. Seine Arme lagen schützend vor seinem Gesicht. Christopher hätte sich niemals versteckt. Es war Raffael, der in dem Feuerkreis kauerte.
    Das Band um mein Herz lockerte sich, bis mir wieder einfiel, dass ich nicht wusste, wo Christopher war. Vielleicht doch bei Sanctifer?
    Mein Kreislauf sackte ab. Ich befahl meinem Herzen weiterzuschlagen. Christopher war stärker als Sanctifer.
    Die gekrümmte Gestalt in dem Spiegel zuckte zusammen. Was auch immer Raffael erdulden musste, schien schmerzhaft zu sein. Doch ihn in einen Feuerkreis zu setzen war nicht wenigergrausam – kein Wunder, dass er Angst hatte. Als Kind war er beinahe im Feuer verbrannt. Die Narben trug er noch heute, wenn auch nicht für jeden sichtbar. Wie konnte Sanctifer so etwas zulassen? Was würde er mit mir machen, wenn er schon seinen Ziehsohn solchen Qualen aussetzte? Und was mit Christopher, den er hasste?!

Kapitel 33
Geschöpfe der Dunkelheit
    E skortiert von fünf Engeln, durchquerte ich den Palast. Nur am Rande bemerkte ich, dass wir mehr als vier Geschosse nach unten liefen. Meine Gedanken waren bei der Figur in dem kleinen Spiegel – und bei Christopher, wo auch immer er steckte.
    Der Anführer der Engel blieb stehen, öffnete

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