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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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MUSS WAS ZU FRESSEN FINDEN. DREHST DU AB? ZEHN ZWANZIG. MELDE DICH.« Jack, ganz in Gedanken versunken, ignorierte den Wurm, dessen Sprache er ohnehin nicht verstand. Von irgendeinem entfernteren Hügel antwortete ein anderer Wurm: »ZEHN VIER UND DRAUF, MANN. WIE IST DEIN ZUGRIFF, BUFFALO? ROGER RAMMBOCK. EINEN FUSS HAT SIE AUF DEM BODEN, EINER HÄNGT AUS DER TÜR. JA DA KOMMT FREUDE AUF. NEUNUNDSECHZIG? MACH SIE ZU ACHT. WIR VERPISSEN UNS.«
    Jack senkte seine Schnüffelruten und seine Schwanzreifen und zog sie unter den Leib, damit er sich nicht länger verwirren lassen mußte von der sich entfaltenden Kakophonie aus Geräuschen und Gerüchen, den grellen Noten lockender Düfte, den sehnsuchtsvollen Rufen aufblühender Aromen, dem penetranten Duft schmachtenden Tumults, dem Purpurgeruch ungestümer Begierde, den lasziven Essenzen sich entfaltender Töne, den ranzigen Stimmen und Duftstoffen geiler Lust.
    Obwohl er Laute und Gerüche ausgeschaltet hatte, konnte er sich nicht dem Anblick zweier Heuschrecken entziehen, die sich direkt neben ihm auf der Straße paarten, gabelschwänzige Scudderiae, die sich im Staub jagten, während das Männchen unablässig in Lavendeltönen summte: »Tsiets, Baby! Tseck, Baby! Uh, Tsaug, Baby, yeah, yeah!«
    Jack hatte schon bei Anbruch der Abenddämmerung eine übermäßig hohe Dosis Chism-Tau genommen, den gegorenen Extrakt des Honigtaus, von ernsthaften Trinkern als übler Fusel verschmäht.
    Sein Leben lang hatte er danach gelechzt, einmal das echte Bier zu probieren, das die Lebensart im Heiligen Haus auszeichnete und Leuten seines Standes nicht zu kam. Aber er hatte noch nie versucht, das Heilige Haus zu betreten, ganz zu schweigen von den Bierdosen in der Küche jenes Hauses, obwohl überall Löcher waren und er durch jedes hätte hineinschlüpfen können. Nun aber konnte er vielleicht, mutig geworden durch Chism-Tau, doch durch eines dieser Löcher kriechen und, sollte man ihn anhalten und zur Rede stellen, erklären: »Jungs, ich habe vielleicht Neuigkeiten für uns! Ich bin kein Dingletoon, sondern ein Ingledew!« Was würden die staunen, wenn sie ihm glaubten. Wenn …
    Die kopulierenden Heuschrecken waren in inniger Vereinigung den Weg hinunter außer Sichtweite geraten; ihren Platz nahm nun ein junger Knackerlakenfreier ein, der angeschlendert kam und »Down in the Arkansas« vor sich hin pfiff.
    Jack Dingletoon erhob seine Schnüffelruten, peitschte sie hin und her und rief: »Hey, Junge, komm her.«
    Der Bursche blieb stehen, drehte den Kopf, zuckte mit den Schwanzreifen, ließ seine Schnüffelruten erheblich schneller umherschnellen, als Jack es je gekonnt hätte, und erwiderte: »Na, guck mal, wer mich da herumkommandieren will! Warum kommst nicht du hierher, oller Jack?«
    Jack rührte sich nicht. »Ich hab dich zuerst gefragt, Kleiner. Und nenn mich nicht oller Jack. Ich bin Junker John Ingledew, Junge, und ich bitte dich nicht, herzukommen, sondern ich befehle es dir.«
    »Du und wer noch, Jack Orv Dingletoon?« spottete der Junge, spuckte und schüttelte heftig den Kopf. »Betrunken wie immer, wenn ich richtig sehe. Wer bist du nochmal, sagst du?«
    Jack richtete sich auf und stand für einen Augenblick auf seinen hinteren Krabblern in der drohenden Pose der Gottesanbeterin; der Prä-Imago Jüngling duckte sich und war zur Flucht bereit. »Jetzt hörst du mir mal zu, Freddy Coe! Wenn du schlau bist, tust du, was ich dir sage, und behältst deine Unverschämtheiten für dich. Ich bin ein Ingledew, Junge, und Herr über den Kosmos! Ich bin ein Vetter von Junker Sam Ingledew und womöglich sogar sein Halbonkel! Merkst du nicht, daß ich Macht habe?« Jack ließ seine Schnüffelruten übereinander zischen und hoffte, irgend etwas möge geschehen, das Zeugnis von seiner Macht gab. Er hoffte, der dunkle blaue Himmel würde sich plötzlich mit Blitzen füllen. Oder die Große Weiße Maus würde erscheinen. Oder zumindest würden alle Klänge der Frühlingsnacht sich zur Purpur-Sinfonie steigern. Statt dessen aber, und mehr Pech konnte man wohl nicht haben, erschien plötzlich ein Tausendfüßler, Scutigeria forceps, der auf der Jagd den Pfad heraufstürmte. Dieser Tausendfüßler, oder Santa-Fe-Expreß, wie man ihn in den Ozarkbergen nennt, hatte nur achtundzwanzig Krabbler, nicht tausend, doch seine Fänge troffen von dem tödlichen Gift, das jeden Knackerlaken auf der Stelle tötet.
    Der arme Freddy Coe war vor Angst so gelähmt, daß der automatische Fluchtreflex

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