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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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jetzt bemerkte ich, dass ich sie hinter meinem Rücken versteckt hatte.
    »Lynn, ich werde so vorsichtig wie möglich sein«, versuchte Christopher mir Mut zu machen.
    »Ich weiß«, flüsterte ich tonlos und ließ mich von ihm festbinden.
    Christopher ging sorgfältig vor, fesselte nicht nur meine Hand an die Armlehne, sondern auch meine Füße an die Stuhlbeine. Selbst meinen Rücken fixierte er an der hohen Lehne. Das flache Seil, das er verwendete, war weich und schnitt mir nicht in die Haut. Trotzdem fühlte ich mich mies, als ich außer meinem rechten Arm so gut wie nichts mehr bewegen konnte.
    »Ziemlich fesselnd, was du da vorhast«, scherzte ich – Galgenhumor vermutlich.
    Christopher erwiderte nichts, nahm den weichen Gummiball vom Tisch und stopfte ihn mir zwischen die Zähne – gut, dann eben keine Witze mehr.
    Meine Hand zitterte erbärmlich, als ich sie Christopher reichte. Er hielt sie behutsam fest, doch ich spürte die Berührung kaum. Die Kräuter hatten meine Hand betäubt. Ich atmeteauf. Alles halb so schlimm! Engelssorgfalt eben, wobei mir das mit dem Ball zwischen den Zähnen nicht ganz einleuchtete.
    Christopher rückte seinen Stuhl näher, klemmte meinen Arm zwischen seinen Ellbogen und seine Rippen und öffnete die ominöse Schachtel. Sie enthielt zehn Ringe – vier davon waren breit und aus Silber, die anderen schmal, hauchdünn und durchsichtig wie Gummibänder. An jedem war eine Schnur befestigt, die aussah wie ein haarfeiner Nylonfaden. Nichts Aufsehenerregendes also. Ich entspannte mich ein wenig. Irgendwie hatte ich mit brachialen Werkzeugen gerechnet.
    Die kamen zum Vorschein, als Christopher die Abdeckung mit den Ringen beiseitelegte. Mein Magen krampfte sich zusammen beim Anblick der Nadeln, der spitzen Feile, des Skalpells und des seltsam gebogenen Hakens. Ich schluckte, um gegen den Würgereiz anzukämpfen. Was um alles in der Welt hatte Christopher vor?!
    Er schob sich zwischen mich und die Folterwerkzeuge. Sein Gesicht war verschlossen – doch aus seinen Augen sprach pures Mitleid.
    Gab es hier auch so was wie eine Vollnarkose?
    »Ich kann nur deine Hand betäuben. Du musst wach bleiben und den Halt der Spangen überprüfen, bevor ich sie fixiere.«
    Keine K.-o.-Tropfen also. Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte.
    »Versuch, dich auf deine Atmung zu konzentrieren«, riet Christopher und gab mir die Kommandos, wann ich ein- und ausatmen sollte.
    Als ich einen halbwegs gleichmäßigen Atemrhythmus gefunden hatte – mein Herz flatterte dennoch wie wild –, legte Christopher los. Schon beim ersten Schnitt hätte mein Schrei bestimmt sein Trommelfell zum Platzen gebracht – wenn nicht der Gummiball ihn gedämpft hätte. Meine Hand war vielleicht betäubt, nicht aber meine Klauen.
    Wie Säure fraß sich das Skalpell hindurch. Ich riss und zerrte, um meinen Arm aus Christophers Umklammerung zu befreien – erfolglos. Er hielt mich eisern wie in einer Presse, legte das Skalpell beiseite und nahm als Nächstes die Feile. Langsam hobelte er Schicht um Schicht vom vorderen Teil der Kralle. Hätte er mir die Haut abgezogen, wäre das wohl kaum schlimmer gewesen.
    Entschlossen biss ich in den Gummiball – schließlich war ich kein Weichei mehr, und für irgendetwas mussten die Dämonengene ja gut sein. Mein Optimismus nützte wenig. Christopher war ausdauernd, der Schmerz kaum zu ertragen. Als er die Feile wegräumte, atmete ich erleichtert auf, nur um gleich wieder die Luft anzuhalten. Durch eine der langen Nadeln fädelte er die Schnur, die an einem der Silberringe befestigt war. Meine Hand begann zu zucken.
    »Versuch, sie stillzuhalten. Das wird nicht weh tun«, erklärte Christopher. Klar – genauso wenig wie das Rumgefeile!
    »Vielleicht solltest du besser wegsehen«, riet er – doch ich konnte nicht.
    Vorsichtig streifte er den Ring über meinen Mittelfinger, bevor er die Nadel am unteren Ende durch meine Haut stieß, sie diagonal aufwärtsführte und am oberen Fingerglied wieder herauszog.
    Obwohl ich tatsächlich nichts spürte, wurde mir schlecht. Mein Magen zog sich zusammen, und ich würgte seinen wässrigen Inhalt nach oben. Kein Wunder, dass Christopher mir das Abendessen verweigert hatte.
    Er hielt inne und musterte mich kritisch. »Beim nächsten Mal siehst du weg, sonst werde ich dir auch noch die Augen verbinden.«
    Ich nickte tapfer, schluckte die bittere Flüssigkeit wieder hinunter und schloss die Augen. Vielleicht half es wegzusehen, wenn man

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