Tanz der Gefuehle
nicht irgendwelche Substanzen verabreichen! Sie hatte ihr Handy schon gezückt, steckte es dann aber wieder weg. Sie sollte warten, bis er wieder zurück war. Im Moment hatte er wahrlich andere Sorgen. Um 18 Uhr hatte Emma endlich Feierabend. Sie zog sich um, verstaute ihre Arbeitssachen im Spind und nahm das verpackte Geschenk hervor. Dann verließ sie das Gebäude und stieg in den Chauffeurwagen, den James für sie organisiert hatte und welcher direkt vor ihrer Firma parkte.
Sie simste die ganze Fahrt über mit Rachel, die eingeschnappt war, weil Emma ihr nichts von der Party erzählt hatte. Da musste Emma ihr erklären, dass sie selbst erst davon erfahren und es schlichtweg vergessen hatte. Sie versprach, das nächste Wochenende ganz für Rachel zu reservieren, dann war sie auch schon da. Sie bedankte sich beim Fahrer, stieg aus und lief zum Tor. Dort wurde sie nach ihrem Namen gefragt und durfte passieren. Die Party hatte man schon von Weitem gesehen und auch für jemanden, der den Weg nicht kannte, hätten die Scheinwerfer, Raketen und die laute Musik den Weg gewiesen. Als Emma die schiere Masse an Gästen und Attraktionen erblickte, war sie einfach nur baff. Es gab kostümierte Akrobaten, einen zwei Meter hohen Champagnerbrunnen, eine Schaumparty, die im Pool veranstaltet wurde und sogar Feuerspucker. Das Publikum war ein Gemisch aus fein gekleideten Prominenten und wild feiernden Leuten. So wie Emma sehen konnte, fand die Party hauptsächlich unter freiem Himmel statt. Sie kämpfte sich zur Villa vor, blieb aber an der Bühne hängen, als sie voller Begeisterung eine ihrer Lieblingsbands auf das Podest steigen sah. Der absolute Hammer! Eine halbe Stunde später konnte sie sich endlich von dem Anblick losreißen und setzte ihren Weg fort. Sie kollidierte beinahe mit einer Bedienung und konnte gerade noch verhindern, dass deren Tablett hinunterfiel.
»Verzeihung«, sagte Emma. »Kann ich Ihnen Champagner anbieten?«, fragte die verkleidete Frau. Emma nahm dankend an und sah der Frau dabei zu, wie sie weiterzog. Sie nahm einen Schluck, wäre allerdings beinahe daran erstickt, als sie Hugh Heffner und seine berühmten Playboy Bunnys an sich vorbeischlendern sah. Kaum hatte sie ihre Überraschung überwunden, tippte ihr jemand auf die Schulter. Sie drehte sich um und sah zu einer großen Brünetten auf. Emma schätzte sie zuerst auf Mitte Fünfzig, doch ihr Gesicht war so offensichtlich von Botox gestrafft, dass sie genauso gut zehn Jahre älter sein konnte. »Entschuldigen Sie. Meine Freundinnen und ich sind ganz angetan von Ihrem Kleid«, sagte sie und deutete auf eine Gruppe gleichaltriger Damen, welche den Begriff High Society bis zum Letzten ausgeschöpft hatten. Gespritzte Lippen, gemachte Brüste, halsbrecherische High Heels, Designerkleider und Chihuahuas, welche in Hundehandtaschen mitgeführt wurden. »Darf ich fragen, wer der Designer ist?«
»Äh.« Emma sah an sich herab. »Es ist aus einem Secondhandgeschäft.« Das freundliche Gesicht der Dame entgleiste. »Oh, nun ja.« Sie wollte noch etwas sagen, machte dann aber auf dem Absatz kehrt und lief zu ihren Freundinnen. Emma hob die Brauen. Okay? Offenbar war sie es nicht einmal wert, das Gespräch zu Ende zu führen! »Secondhand«, hörte sie die Frau sagen, woraufhin die anderen die Gesichter verzogen. »Offenbar wird hier neuerdings jede reingelassen.« Emma presste die Kiefer zusammen und setzte ihren Weg fort. Eingebildete Schnepfen. Wenigstens bestand ihr Körper nicht zu 80 Prozent aus Plastik! Sie leerte ihr Glas in einem Zug, schnappte sich im Vorbeigehen ein zweites und verfuhr damit auf dieselbe Weise. An der Villa angekommen, wurde ihre Laune nicht besser, denn man wollte sie nicht hinein lassen.
»Ich kenne Mr. Carter«, beharrte sie. »Schon klar. Das behauptet hier jeder. Bleiben Sie bitte auf dem Gelände, Mrs. Wenn Sie eine Toilette suchen, auf der anderen Seite steht ein Pool Haus.« »Ich will aber nicht auf die Toilette. Hier«, sagte sie und gab den fünfstelligen Code ein. Die Bodyguards wechselten einen überraschten Blick und bevor sie zu Wort kommen konnten, huschte Emma an ihnen vorbei und schloss die Tür. Sie ließ ihre Handtasche im Eingang stehen und stellte das Geschenk sowie ein Kärtchen mit ihrem Namen auf eine Kommode. Dann zog sie ihre Schuhe aus und begab sich in die Küche, um sich ein Wasser zu holen. Das würde ihr vielleicht helfen, sich zu beruhigen. »Verdammte Snobs«, murmelte sie und blieb schlagartig
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