Tanz der Gefuehle
Spiel spielten, desto mehr Schaden richteten sie an und desto mehr Herzen wurden gebrochen, also verließen sie die Stadt.
Doch ihr Hunger war gerade erst erwacht und so machten sie in der nächsten Stadt weiter. So ging es einige Jahre und immer, wenn es brenzlig wurde, zogen sie weiter, bis sie halb Amerika durch hatten und das meine ich wortwörtlich. Dann lernte Eric mich kennen und verliebte sich. Er wollte seinen Lebensstil ändern und mit mir zusammen sein, doch James passte das überhaupt nicht. Also umgarnte er mich, erzählte mir Lügen und brachte mich schließlich dazu, mich in ihn zu verlieben. Als Eric davon erfuhr, war die Hölle los und ich konnte es nicht ertragen, beide zu lieben, also …« Sie verstummte, zog die langen Handschuhe aus und hielt ihr die Handflächen hin. Eine dünne Narbe zog sich an jedem ihrer Handgelenkte entlang. »Du hast versucht, dich umzubringen?«, fragte Emma schockiert. »Ich konnte nicht damit leben beide zu lieben, aber ohne sie konnte ich auch nicht. Der Gedanke, sie würden mich zurücklassen und in der nächsten Stadt auf dieselbe Weise mit einer anderen Frau verfahren, war unerträglich für mich. Eric fand mich und brachte mich ins Krankenhaus. Er bezahlte mir einen Psychiater und ich kam im Laufe der Zeit darüber hinweg. Aber auch über die Brüder. « Sie lächelte und sah verträumt in die Ferne. »Ich war jung und naiv, aber ich habe wieder ins Leben zurückgefunden.« Sie hielt Emma die Whiskeyflasche vor Augen und schwenkte sie hin und her. »Das hier hat mir dabei geholfen. Auch einen?« Emma nickte, darauf musste sie erst einmal einen trinken.
Die Blondine schenkte ihr ein und Emma nahm einen großen Schluck. Dass sie daraufhin qualvoll hustete, schien ihr Gegenüber zu amüsieren. »Was ist dann passiert?«, wollte Emma wissen, als sie mit Wasser nachgespült hatte. »Eric stieg aus und verließ die Stadt. Nicht jedoch, ohne seinem Bruder ewige Rache zu schwören. Ihre Wege trennten sich also und James zog hierher. Er änderte seinen Nachnamen und baute sich ein Imperium auf. Doch er hat sich nie geändert, er ist immer noch derselbe – ein Jäger.« Emma schwieg eine ganze Weile und ließ die Informationen sacken. Sie hatte geglaubt, dass ihr seine Vergangenheit nichts ausmachen würde, dass sie für ihre Zukunft nicht wichtig wäre, aber was sie nun erfahren hatte, war mehr als schockierend. »Was, wenn er sich geändert hat?«, fragte Emma, doch mehr aus Neugierde, als dass sie wirklich daran glaubte. Man bedenke nur, wo sie James kennengelernt hatte. In einem Swingerclub, inmitten von halbnackten weiblichen Körpern. Das sprach für sich.
»Ich weiß, wie du dich jetzt fühlst. Mir erging es genauso, als ich von ihrem Spiel erfuhr. Du versuchst dich an etwas Positivem festzuhalten, doch das gibt es nicht. Alles, was James getan oder zu dir gesagt hat, ist gelogen. Er wird immer auf der Suche nach neuer unschuldiger Beute sein, der Lauf seiner Karriere beweist das. Ich meine, er hätte mit seinem Erbe weiß sonst was anstellen können. In Energiewirtschaft oder Landwirtschaft investieren, stattdessen eröffnete er Strip- und Swingerclubs. Er macht es vielleicht nicht mehr so auffällig, aber er hat nie aufgehört zu spielen.« Emma erinnerte sich an etwas, das James bei ihrer ersten Begegnung zu ihr gesagt hatte. Ich gebe einmal im Monat eine Show, bei der ich mir eine der Bewerberinnen auf die Bühne hole und anschließend glücklich mache. Mein Gott. Damit hatte er ihr doch gesagt, welche Sorte Mann er war und Emma war dennoch auf ihn eingegangen! »Unfassbar«, murmelte sie und exte ihr Glas. Der Whiskey brannte, doch es war nichts im Vergleich zu dem schmerzhaften Gefühl des Verraten-Werdens, das wie Säure in ihr siedete. Sie bekam einen Kloß im Hals und Tränen brannten ihr in den Augen. Wie hatte sie nur auf ihn reinfallen können? Doch sie war auch selbst daran schuld.
Mit diesem einen Satz hatte er ihr schon vorher gesagt, was er von ihr wollte. Womöglich hatte er sie damit sogar indirekt vorwarnen wollen. »Wo gehst du hin?«, fragte Emma, als sich die Blondine erhob. »Ich werde gehen, bevor James zurückkommt und du solltest dasselbe tun.« Emma spürte bereits, wie ihr der Whiskey zu Kopf stieg, doch sie war immer noch klar genug, um etwas zu hinterfragen. »Warum warst du überhaupt hier und wer hat dich eingeladen? »Eric. Als er merkte, dass dich James bereits in seinen Fängen hat, bat er mich um Hilfe. Er hält immer noch an
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