Tanz der Kakerlaken
ihnen berührt zu werden, und sie wird sie auffordern: »Okay, Alfonse und Laetitia, klettert an Bord.« Die beiden Kakerlaken werden es nicht tun; sie werden, so wird es aussehen, miteinander beraten, was diese Geste zu bedeuten hat; es wird so aussehen, als versuchen sie, vor dem hingehaltenen Toilettenpapierknäuel zurückzuweichen.
Aber schließlich wird diejenige, die sie Alfonse nennen wird, Laetitia einen Stups geben und sie zu dem Papierknäuel schieben, und diejenige, die Sharon Laetitia nennen wird, wird auf das Papierknäuel klettern, und Sharon wird das Knäuel hochheben und es dann dicht über den Fußboden halten und ein bißchen schütteln, und Laetitia wird auf dem Boden landen. Dann wird Sharon das Papierknäuel wieder in die Schüssel tun und es der anderen Schabe hinhalten, und sie wird sagen: »Und jetzt, Alfonse, kletter du auch rauf.« Und er wird es tun. Und dann wird sie ihn hinunter auf den Boden neben Laetitia setzen.
Die beiden Schaben werden aussehen, als führten sie fast eine Diskussion darüber, ob sie sich entfernen sollen oder nicht.
Aber dann werden sie zusammen, Seite an Seite, durch die Tür hinauswandern, und Sharon wird allein sein.
Bevor sie zu Bett geht, wird sie eine Untertasse mit etwas Milch und einen Keks am Rand auf den Boden stellen. Sie wird die Untertasse eine Weile beobachten, als wollte sie sehen, ob ihre Kakerlaken dort hinkommen werden. Sie werden nicht kommen.
Am Morgen wird sie nachschauen, ob etwas von der Milch verschwunden ist. Es wird nicht so sein. Auch der Keks wird nicht so aussehen, als ob jemand davon geknabbert hat. Sie wird die Milch in den Ausguß gießen und die Mülltüte aufmachen, um den Keks in den Müll zu werfen. Wenn sie die Mülltüte aufbinden wird, wird eine Kakerlake herausspringen und sie erschrecken. »Alfonse?!« wird sie rufen. Aber die Kakerlake, die sie Alfonse genannt haben wird, wird unmöglich in die zugebundene Mülltüte gelangt sein können.
Die Kakerlake die aus der Mülltüte befreit ist, wird schnurstracks auf die Vordertür zuhalten und auf die Veranda hinaus verschwinden, und sie wird ihr folgen und zusehen, wie die Kakerlake von der Veranda hinunterklettert und sich eilig in Richtung von Larrys Haus davonmacht. In dieselbe Richtung, in die die ganze Kakerlakenschar zu zeigen schien an jenem Abend, oh, so viele Abende zuvor.
Sie wird versucht sein zu folgen, denn sie wird vorhaben, ohnehin bald diesen Gang zu machen. Aber zuerst wird sie ihr Frühstück zu sich nehmen, und eine Extratasse Kaffee dazu, um die letzte Spur von Möglichkeit, daß sie sich alles einbilden wird, zu vertreiben.
Trotzdem wird sie aufgeregt und nervös sein, wenn sie schließlich zu Larrys Haus hinübergehen wird, und beim Anblick seines hinter dem Haus geparkten Wagens wird sie stolpern und an einem Baum Halt suchen, bis sie sich daran erinnern wird, daß der Wagen überhaupt nie bewegt worden sein wird. Oder doch?
Es wird ein schöner Morgen in Stay More sein, ein prächtiger Morgen, einer dieser sonnigen Frühlings- (oder Frühsommer-)tage , die seltener sind, als es der Juni ist, und es wird ihr fast widerstreben, ins Haus zu gehen. Sie wird hier draußen im Sonnenschein bleiben wollen und die milde Luft einatmen. Drinnen im Haus wird es unerfreulich sein.
Unerfreulich im Haus, unerfreulich auf der Veranda, wenn sie sie betreten wird. Während sie die Treppe hinaufsteigen wird, wird sie eine sonderbare Sache sehen: Mitten im Weg, oben auf der Treppe, wird eine Kakerlake auf eine Stecknadel aufgespießt im Holzfußboden der Veranda stecken. Es wird eine fette Kakerlake sein, viel dicker als ihr Alfonse. Die Art und Weise, wie die Nadel durch den Körper der Kakerlake gesteckt und in den Boden gespießt ist, wird sie an die Insektensammlung erinnern, die ihr Bruder Vernon in einer Zigarrenkiste aufbewahrte. Aber Vernon wird das hier nicht getan haben. Larry wird es unmöglich getan haben können … es sei denn …
Die Kakerlake, fett und dumm aussehend, wird flüchtig irgendwie Sharons Mitleid erregen, ein Mitleid, das sie nicht empfinden würde, hätte sie nicht aus Mitleid Alfonse und Laetitia verschont und gerettet. Diese tote und aufgespießte Kakerlake, über die sie hinwegsteigen wird, wie am Tag zuvor über Alfonse, wird sie dazu veranlassen, laut einen Vers aus einer alten Elegie zu rezitieren, die sie in der Schule gelesen hat: »And now I live, and now my life is done.«
Sharon wird nicht wissen, warum sie diese Zeile
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