Tanz der Gefuehle
kennst Aubrey?« »Sie war bei dir zu Hause, auf deiner Party. Eric hat sie eingeladen.« Er ließ sich auf das Sofa sinken und sah sie fassungslos an. »Was hat sie gesagt?« »Alles, James«, sagte Emma und konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Ihre Stimme klang erstickt, als sie sagte: »Sie hat mir jedes schmutzige Detail deiner Vergangenheit erzählt: Dass Eric in sie verliebt war, dass du es ihnen nicht gegönnt und sie ihm ausgespannt hast und das sie sich umbringen wollte.« James sprang von der Couch. »Das hat sie dir erzählt?« Er kam zu ihr und packte sie erneut bei den Schultern. »Das war gelogen, Emma. Es war genau andersherum. Gott, dieser verdammte …« Er ließ sie los und wischte sich mit der Hand übers Gesicht, dann lachte er. »Was ist so lustig?«, fragte Emma und sah beunruhigt zu ihm auf. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Dieser verdammte Mistkerl hat es wirklich geschafft, uns hinters Licht zu führen. Was dir Aubrey erzählt hat, ist gelogen, Emma. Nicht er hat sich damals in sie verliebt, sondern ich. Und weil er es nicht ertragen konnte, hat er sie dazu gebracht, sich in ihn zu verlieben. Verstehst du denn nicht, es war genau andersherum.
Dafür wird er bezahlen, das schwöre ich.« »Das wird schwierig, er wird die Stadt verlassen.« James sah sie an. »Das ist auch besser so, denn ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn ich ihm noch einmal begegne. Was ich nicht verstehe, ist, wie er Aubrey dazu gebracht hat, mitzuspielen. Von allen Menschen auf der Welt hasst sie ihn am meisten.« Emma lauschte seinem Monolog und konnte es nicht fassen. Sogar jetzt, nachdem Eric ihn entlarvt hatte, spielte er noch den Unschuldigen. Dachte er wirklich, sie glaubte ihm auch nur ein Wort? »Verschwinde«, sagte sie und deutete auf die Tür. »Was?«, fragte er verwirrt. »Du sollst verschwinden. Denkst du wirklich, ich glaube dir auch nur ein Wort? Aubrey hat mir alles gesagt, was ich wissen muss, es ist vorbei.« »Sie hat gelogen, Emma«, sagte er verzweifelt und wollte sich ihr nähern, doch sie hielt ihn zurück. »Bleib, wo du bist oder ich rufe um Hilfe.« Sie wischte ihre Tränen weg, doch sie liefen immer wieder nach. »Emma bitte, lass es mich erklären«.
»Lass-mich-in-Ruhe. Ich will deine Lügen nicht mehr hören«, schrie sie. »Aber ich lüge nicht, ich sage die Wahrheit«, rief er verzweifelt. Gott, er war so gut! Vor ein paar Tagen hätte sie ihm die Nummer vielleicht noch abgenommen, aber nun nicht mehr. Nicht nach allem, was sie erfahren hatte. »Raus«, flüsterte sie und deutete zur Tür. »Das kann ich nicht akzeptieren, Emma«, sagte er, bewegte sich aber zur Tür. »Ich werde nicht zulassen, dass Eric damit durchkommt. Ich werde dir beweisen, dass er der Schuldige ist.« Sie schloss die Augen, um die Tränen aufzuhalten und deutete stumm auf die Tür. Er sah sie noch einen Moment an, dann verließ er die Wohnung. Emma wartete, bis die Schritte auf dem Flur verhallt waren, dann brach sie zusammen.
Kapitel 6
»Ich spiele überhaupt kein Billard«, nörgelte Emma und wäre am liebsten wieder umgekehrt. Sie wollte zu Hause sitzen und sich in Selbstmitleid suhlen, doch Rachel ließ ihr keine Chance. Die ersten beiden Tage hatte sie bei Emma übernachtet, den nächsten sind sie essen gegangen. Den darauffolgenden Tag ins Kino und nun in Mickys Bar, einer verqualmten Billard-Bude mit zwielichtigen Gestalten.
»Jetzt hab dich nicht so, das wird lustig.« Von wegen. Rachel war nur hier, weil sie kostenlos Billard spielen und Cocktails trinken konnte. Der Typ, den sie im Haus der Versuchung kennengelernt hatte, war hier nämlich Barkeeper. Mickys Bar sah von innen genauso aus, wie Emma es sich vorgestellt hatte. Dicke Rauchschwaden, die in der Luft hingen, düsteres Deckenlicht und ein Haufen Männer, die nach nichts als Ärger aussahen. Eines musste man Rachel lassen. Sie war mutig, sich in solchen Kreisen zu bewegen. Das Lokal bestand aus einem einzigen großen Raum. Links vom Eingang, in der Mitte des Raumes, war die Bar, daneben ein Gang zu den Toiletten. Der vordere Bereich war mit Tischen und Stühlen versehen, die wirkten, als wären sie ohne Struktur verteilt worden. Dann kamen die Billardtische und in den hinteren Winkeln runde Sitzecken. Sobald die Freundinnen den Raum betraten, wurden sie von Blicken taxiert. Manche neugierig, andere schmachtend, aber auch einige unfreundlich. Letzteres hätte Emma normalerweise auf dem Absatz kehrt machen
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