Tanz der Liebenden
Kanne frischen Kaffee auf. Mit Sicherheit ein Fehler. Der Kaffee würde ihn lange wach halten.
Er stand am Fenster und sah hinaus in die Dunkelheit, nippte an der schwarzen heißen Flüssigkeit. Das Haus war so still, wenn Jack schlief. Dabei gab es Zeiten, in denen der Junge so viel Krach und Chaos um sich herum verbreitete, dass man den Eindruck haben konnte, es gäbe nie wieder einen Moment voller Ruhe und Frieden.
Und wenn es dann still war, fehlte Brody der Lärm. Dieses Elterndasein war eine ziemlich vertrackte Sache.
Aber jetzt fühlte er eine innere Unruhe in sich, die er schon lange nicht mehr verspürt hatte. Als allein erziehender Vater, der sich um das Haus und den Neuaufbau des Geschäfts kümmern musste, war ihm nicht viel Zeit geblieben.
Die Zeit hatte er immer noch nicht. Allein hier am Haus gab es so viel zu tun, dass er für … ja, wahrscheinlich den Rest seines Lebens würde er damit beschäftigt sein. Er hätte etwas Kleineres kaufen sollen, etwas, das weniger Arbeit verlangte, etwas Praktischeres. Das musste er sich von seinem Vater anhören, seit der den Preis herausgefunden hatte.
Tja, aber er hatte sich eben sofort in dieses Anwesen verguckt. Jack übrigens auch. Und so weit funktioniert es ja auch, dachte er jetzt, als er sich in der renovierten Küche mit den hohen Glasschränken und der Granitarbeitsplatte umsah. Sicher, langsam müsste er sich mal um die anderen Räume kümmern, was er bis jetzt vor sich her geschoben hatte, aber dazu musste er Zeit und Muße haben.
Trotzdem, diese Unruhe hatte weder etwas mit seiner Arbeit noch mit den Plänen für das Haus zu tun.
Sondern mit Kate Kimball.
Er hatte weder Zeit noch Lust, sich mit ihr einzulassen.
Zugegeben, Lust hätte er schon … Er fuhr sich frustriert durchs Haar. Hatte er je ein solches Verlangen nach einer Frau verspürt? Wahrscheinlich, er konnte sich nur nicht daran erinnern. Konnte sich nicht daran erinnern, sich je so nach jemandem verzehrt zu haben.
Und dieses Gefühl ärgerte ihn maßlos.
Es lag einfach nur daran, dass es schon so lange her war. Und weil sie so provozierend war. Und so schön.
Aber er war kein Kind mehr, das nach einem hübschen Spielzeug griff, ohne an die Folgen zu denken. Er konnte nicht mehr einfach das tun, was ihm gerade einfiel. Und das war auch in Ordnung so.
Erledige die Arbeit, nimm das Geld mit und halte Abstand, ermahnte er sich in Gedanken. Und hör endlich auf, ständig an ihren makellosen, durchtrainierten Körper zu denken. Er starrte noch eine Weile in die Nacht hinaus, ehe er die Schultern straffte und sich abwandte.
Er schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein, wohl wissend, dass der ihn die ganze Nacht wach halten würde, und ging zurück an seinen Schreibtisch.
Als Kate am nächsten Nachmittag die Tür öffnete, stand Brody auf der Schwelle. Ihr Entzücken darüber wurde abgelenkt durch den kleinen Jungen mit den lachenden Augen, der neben ihm stand.
„Oh. Hallo, du Hübscher.“
„Ich bin Jack.“
„Hallo, hübscher Jack. Ich heiße Kate. Kommt doch rein.“
„Ich wollte nur den Kostenvoranschlag vorbeibringen, und die Zeichnungen.“ Brody hielt ihr die Unterlagen entgegen, eine Hand fest auf Jacks Schulter. „Meine Visitenkarte liegt bei. Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben, können Sie mich anrufen.“
„Warum sehen wir die Papiere nicht jetzt gleich zusammen durch? Das spart Zeit. Oder haben Sie es eilig?“ Sie sah ihn gar nicht an, während sie redete, sondern strahlte Jack an. „Brrr! Es ist richtig kalt da draußen, was? Kalt genug für heiße Schokolade und Kekse.“
„Und Marshmallows?“
„In diesem Haus ist es verboten, heiße Schokolade ohne Marshmallows anzubieten.“ Sie streckte die Hand aus, und Jack nahm sie, um sie ins Haus zu ziehen.
„Kate, hören Sie …“
„Ach, kommen Sie, O’Connell, seien Sie kein Spielverderber. Also, hübscher Jack, in welcher Klasse bist du denn? In der fünften? Sechsten?“
„Nein.“ Der Junge kicherte. „In der ersten.“
„Nein, so ein Zufall! Gerade heute gibt’s bei uns ein Spezialangebot für blonde Jungen in der ersten Klasse. Du hast freie Wahl – Makronen, Butterkekse oder Chocolat Chip Cookies?“
„Kann ich von jedem eins haben?“
„Jack …“
„Ah, endlich ein Mann nach meinem Geschmack.“ Kate ignorierte Brody völlig, reichte ihm nur Jacks Jacke, Fäustlinge und Mütze und nahm den Jungen bei der Hand.
„Sind Sie die tanzende Lady?“
Sie lachte und ging mit ihm
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