Tanz der Gefuehle
nichts sagen zu lassen. Als sich Emma zu Rachel an den Tisch setzte, maß ihre Freundin sie mit einem neugierigen Blick. »Wo ist dein Wasser?« »Ausgetrunken.« Rachel kniff die Augen zusammen. »Du bist die schlechteste Lügnerin aller Zeiten, also raus damit. Was ist los?«
Emma deutete auf Eric, der in diesem Moment um die Ecke bog und sich wieder an seinen Billardtisch stellte. »Das ist James Bruder.« Rachel machte große Augen. »Ich dachte…« »Ja, das dachte ich auch.« »Willst du lieber gehen?«, fragte Rachel und musterte Eric eingehend. »Obwohl ich ja zugeben muss, dass er rattenscharf aussieht.« »Nein, ich bleibe hier. Schließlich sind wir nicht im Kindergarten.« Damit begaben sie sich an den Tisch und begannen zu spielen. Dabei versuchte sie Eric so gut es ging zu ignorieren, doch seine strengen Blicke waren erdrückend. Was war sein Problem? Sollte er doch verschwinden, wenn ihm ihre Gegenwart nicht passte. Als sie ein weiteres Mal zu ihm sah, sprach er gerade mit einem braunhaarigen Mann, der in ihre Richtung zeigte. Emma dachte erst, es sei ein Zufall, doch dann beobachtete sie, wie Eric ihn aufzuhalten versuchte, er aber dennoch auf sie zukam. Schließlich blieb er vor ihr stehen.
»Entschuldige, aber hast du nicht vorhin mit meinem Freund gesprochen?«, fragte er und deutete auf Eric. »Äh, ja«, sagte Emma und musterte den Braunhaarigen. Er war zwei Köpfe größer als sie, dunkel gekleidet und hatte ein gut aussehendes, aber gleichzeitig beängstigendes Gesicht. Es erinnerte sie an Eric. Er lächelte freundlich zu ihr herab, doch seine Augen blieben kalt. Emma wusste sofort, dass dieser Mann gefährlich war. Ein Blick auf Erics beunruhigtes Gesicht bestätigte ihren Eindruck. Der Braunhaarige legte den Kopf schräg. »Woher kennt ihr euch?«, fragte er. »Wer will das wissen?«, fragte Rachel und stellte sich mit verschränkten Armen neben Emma. Seine Mundwinkel zuckten und er betrachtete ihre Freundin, als bewundere er ihren Mut, sich ihm entgegenzustellen. »Niemand. Ich möchte meinen Freund nur ärgern.«
Mit Rachel an ihrer Seite fühlte sich Emma gleich sicherer und verschränkte ebenfalls die Arme. »Ich kenne ihn von James, seinem Bruder.« Der Mann drehte sich erstaunt zu Eric um. »Das ist ja interessant. Und ihr seid zusammen?« »Waren es … irgendwie«, antwortete Emma und schüttelte den Kopf, als könnte sie dadurch die Erinnerung an ihn loswerden. »Wer bist du?«, fragte sie, doch er lächelte nur. »Das wär dann alles.« Damit kehrte er ihnen den Rücken zu und schlenderte zu Eric zurück. Er legte ihm spielerisch die Hand in den Nacken und murmelte ihm etwas zu, doch Eric sah alles andere als glücklich aus. »Was war das denn gerade?«, fragte Rachel. Emma schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung, lass uns weiterspielen.« Irgendwann verschwand der mysteriöse Kerl und Eric blieb mit seinen Leuten zurück. Emma konzentrierte sich kaum auf das Spiel, ihr Blick schweifte immer wieder zu ihm ab. Eigenartigerweise benahm er sich nun vollkommen anders als vorhin, denn er starrte sie nicht mehr an. Im Gegenteil, sein Rücken war ihr auffällig oft zugekehrt. Als der benachbarte Tisch geräumt wurde und sie die Bar verließen, legte Emma ihren Billardstock beiseite. »Einen Moment, bin gleich wieder da«, sagte sie an Rachel gewandt und folgte Eric.
Mickys Bar lag in einer dunklen Seitenstraße, ein weiterer Grund, warum Emma nie freiwillig einen Fuß in diese Bar gesetzt hätte. Sie sah einen dunklen Schatten um die Ecke biegen und folgte ihm leise. So schnell kommst du mir nicht davon, Eric. Als sie ebenfalls um die Ecke lief, stieß sie mit jemandem zusammen und hätte sich der Länge nach auf den Rücken gelegt, hätte dieser Jemand sie nicht am Arm festgehalten. »Verzeihung«, sagte sie und wollte sich befreien, doch er ließ sie nicht los. Sie sah zu ihm auf und zuckte zurück. Es war nicht Eric, der sie vor dem Sturz bewahrt hatte, sondern ein blonder Mann, dessen lange Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Was sie jedoch so erschreckte, war sein vernarbtes Gesicht, dessen eine Seite aussah, als wäre sie mit heißem Fett übergossen worden. Als er fester zudrückte und sie in eine dunkle Ecke drängte, glaubte Emma nicht mehr an einen Zufall. Er war mit Absicht in sie hineingelaufen.
»Lass mich los«, rief sie und versuchte ihren Arm zu befreien, doch er schien ihren Protest überhaupt nicht wahrzunehmen. »Hilfe, Eric«, schrie sie, dann wurden ihre
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