Tanz der Gefuehle
seinem Wort fest und wird versuchen, James jede Tour zu vermiesen. Das ist sein Versuch, seine Taten wieder gut zu machen.« Sie wollte nach der Whiskeyflasche greifen, dann blickte sie auf Emma hinunter, die wie ein Häufchen Elend auf der Couch saß. »Ich glaube, du brauchst sie dringender als ich.« »An der Tür blieb sie noch einmal stehen. »Ich bin übrigens Aubrey.« Dann war Emma allein. Sie machte sich erst gar nicht die Mühe, ein neues Glas zu füllen, sondern trank direkt aus der Flasche. Und wenn sie sich ins Koma saufen würde, das war ihr egal. Lieber das, als den Gedanken auch nur eine Sekunde länger ertragen zu müssen, dass sie auf ihn reingefallen war.
Ihr Handy vibrierte, es war eine SMS von James. Meinem Vater geht es besser. Ich bin in drei Stunden da. Ob das eine weitere Lüge war? Wahrscheinlich. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er einen Abstecher zu irgendeiner Frau gemacht hatte, um sich mit ihr zu vergnügen. Sie musste unwillkürlich daran denken, wie sie James angefleht hatte, mit ihr zu schlafen und wie er daraufhin zögerte. Ob ihm da schon klar war, dass sie im Begriff war, tiefere Gefühle für ihn zu entwickeln und deshalb auf Abstand gehen wollte? Möglich wäre es. Er hatte weiß Gott genug Erfahrung, um die Zeichen richtig zu deuten. Emma schüttelte den Kopf, denn sie hatte die Zeichen überhaupt nicht gedeutet – kein einziges, dabei hatte es davon reichlich gegeben. Sie nahm einen weiteren Schluck und registrierte, wie das Brennen in ihrer Kehle allmählich nachließ. Auch der Kloß löste sich mit jedem weiteren Schluck auf. Guter Alkohol, lobte sie und lief zur Eingangstür, um sich anzuziehen. Sie war gerade in ihre Schuhe geschlüpft, als die Tür aufging und Eric hereinkam. »Schon fertig?«, fragte er und lief ins Wohnzimmer, um sich umzusehen. Offenbar hielt er Ausschau nach Aubrey. »Sie ist weg«, nuschelte Emma und warf sich ihre Handtasche über die Schulter. »Dein Plan ist aufgegangen. Du hast gewonnen.«
Er kam zurück und musterte sie mitleidig. »Tut mir leid, dass du es auf die Art erfahren musstest.« »Bitte. Tu mir den Gefallen und halt den Mund. Aubrey mag dir vielleicht verziehen haben, aber das gilt nicht für mich. Du hast dich vielleicht geändert, aber du hast genauso schreckliche Dinge getan wie James. In meinen Augen bist du nicht besser.« Er schwieg, dann fragte er. »Wo willst du hin?« »Wonach sieht es denn bitte aus? Ich gehe.« »In diesem Zustand?«, fragte er und wollte ihr die Flasche entreißen, doch Emma behielt sie mit aller Kraft bei sich. »Hast du überhaupt Geld für ein Taxi? Bis zur Stadt dürfte es dich einen knappen Hunderter kosten.« »Dann laufe ich eben nach Hause. Hier werde ich garantiert nicht bleiben.« Doch er schüttelte den Kopf. »Mach dich nicht lächerlich, ich fahre dich.« Sie schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Schulter und versuchte ihn wegzustoßen, doch er rührte sich keinen Millimeter.
»Lass-mich-in-Ruhe. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Weder mit dir noch mit deinem verfluchten Bruder. Ihr könnt mich alle mal!« Seine Augen verengten sich und er kam ihr sehr nahe. Dann legte er ihren Kopf in den Nacken und zog ihr Gesicht so dicht heran, dass sich beinahe ihre Lippen berührten. »Jetzt hör mir mal zu. Ich werde nicht zulassen, dass du dich in Gefahr begibst, nur weil James dir das angetan hat. Entweder du lässt dich von mir fahren oder ich behalte dich hier, bis du ausgenüchtert hast. In letzterem Fall würdest du dich allerdings James stellen müssen.«
Sie starrte finster zu ihm auf und spürte heiße Tränen in sich aufkommen. Sie wollte James nicht sehen, konnte es nicht ertragen, ihm in die Augen zu blicken. Emma schlug seine Arme weg und drängte sich an ihm vorbei. »Fahrt doch alle zur Hölle«, murmelte sie und verließ die Villa. Eric folgte ihr.
Kapitel 5
Als sie die Flasche zur Hälfte gelehrt hatte, riss Eric sie ihr aus der Hand. »Jetzt ist Schluss«, sagte er streng, schraubte sie zu und warf sie auf den Rücksitz. »Hey«, rief Emma empört, machte aber keine Anstalten, sie zurückzuholen. »Ist das dein Plan? Dich zu Tode zu saufen?« Sie sah ihn an, fand aber, dass sein Gesicht eigenartig verschwommen aussah. »Kann dir doch egal sein. Was interessiert es dich überhaupt? Erst benimmst du dich wie ein Arsch und jetzt bist du auf einmal der nette Typ von nebenan?« Er lachte über ihre genuschelte Aussprache.
»Das hat alles zu meinem Plan gehört.«
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