Tanz der Gefuehle
Emma starrte aus dem Fenster und sah die Bäume an sich vorbeifliegen. Es war eine sternenklare Nacht, die von hellem Mondschein begleitet wurde. Sie lauschte in sich hinein und fühlte nichts als Leere. Ihr war natürlich klar, dass das am Alkohol lag und sie morgen aller Wahrscheinlichkeit nach zusammenbrechen würde. Doch bis dahin waren es ja noch ein paar Stunden, also genoss sie die Gleichgültigkeit. »Was wirst du jetzt tun?«, fragte sie und wandte ihm das Gesicht zu. »Ich werde die Stadt verlassen. Wenn James erfährt, was ich getan habe, wird er mich umbringen wollen.« »So sieht dein Leben aus? Du folgst ihm von Stadt zu Stadt und machst es ihm zur Hölle? Hast du keine eigenen Pläne?« Er lächelte schwach. »Wenn ich jemanden hätte, mit dem ich mein Leben verbringen könnte, dann schon.« Er maß sie mit einem Blick, den Emma nicht ganz deuten konnte. Doch sie war zu müde, um näher darüber nachzudenken. »Schlaf ein bisschen. Wir werden eine Weile fahren.« Ihre Augen fielen zu und sie schlief sofort ein.
»Aufwachen«, erklang eine Männerstimme. Emma wurde sanft gerüttelt und schlug die Augen auf. Sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass sie auf ihrem Sofa in ihrer Wohnung lag. Es war ausgeklappt und mit Kissen und Decken bezogen. »Wie…?«, fragte sie und wurde prompt unterbrochen. »Ich war schon mal hier, schon vergessen?« Er klimperte mit ihrem Wohnungsschlüssel vor ihrer Nase herum. »Und an deinen Schlüssel zu kommen, war nun wirklich nicht schwer.« Sie nahm ihm den Schlüsselbund aus der Hand und legte ihn auf den Tisch. Dann sah sie zur Uhr.
»Halb fünf? Warum ist es schon so spät?« Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass allmählich die Sonne aufging. »Ich war noch etwas erledigen und hab dich mitgenommen.« »Du hast was?«, rief sie entgeistert. Er verdrehte die Augen. »Reg dich ab. Du hast doch sowieso geschlafen.« »Ja, aber du kannst mich nicht einfach irgendwohin mitnehmen!« Als er nicht reagierte, fasste sie sich an die Stirn und stand auf. »Bei mir dreht sich alles«, sagte sie und machte einen Schritt vorwärts. Sofort kam ihr der Boden entgegen. »Hoppla«, sagte Eric und fing sie auf. »Wo willst du denn hin?« »Küche. Wasser«, murmelte sie und wurde von ihm begleitet. In der Küche stellte er sie ab, füllte ein Glas mit kaltem Wasser und reichte es ihr. Emma nahm das Getränk dankend an und leerte es in wenigen Zügen. Als sie ihm das leere Glas hinhielt, füllte er es erneut und während sie trank, beobachtete er sie mit einem leichten Lächeln. »Du kannst wirklich charmant sein, wenn du willst«, sagte sie und stellte das Glas ab. »Ich frage mich, ob irgendetwas davon echt ist?« Sein Lächeln verschwand und er kam ihr so nahe, dass sich ihre Körper berührten.
Er legte ihren Kopf in den Nacken und drehte ihr Gesicht zur Seite, um ihren Hals mit sanften Küssen zu bedecken. »Nicht«, flüsterte sie und versuchte ihn wegzudrücken, doch er ignorierte ihren schwachen Protest. Es war, als versuche sie einen Felsen zu stemmen - er bewegte sich keinen Millimeter. »Was du in den letzten Tagen gesehen hast, war nicht ich. So würde ich mich nie einer Frau gegenüber benehmen - nicht dir gegenüber.« Er packte sie an den Hüften und zog sie zu sich heran, bis sie ihn hart und bereit durch den Stoff spüren konnte. »Nein«, versuchte sie es noch einmal, doch das Reden fiel ihr schwer, genauso wie das Denken. Es war nicht richtig, was sie hier taten. Andererseits, wen interessierte das schon? James hatte sie verletzt, tief verletzt. War es da so falsch, sich abzulenken? Ein kleiner gehässiger Teil von ihr dachte daran, wie sehr es James doch ärgern würde, wenn sie mit seinem Bruder schlief. Vielleicht würde ihn das genauso verletzen, wie sein Verrat sie. Der andere Teil wollte überhaupt nicht nachdenken, sondern einfach nur genießen. Allerdings war dieser Teil noch immer von Alkohol beeinflusst, sie sollte ihm also lieber nicht nachgeben. Emma drehte das Gesicht zur Seite, doch als er ihren Kopf zurückzwang und sich ihre Lippen berührten, schienen sich ihre Zweifel in Luft auszulösen.
Sein Mund wanderte zu ihrem Schlüsselbein und als seine Lippen sanft über ihre zarte Haut strichen, brachte sie keinen klaren Gedanken mehr zustande, außer: »Eric«, hauchte sie. »Hmhm?« »Tu es.« Sie wurde augenblicklich hochgehoben und ins Wohnzimmer getragen. Auf dem ausgeklappten Sofa legte er sie ab. »Du weißt, dass du das morgen bereuen
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