Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
Vom Netzwerk:
Gedanken kehrten zurück in das Verlies. Der Angriff auf Christopher, die Wildheit, mit der ich meine Zähne in seine Haut geschlagen hatte. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und unterdrückte ihr Zittern, es wurde Zeit, mich der Wahrheit zu stellen.
    »Zeig mir, was ich getan habe.«
    Christopher setzte sich zu mir ans Bett und führte meine verkrampften Hände an seine Lippen.
    »Lynn, es ist vorbei. Quäl dich nicht selbst.«
    »Das tue ich nicht.«
    Seine Lippen hörten auf, meine Finger zu küssen. Er wusste, dass ich log.
    »Es … es zu sehen wird mir helfen, denselben Fehler nicht noch einmal zu machen.«
    Christopher nickte. Er ließ mich los und begann, sein Pyjamahemd aufzuknöpfen. Ich bewegte mich keinen Millimeter, auch wenn alles in mir drängte, ihn zu berühren. Doch ich fürchtete mich davor, ihn erneut zu verletzen.
    Tiefrote Striemen zogen sich quer über Christophers linke Körperhälfte. Ausgefranste Bisspuren unter seinem Schlüsselbein markierten die Stelle, wo meine Zähne gewütet hatten. Die Spuren vom Festklammern waren beinah nicht mehr zu erkennen, obwohl ich wusste, dass ich nicht nur an der Oberfläche gekratzt hatte.
    Mein Blick verschwamm. Zu wissen, dass ich ihm diese Wunden zugefügt hatte, konnte ich kaum ertragen. Bestürzt wandte ich mich von ihm ab. Doch Christopher holte mich zurück, nahm mich in die Arme, streichelte sanft über meine Haare und hüllte mich mit seiner Samtstimme ein.
    »Es gibt schlimmere. Diese Wunden werden heilen.«
    Aron wirkte unruhig, als er am späten Vormittag mit dem Frühstück in Christophers Zimmer erschien. Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass Christopher es holte, und war sich nicht sicher, was er vorfinden würde: mich, die sich noch immer an ihn klammerte, oder mein anderes Ich, das ihn und das Turmzimmer zerlegt hatte. Sonderbarerweise entspannte er sich nicht, als er mich in Christophers Arme gekuschelt fand.
    »Hast du ihr schon …« Weiter kam er nicht. Christophers »Nein!« stoppte ihn. »Chris, ich störe euren Honeymoon nur ungern, aber es gibt wichtigere Dinge. Ihr läuft die Zeit davon. Wenn du sie hier festhältst und sie schlecht vorbereitet ist …«, er ließ den Satz in der Luft stehen, damit er sich entfalten konnte. »Du weißt, wie fatal das für sie wäre.«
    Christopher gab mich nur ungern frei. Er spürte, dass ich mich in Arons Nähe nicht besonders wohl fühlte. Doch Aron hatte anscheinend einen wunden Punkt getroffen, den er klären wollte.
    Ich zog meine stechenden Beine an, um Christophers Wärme zu halten, und konzentrierte mich auf die heftige Diskussion im angrenzenden Badezimmer.
    »Sie ist noch nicht so weit«, begann Christopher.
    »Und du glaubst, wenn du sie festhältst, wird sich das ändern?«
    »Es hilft ihr, sich zurechtzufinden.«
    »Wo? In deinem Zimmer?!« Aron klang wütend. Christopher antwortete nicht. »Eigentlich dürftest du gar nicht hier sein.«
    Arons Vorwurf raubte den Rest an Wärme, der mir von Christopher geblieben war. Es würde wieder stärker werden, wenn er mich verließ.
    »Ja«, antwortete Christopher. »Und trotzdem funktioniert es.«
    »Anscheinend. Aber weißt du auch, wie lange?«
    »Nein, aber das ist kein Grund, sie jetzt allein zulassen.«
    »Sie ist nicht allein. Sie hat mich.«
    Mir drehte sich der Magen um bei der Vorstellung, erneut unter Arons Aufsicht zu stehen.
    »Und trotz all deiner Reinheit konntest du ihr nicht helfen – zumindest nicht so, wie es vorgesehen war«, warf Christopher Aron vor.
    »Genauso wenig, wie es vorauszusehen war, dass sie sich in einen Racheengel verliebt – oder du dich in sie«, antwortete Aron. »Ich weiß immer noch nicht, was ich davon erstaunlicher finden soll.«
    Beide schwiegen für einen kurzen Moment, bevor Aron fortfuhr. »Aber solange du dich weiterhin vor sie stellst, lernt sie nie auf eigenen Beinen zu stehen. Wie soll sie den Rat überzeugen, wenn sie unvorbereitet in die Prüfungen geht?! Sie werden sie herausfordern, sie mit ihren größten Ängsten konfrontieren. Du hast versprochen, ihr die Spangen anzulegen. Bis morgen früh gebe ich dir Zeit, sonst mache ich es selbst. Oder ist es dir lieber, wenn ihm die Verantwortung übertragen wird?«
    Die Badezimmertür öffnete sich. Ich lehnte mich schnell zurück, damit es nicht so aussah, als hätte ich gelauscht.
    »Und damit du lernst, sie loszulassen, halte ich es für einegute Übung, wenn du ab jetzt euer Essen selbst holst.« Aron warf mir einen undefinierbaren Blick

Weitere Kostenlose Bücher