Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
bei der ersten sich bietenden Gelegenheit beraten wollte. Zwischen beiden Ländern sollte rasch ein festes Militärbündnis entstehen.
Bevor der niedere und der einfache Landadel an der Reihe waren, traten Judith, die Königinwitwe, und ihre Erste Kammerfrau Embeth, Herrin von Tare, zu ihm.
Bornheld runzelte die Stirn, aber Faraday nickte den beiden huldvoll zu.
»Ihr?« fragte der neue König, als Judith sich von ihrem Hofknicks erhob. In der Gegenwart dieser sehr vornehmen Dame fühlte er sich stets etwas unbeholfen.
»Herr, nehmt bitte meine Glückwünsche zu Eurer Krönung entgegen, und laßt mich der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß Achar eine lange und segensreiche Herrschaft erwartet. Betrachtet mich bitte als Eure untertänigste und treueste Dienerin, und seid gewiß, daß Ihr nur einen Wunsch aussprechen müßt, und schon werde ich mein Möglichstes unternehmen, ihn Euch zu erfüllen.«
Nach einer kleinen Pause sagte sie wieder »Herr«, doch diesmal in einem anderen Tonfall. Bornheld kannte ihn nur zu gut und hätte am liebsten das Gesicht verzogen. Die Hexe wollte jetzt etwas von ihm.
»Herr, ich möchte Euch um eine Gunst bitten.«
Vermutlich eine beträchtliche Apanage und dazu ein feines Landgut, seufzte der König in Gedanken. Königinwitwen waren immer schon eine rechte Plage gewesen.
»Herr, Ihr seht mich immer noch in tiefstem Kummer. Deswegen möchte ich Euch bitten, mich einstweilen von meinen Pflichten bei Hof zu entbinden. Ihr habt nun Euren eigenen Hof und dazu eine wunderschöne Gemahlin, ihn zu schmücken.« Judith verneigte sich mit einem leisen Lächeln vor Faraday, ehe sie sich wieder an Bornheld wandte. »Embeth, Herrin von Tare, hat mir ihr Heim als Zuflucht für meine Trauer angeboten. Erlaubt uns bitte, Herr, daß wir beide uns vom Hof zurückziehen und Karlon verlassen, um in Tare ein ruhiges und weitabgewandtes Leben zu führen, wie es sich für zwei Witwen geziemt.«
Der König war ehrlich verblüfft. Wie denn, kein Geld? Keinen Schmuck? Nur die Erlaubnis, sich vom Hof entfernen zu dürfen? Diese Gunst ließ sich leicht gewähren. Er hob großzügig die Hand. »Ihr sollt meine Erlaubnis dazu haben, Judith.«
»Wenn es Euch gefällt, Herr, brechen wir noch heute nachmittag auf«, erklärte die Witwe mit züchtig gesenktem Blick. Dabei warteten ihrer beider Kutschen bereits beladen draußen.
»Dann wünsche ich den edlen Damen alles Gute für ihre weitere Zukunft. Vielleicht besuche ich Euch ja eines Tages auf Tare. Natürlich erst, wenn die Unaussprechlichen auf den ihnen zustehenden Platz zurückgewiesen worden sind.«
»Darauf freue ich mich schon mehr, als ich in Worte zu fassen vermag«, entgegnete Judith geschickt.
Sie machte einen tiefen Hofknicks, warf Faraday einen kurzen Blick zu und zog sich dann rasch mit Embeth aus dem Mondsaal zurück.
Faraday sah ihnen traurig nach und wünschte, sie hätte mit ihnen reisen können. Die beiden reisten nach Tare, aber nicht nur, um sich von den Anstrengungen der letzten Wochen zu erholen, sondern auch, um auf Axis zu warten. Wenn der Krieger noch lebte und tatsächlich mit einer Armee gegen Bornheld ziehen wollte, würde er unweigerlich an Tare vorbeikommen. Und sobald er dort eingetroffen wäre, würde Judith ihn und alle, die auf seiner Seite standen, davon in Kenntnis setzen, daß Priam ihn zu seinem rechtmäßigen Nachfolger auserkoren hatte. Faraday lächelte in sich hinein. Die Königinwitwe hoffte nämlich, Axis dann eine weitere große Überraschung bereiten zu können.
22 A SCHURES E NTSCHEIDUNG
Aschure lag unter ihrer leichten Decke und lauschte Rivkahs Atem. Die Frauen teilten sich hier auf Sigholt ein Zimmer, und seit ihrer Ankunft vor sechs Wochen hatte sich ihre Freundschaft noch mehr vertieft und gefestigt.
Die junge Frau hatte die zurückliegenden anderthalb Monate als die glücklichsten überhaupt erlebt. Auch im Krallenturm war sie zufrieden gewesen und hatte nach ihrer freundlichen Aufnahme durch die Ikarier die Zeit dort richtiggehend genossen. Aber erst hier, in der uralten Festung, kam es ihr so vor, als hätte sie ihren richtigen Platz gefunden. Den Leutnant hatte sie mit ihren Künsten im Bogenschießen beeindruckt, und weil sie sich auch sonst überall nützlich zu machen verstand, hatte er ihr schließlich ihr eigenes Peloton übertragen, eine Einheit mit sechsunddreißig Bogenschützen.
Zu seiner wie zu aller anderen großen Überraschung entpuppte sich Aschure als geborene Anführerin. Ihr
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