Tanz der Gefuehle
erklang lautes Reifenquietschen und ein schwarzer Wagen mit getönten Scheiben raste an ihnen vorbei. Eric, da war sie sich sicher.
Zuhause angekommen stellte sich Emma zuallererst unter die Dusche, um den Zigarettengestank loszuwerden. Dabei wollte ihr der blonde Kerl einfach nicht aus dem Kopf gehen. Wer war er? Warum hatte Eric so besorgt ausgesehen, als er auf Emma zugegangen war? Hatte seine Aufforderung, die Bar zu verlassen, sogar etwas mit dem mysteriösen Mann zu tun? Natürlich dachte sie auch an ihre Fast-Vergewaltigung und wie kaltblütig Eric den Mann erschossen hätte, wäre sie nicht in der Nähe gewesen. Sie föhnte sich gerade die Haare, als es an der Tür klopfte und sie zusammenzuckte. Wenn es Rachel gewesen wäre, hätte sie vorher angerufen und so traurig es war, aber andere Freunde hatte Emma nicht. Es konnten also nur zwei Personen sein und keinen davon wollte sie sehen. »Lasst mich in Ruhe! Ich will keinen von euch beiden sehen!«, rief sie und schlang ihr Handtuch enger. Sie schlich zur Tür und legte ein Ohr daran, um zu lauschen.
»Ich bin‘s, Aubrey.« Stirnrunzelnd öffnete Emma die Tür. »Weiß hier eigentlich jeder, wo ich wohne?« Aubrey schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln und bat um Einlass. »Es wird nicht lange dauern.« »Wenn es noch mehr schmutzige Wahrheiten gibt, will ich sie gar nicht wissen«, sagte Emma, ließ sie aber herein. »Aubrey blieb in der Mitte des Raumes stehen. Als Emma ihr das Sofa anbot, lehnte sie höflich ab. »Ich werde die Stadt noch heute verlassen, deshalb habe ich nicht viel Zeit.« »Warum?«, fragte Emma. »Vielleicht solltest du dich lieber setzen«, schlug Aubrey vor. Emma tat es. »Zuallererst möchte ich, dass du weißt, wie unendlich leid mir das Ganze tut und dass ich es nicht getan hätte, wenn es nicht unbedingt nötig gewesen wäre.« »Was getan?« »Ich habe gelogen, Emma. Dass Eric in mich verliebt war und James unsere Beziehung zerstört hat, war gelogen. Es war andersherum.« Emma starrte sie an. »Das … das ist ein Scherz oder?« Als Aubrey beschämt den Kopf schüttelte, fragte sie: »Warum hast du das getan?«
»Eric hat mir Geld angeboten, sehr viel Geld.« »Du willst mir also sagen, dass du James und mich wegen des Geldes gegeneinander aufgebracht hast?« Das war doch wohl unfassbar! Viel schlimmer war allerdings, dass Emma auf Erics hilfsbereite und freundliche Tour hereingefallen war und zu allem Übel auch noch beinahe mit ihm geschlafen hatte. Gott, sie war so dämlich! »Ich weiß, dass nichts, was ich sage, irgendetwas wieder gut machen kann, aber ich habe das Geld wirklich gebraucht.« »Wer sagt mir, dass du dieses Mal nicht von James kommst und ebenfalls bezahlt wurdest?« Sie machte ein verletztes Gesicht. »Ich kann es dir nicht beweisen, Emma, und ich verstehe, wenn du mir nicht traust, aber es ist die Wahrheit. Ich habe keinen Grund mehr zu lügen, ich werde die Stadt verlassen und weit weg ziehen. Erics Geld hat es mir ermöglicht.«
»Warum hilfst du mir?« »Weil er meine Beziehung mit James zerstört hat. Ich möchte nicht, dass er dasselbe mit euch macht. James mag vielleicht kein Unschuldslamm sein, aber er bereut seine Taten wirklich. Er braucht jemanden, der ihm hilft, damit fertig zu werden und der ihm zeigt, dass er anders, gut sein kann. Und wenn es dir hilft: Er ist nie zu weit gegangen. Eric war dafür verantwortlich, dass sie ständig die Stadt wechseln mussten.« Das musste Emma erst einmal verdauen. Was stimmte bloß mit Eric nicht? Erst bezahlte er Aubrey, damit sie Lügen verbreitete, dann versuchte er, sie ins Bett zu kriegen und rettete ihr schließlich das Leben? Sie dachte daran, was sie James an den Kopf geworfen hatte und bekam ein schlechtes Gewissen. »Was ist, wenn Eric herausfindet …« »Wird er nicht, wenn du ihm nichts sagst. Er hat mich nur dafür bezahlt, dass ich die Wahrheit verdrehe, nicht, dass ich in einem späteren Gespräch nicht alles wieder geradebiege. Wenn du es ihm also nicht unbedingt auf die Nase bindest, wird er es nie erfahren«, sagte sie zwinkernd und bewegte sich zur Tür. Emma folgte ihr.
»Danke Aubrey, ich …«, begann sie, wurde aber unterbrochen. »Ich mache das nicht für dich, sondern für James. Er hat etwas Glück verdient.« Emma nickte und ließ sie hinaus, dann schloss sie die Wohnungstür ab und lief zum Bett. Dort saß sie noch die ganze Nacht mit dem Telefon in der Hand, traute sich aber nicht, James anzurufen. Sie wusste einfach
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