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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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verlor. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Tausend schwarze Wesen starrten mich an. Blutunterlaufene Augen. Dunkle Augen, meine Augen – und grüne Augen.
    Mein Sturz endete ein Geschoss tiefer in einem runden Raum. Tausend Spiegel, tausend Mal ich, tausend Mal Christopher und ebenso viele Monster. Mein Dolch jagte sie. Spießte sie auf, doch nichts geschah. Ich war in der einen, die Bestien in der anderen Welt. Sanctifer hatte mich ausgetrickst. Sein Plan war aufgegangen, obwohl ich das Wächterband nicht trug. Seine Kreatur hatte mich zu einem Wesen geführt, das dieselben Augen hatte wie ich: Sanctifer würde mich zu einem Monster machen.
    Schwarze Pupillen bohrten sich in meine Augen, fanden die Schattenseite in mir und versuchten, mich zu verwandeln. Mein Zorn war nie greifbarer, niemals zuvor leichter zu entfachen. Doch ich durfte nicht zulassen, dass er mächtig wurde. Sanctifer war ein meisterhafter Betrüger. Ich sah eine Illusion, eine Spiegelung.
    Um meine Wut zu bändigen, schloss ich die Augen und verdrängte die Trugbilder. Sanctifer kannte meine Schwächen. Es war einfach, mich mit grünen Augen in dem Körper einer Bestie aus der Fassung zu bringen. Meine Liebe zu Christopher war ihm trotz Täuschungsmanöver wohl doch nicht verborgen geblieben.
    Ich klammerte mich an den Gedanken, dass Christopher in Sicherheit war, vertraute meinem Verstand und hoffte auf die Illusion. Die Spitze des Dämonendolchs bohrte sich in den ersten Spiegel, zerstörte den zweiten und alle weiteren. Die Monster verschwanden. Diese Runde hatte ich gewonnen, aber ich wusste, dass mein Sieg nicht von Dauer war. Sanctifers Einfluss reichte weit. Er hatte den Spiegel in ein Wächterband verwandelt, ihn mir untergejubelt und mich durch eine verborgene Pforte in meine Welt geschickt, um mir Angst einzujagen – damit ich versagte.
    Wütend riss ich den Spiegel aus meiner Hosentasche, um auch ihm einen Dolchstoß zu versetzen. Seine Oberfläche bestand aus Silber, ein Material, das bei allen Wächterbändern zu finden war. Doch als ich Raffaels Gesicht darin sah, verwandelte sich mein Zorn. Sanctifer spielte mit mir. Wenn ich den Spiegel jetzt zerstörte, saß ich in meiner Welt fest, fiel durch die Prüfung und würde sein Schüler werden.
    Wie ich so schnell in das düstere Kirchenschiff zurückfand, war mir ein Rätsel. Vielleicht veränderte sich mit meinem Wesen auch mein Orientierungssinn, oder aber mein Instinkt zog mich zu den Gestalten, die Raffael bedrängten.
    Alles in mir sträubte sich, als mich ihr dämonisches Gelächter erreichte. Ich rannte schneller, obwohl ich bereits außer Puste war. Raffael brauchte Hilfe. Mein Herz pumpte im Angstmodus, als ich die Horde tief unter mir entdeckte. Erst recht, als ich Raffaels panischen Blick auffing. Seine Furcht schien grenzenlos zu sein – er hatte Todesangst.
    Gehörnte Wesen auf zwei oder vier Beinen, deren Körper von verkohlten Hautlappen oder silbrigschwarz glänzenden Federn überzogen waren, trieben ihr Spiel mit ihm. Er wusste nicht, dass es nur Irrlichter waren.
    Ich hatte diese Wesen im Reich der Totenwächterin schon einmal gesehen. Christopher hatte sich ihnen gestellt und mich fortgeschickt, doch zuvor hatte er mir gezeigt, wie harmlos sie im Grunde waren.
    Als spürten die dämonischen Irrlichter, dass ich in ihrer Nähe war, änderten sie ihr Jagdverhalten. Anstatt Raffael nur vor sich her zu treiben, zogen sie ihr Netz enger, packten ihn mit ihren spitzen Klauenhänden, rissen seine Haut auf oder schnappten mit ihren scharfen Fängen nach seiner Kehle.
    Blut floss. Ich musste eingreifen. Jetzt. Auch wenn ich nicht wie Christopher die ungefährlichen Irrlichter erkennen konnte, sondern nur die satanischen Monster sah. Doch ich brauchte Flügel, das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit. Ich stand am höchsten Punkt des Kirchenschiffs, in einer der Öffnungen, knapp unterhalb der geflammten Decke.
    Raffaels gequälter Schrei vertrieb meine Bedenken. Zwei Schritte, und die Schwerkraft zog mich nach unten, bis meine Flügel den Fall bremsten. Mir wurde schwarz vor Augen, als mein Rücken ein zweites Mal aufriss. Unfähig, den Flug zu kontrollieren, vollbrachte ich mein drittes Meisterstück von Bruchlandung.
    Meine Flügel blieben heil, aber wie ich mit diesem Ballast auf dem Rücken kämpfen sollte, war mir schleierhaft. Sie einzuziehen ging nicht mehr. Allzu schnell fanden die dämonischen Wesen ihr neues Ziel: mich!
    Es sind nur Irrlichter, harmlose Irrlichter

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