Tanz der Liebenden
Sitz- und Arbeitsplatz anstatt ungenutzter Raum.“
„Ich hatte eigentlich vor, einen Tisch …“
„Um einen Tisch müssen Sie ständig herumtanzen. Der nimmt nur Platz weg.“
„Ja, vielleicht.“ Sie dachte an heute Morgen, als sie mit ihrem Vater am Küchentisch gesessen hatte. An die vielen anderen Gelegenheiten, bei denen sich ihre Familie um den Tisch versammelt hatte. Sentimental, entschied sie. Und in diesem Fall unpraktisch.
„Lassen Sie mich alles ausmessen, dann zeichne ich Ihnen einen Vorschlag auf. Sie können es sich ja dann überlegen.“
„Na gut. Das hier hat sowieso Zeit. Das Erdgeschoss ist wichtiger.“
„Es wird etwas dauern, bis ich einen Kostenvoranschlag erstellt habe. Aber von dem, was ich bisher gesehen habe, kann ich Ihnen jetzt schon sagen, dass Sie sich auf eine sechsstellige Summe einstellen sollten. Und mindestens vier Monate Arbeit.“
Sie hatte sich Ähnliches ausgerechnet, aber es von jemand anderem ausgesprochen zu hören, versetzte ihr trotzdem einen kleinen Schock. „Gut. Machen Sie eine Kalkulation. Und die Zeichnungen, was auch immer. Sollte ich mich entscheiden, ihnen den Auftrag zu erteilen, wann können Sie anfangen?“
„Mit Materialbestellung und Lieferung … wahrscheinlich Anfang des Jahres.“
„Das ist Musik in meinen Ohren. Okay, Mr. O’Connell, zeigen Sie mir Ihren Kostenvoranschlag, und wir sehen, ob wir ins Geschäft kommen.“
Sie überließ ihn sich selbst, damit er in Ruhe ausmessen und rechnen konnte, ging nach unten und trat auf die schmale Veranda an der Hausfront. Der kleine Vorgarten war eine Schande, vermooster Rasen, erfrorenes Unkraut und ein hässlicher dicker Baumstumpf, der einmal ein großer alter Ahornbaum gewesen sein musste. Auf der anderen Straßenseite stand ein renovierter Altbau mit mehreren Apartments. Jetzt zur Mittagszeit war kein Leben in den Wohnungen zu entdecken.
Noch mal hunderttausend, dachte sie. Das war machbar. Sie hatte kein extravagantes Leben geführt. Und sie hatte tatsächlich den Geschäftssinn ihrer Mutter geerbt. Ihre Gagen waren gut angelegt, sie hatte ein angenehmes Polster im Rücken.
Sollte es für ihren Geschmack zu knapp werden, konnte sie immer noch ein paar Gastspiele mit der Company geben. Diese Tür stand ihr glücklicherweise offen.
Wenn sie es genau bedachte, wäre das sogar vernünftig, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Sie war daran gewöhnt zu arbeiten, brauchte Beschäftigung. In den kommenden Wochen und Monaten konnte sie nichts anderes tun als warten und zusehen, wie die Renovierung Schritt für Schritt vorankam.
Der Trip nach New York war unkompliziert. Sie konnte bei ihrer Familie unterkommen. Training, Proben, Aufführung, wieder nach Hause. Ja, das war vielleicht sogar die beste Lösung.
Aber noch nicht. Erst wollte sie sehen, wie ihr Plan sich anließ.
„Kate?“ Brody trat zu ihr, ihren Mantel in der Hand. „Es ist kalt hier draußen.“
„Ja, ein wenig. Ich hatte gehofft, es würde zu schneien anfangen. Gestern sah es so aus.“
„Solange es keine zwei Meter Schnee werden.“
„Wie?“
„Nichts.“ Er legte ihr den Mantel um die Schultern und zog ihr automatisch die Haare unter dem Stoff hervor. Es gibt so verdammt viel davon, dachte er. Weiche, seidige, endlos lange Haare.
Seine Finger verfingen sich in dieser Pracht, als sie sich umdrehte und in seine Augen sah. Ah, also doch interessiert, dachte sie und fühlte das angenehme Flattern im Bauch.
„Warum gehen wir nicht um die Ecke in das kleine Café? Sie können mir einen Kaffee ausgeben.“ Sie trat näher an ihn heran, bewusst. Ein Test, für sie und für ihn. „Wir können über … Arbeitsplatten reden.“
Sie hatte eine verheerende Wirkung auf ihn. Nebelte seinen Verstand ein, machte ihm das Atmen schwer, ganz zu schweigen von dem, was sich in seiner Lendengegend abspielte. „Sie machen sich schon wieder an mich heran.“
Ihr Lächeln war sehr sinnlich und sehr weiblich. „Natürlich.“
„Sie sind wahrscheinlich die schönste Frau, die mir je begegnet ist.“
„Das ist eine Laune der Natur, aber da ich meiner Mutter ähnlich sehe, bedanke ich mich in ihrem Namen. Wissen Sie, Ihr Mund gefällt mir besonders.“ Sie ließ ihren Blick darauf verweilen. „Irgendwie zieht er mich immer wieder an.“
Seine Kehle war rau und staubtrocken. Verflucht, was war mit den Frauen passiert, seit er aus dem Spiel ausgeschieden war? Seit wann verführten sie Männer am helllichten Tag auf der Veranda eines
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