Tanz der Gefuehle
nicht, was sie sagen, wie sie sich entschuldigen sollte. Sie hatte seinem Bruder und einer fremden Frau mehr vertraut als ihm und das war sicher kein guter Start für eine Beziehung. Wollte er überhaupt noch mit ihr reden? Sie war immer davon ausgegangen, dass er sich bei ihr entschuldigen wollte, wenn er anrief. Aber was, wenn es genau das Gegenteil war? Irgendwann legte sie das Telefon aus der Hand und schlief ein.
Kapitel 7
Die nächsten zwei Tage zogen sich unendlich hin, was Emma in den Wahnsinn trieb. Sie hatte beschlossen, am Wochenende zu James zu fahren und sich bei ihm zu entschuldigen. Was er damit anfing, überließ sie ihm. Sie wollte nur nicht am Telefon mit ihm reden, denn die Hemmschwelle war ja bekanntermaßen niedriger und man sagte schnell Dinge, die man später vielleicht bereute. Und insgeheim erhoffte sie sich natürlich bessere Chancen, wenn sie ihm persönlich gegenüberstand. Am Samstagmorgen nahm sie ein Taxi und fuhr zu seinem Anwesen. Sie kannte seinen Terminplan nicht, konnte also nur hoffen, dass er zu Hause war. Für die Fahrt hatte Emma tief in die Tasche greifen müssen, es wäre also ärgerlich, wenn sie sich umsonst auf den Weg gemacht hätte. Das Taxi hielt direkt am Tor, welches offen stand. Das war schon mal ein gutes Zeichen! Emma stieg aus, bedankte sich und betrat das Anwesen. Normalerweise hätte sie es genossen, den Rosengarten entlang zu schlendern und den blumigen Duft einzuatmen, aber im Augenblick wirbelten einfach zu viele Gedanken in ihrem Kopf herum. Würde er ihr verzeihen, ihren kleinen Streit sogar belächeln? Oder sie gar nicht erst anhören und sofort wieder hinauswerfen?
Was mochte er überhaupt von ihr denken? Immerhin hatte er sie dabei erwischt, wie sie gerade mit seinem Bruder schlafen wollte. Nachdem sie mehrmals tief Luft geholt hatte, klopfte sie an die Haustür. Eine südländische Putzfrau öffnete ihr. »Guten Tag, ich möchte zu Mr. Carter«, sagte Emma und spielte sich nervös an den Fingern rum. »Mr. Carter nicht da«, antwortete sie mit einem schweren Akzent und Emma musste zugeben, dass sie ein klein wenig erleichtert war. »In ein paar Stunden zurück.« »Gut, dann warte ich solange hier.« »Sie Freundin?«, fragte sie, als Emma Anstalten machte, einzutreten. »So ähnlich. Ja«, fügte sie hinzu, als die Haushälterin ein verständnisloses Gesicht machte. Daraufhin ließ sie Emma eintreten.
Drei Stunden später trat James in die Tür. Emma hatte die ganze Zeit über auf dem Sofa gesessen und sich nur bewegt, um ihr Wasserglas nachzufüllen. Sein Aussehen traf sie wie ein Schlag und es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er trug seine berühmten schwarzen Hosen, ein dunkelblaues Hemd und ein Jackett, das locker über seinem Arm lag. Als er die Tür schloss und Emma entdeckte, blieb er stehen. Sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, doch spiegelten sich so viele Gefühle in seinen Augen wieder, dass sie nicht sagen konnte, welche überwogen. Er stellte seinen Aktenkoffer ab, trat ins Wohnzimmer und legte das Jackett über den Stuhl. Emma blieb versteift sitzen und beobachtete ihn.
»Sie können Feierabend machen, Valentina«, sagte er an die Haushälterin gewandt, als diese gerade den Raum betrat. Sie nickte, nahm ihren Mantel von der Garderobe und verließ die Villa. »Also«, sagte James, ging zum Kühlschrank und nahm ein Wasser heraus. »Was willst du?« Sein Ton war nicht freundlich, aber das hatte Emma auch nicht erwartet. Sie wäre genauso sauer gewesen. »Mich entschuldigen«, sagte sie und stand auf. Es war ihr plötzlich unangenehm, auf seiner Couch zu sitzen, wenn er sie womöglich gar nicht hier haben wollte. Er nahm einen großen Schluck und stellte die Flasche wieder zurück. »Wofür? Wie du schon festgestellt hast, bin ich ein Arschloch. Woher also der Sinneswandel?« Sie ging langsam zur Küche und spielte sich dabei nervös an den Fingern herum. »Hör zu, ich weiß, dass du sauer bist …« »Sauer?«, unterbrach er sie. In wenigen Schritten war er bei ihr. »Ich bin so wütend, dass ich explodieren könnte, aber doch nicht auf dich. Wenn ich Eric je wieder in die Finger kriege.« »Weißt du, was Eric betrifft«, sagte sie und biss sich auf die Unterlippe. »Er mag vielleicht ein verlogener Hund sein, aber er hat mir vor einigen Tagen das Leben gerettet.« Was?« Sie erzählte ihm von dem mysteriösen Braunhaarigen, der nach ihm gefragt hatte und wie sie in die dunkle
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