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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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beglückwünschte ich Raffael zu seiner Entscheidung, den Lockvogel zu spielen.
    Er antwortete nicht, presste die Zähne zusammen und humpelte neben mir her. Der Feuerbeschuss endete, als wir den fensterlosen, halbrunden Chor erreichten. Raffaels Gesicht glühte ebenso wie die Haut, die unter seinem durchlöcherten Hemd und seiner angesengten Hose hervorblitzte. Nicht alles war Show gewesen. Er bemerkte meinen entsetzten Blick auf die Spuren, mit denen das Feuer ihn gezeichnet hatte.
    »Und die … Erlaubnis … mein Gesicht auch … auch in der Engelswelt behalten … zu … zu dürfen«, ergänzte er schwerfällig seine Antwort. Sein Körper bebte vor Schmerz. Ich sah beiseite. Raffael sollte nicht merken, dass ich Mitleid für ihn empfand.
    »Ich … ich hab … was … für dich.« Raffaels Gesicht verzerrte sich, als er einen winzigen Zylinder aus seiner Hosentasche hervorholte, in dessen Mitte eine bläuliche Flamme leuchtete. Wenn sie am Ende noch brannte, hatte ich bestanden.
    »Behalt sie«, befahl ich ihm. Bei Raffael war sie sicherer als in der Nähe des Dämonendolchs. Sollte ich durchfallen, bekam auch er keine Einladung zum Ball – etwas, das anscheinend auch für ihn äußerst wichtig war. Vielleicht würde er mir helfen, den Ausgang zu finden.
    »Wie bist du hier reingekommen?«
    »Von … oben.« Raffaels Hand deutete auf den runden Deckenausschnitt oberhalb des Chors, den die grünen Flammen aussparten – was wenig half. Nach oben fliegen konnte ich nicht, schon gar nicht mit Raffael im Schlepptau.
    Bevor ich nach einem anderen Ausweg suchte, sammelte ich meine verbliebene Energie, presste sie in meine Flügel und holte sie zurück. Quälend langsam verschwanden die Schwingen und hinterließen einen schmerzenden Rücken mit zu vielEnergie an einer Stelle. Vor Raffael den starken Engel zu spielen gelang mir nicht. Keuchend taumelte ich zurück und sackte, nach einer unsanften Begegnung mit der Wand, zusammen.
    »Dein … Rücken. Er … du blutest. Ist das … immer so?« Trotz Raffaels brüchiger Stimme hörte ich sein Entsetzen.
    »Nein. Nur wenn er zuvor malträtiert wurde«, antwortete ich. »Und was ist mit dir? Kannst du gehen?«
    Raffael nickte. Er spielte den Tapferen, aber ich wusste, dass er den Rückweg durch den bodenlosen Raum nicht schaffen würde. Ich musste eine andere Lösung finden.
    Vorsichtig tastete ich mich aus der Deckung des Chors, nachdem ich Raffael befohlen hatte, dort zu warten. Es blieb ruhig, zu ruhig! Irgendetwas braute sich zusammen. Etwas, das ich … das ich fühlen konnte!
    In einer der dunklen Fensteröffnungen entdeckte ich es. Es war weder Mensch noch Engel – und doch beiden so ähnlich. Der Racheengel in mir entflammte. Schneller als mein Verstand reagierte mein Instinkt. Ich musste ihm hinterher. Etwas in mir zwang mich dazu, obwohl es sicher klüger gewesen wäre, bei Raffael zu bleiben.
    Die Feuersalven schwiegen, als ich durch die grünschimmernde Kirchenhalle rannte. Es durfte mir nicht entkommen. Ich musste es zur Strecke bringen, nichts anderes zählte mehr. Es war mir schon einmal entwischt. Ein zweites Mal würde mir das nicht passieren – nicht, nachdem ich gespürt hatte, welche Gefahr von ihm ausging. Etwas so Dunkles, Böses durfte nicht überleben!
    Wie ein Stinktier hinterließ das Geschöpf seine Duftspur. Es war schnell, doch mein Drang, es zu jagen, war mächtig. Die Tunnel hinter den Fensteröffnungen verschmolzen, kreuzten und gabelten sich. Rote, gelbe und grüne Flächen, wie formlose Ausläufer der Flammendecke, erhellten mit ihrem unwirklichen Licht das heillose Durcheinander. Ob ich jemals wieder zurückfindenwürde, spielte keine Rolle. Hauptsache, ich erwischte es.
    Der Dämonendolch in meiner Hand begann zu glühen. Der rote Edelstein an seinem Heft funkelte bei jedem Schritt ein wenig heller, als spüre er, wie das Wesen meinen Zorn schürte. Der Wunsch, ein Engel zu werden, war übermächtig. Meine Flügel drängten nach außen. Ich hielt sie zurück. Sie ein zweites Mal auszubreiten würde mich zu viel Energie kosten. Ganz davon abgesehen, dass es keine gute Idee war, ihr Gewicht auszugleichen, durch enge Gänge zu rennen oder gar mit ihnen einen Kampf zu bestreiten.
    Je näher ich dem Ding kam, umso stärker fühlte ich seine Gegenwart. Alles in mir war kampfbereit. Noch ein Schritt, und ich hatte es.
    Ausgefranste Flügel wuchsen aus seinem Körper und hielten es in der Luft, während ich den Boden unter meinen Füßen

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