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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Hand aus und zog seine Gattin zu sich heran, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Das, was Judith nun von ihm zu hören bekam, ließ sie von Kopf bis Fuß erstarren.
    Danach mußte die Königin sich setzen und wirkte verstört. Priams Kopf sank auf sein Kissen zurück, seine Finger strichen ein letztes Mal zart über die Wange seiner Frau, und dann starb er.
    Stille breitete sich aus. Nach seinen Anfällen von Wahnsinn während der letzten Wochen hatte er ein überraschend friedliches Ende gefunden.
    Moryson fand als erster seine Stimme wieder. »Der König ist tot!« rief er und wandte sich an Bornheld: »Lang lebe der König!«
    Ein merkwürdiger Ausdruck trat auf das Gesicht des Herzogs. Jayme zog den mit einem Amethyst besetzten Siegelring von Priams Hand und steckte ihn Bornheld an den Finger. »Lang lebe der König!« rief auch er. »König Bornheld!«
    Faraday, die die Szene verfolgte, fühlte sich gefangen wie in einem Traum. Alles war so unwirklich.
    Bornhelds Blick, der vor Eifer und Triumph glühte, traf über dem Totenbett den ihren. »Meine Königin.«
    Faraday schlüpfte leise in Judiths Gemächer. Sie hatte während der vergangenen drei Stunden Embeth und der Königin dabei geholfen, Priam herzurichten. Der Tod eines Königs verlangte eine endlose Folge von Zeremonien, Gebeten und Riten. Dazu mußte natürlich die Leiche gewaschen und für die Aufbahrung gekleidet werden. Als Witwe Priams oblag es Judith, sich um all diese Dinge zu kümmern. Sie hatte bislang gefaßt gewirkt und war wie gewohnt ihren Pflichten nachgegangen. Aber Faraday war trotzdem nicht entgangen, daß Judith kurz vor einem Zusammenbruch stand. Und nun wollte sie sicherstellen, daß die Königinwitwe zu der Ruhe fand, derer sie dringend bedurfte.
    Als Faraday eintrat, saß Judith auf einer Ruhebank am Feuer, und Embeth hatte ihr einen Arm um die Schultern gelegt. Beide Damen hielten ein Glas Branntwein in der Hand.
    Die Erste Kammerfrau lächelte wie um Verständnis bittend, als Faraday sich neben die Witwe setzte. »Es gibt wohl kaum einen besseren Anlaß, sich zu betäuben, als in den Stunden nach dem Tod des Ehemanns.«
    Faraday sagte sich, daß Embeth wohl jetzt an ihren verstorbenen Gatten Ganelon denken mochte.
    Judith schluckte ihre Tränen hinunter und stellte dann ihr Glas ab. Dunkle Ringe unter ihren Augen zeigten, daß sie schon seit vielen Nächten keinen rechten Schlaf mehr gefunden hatte. Auch glänzte ihr goldenes Haar nicht mehr. Arme Judith, dachte Faraday und strich ihr durch die wirren Strähnen, um ihr etwas Würde zu verleihen. Was will sie nun, da Priam von uns gegangen ist, mit ihrem Leben anfangen?
    »Danke, Faraday«, murmelte die Witwe, räusperte sich und fuhr dann mit kräftigerer Stimme fort: »Priam und ich danken Euch beide für die freundliche Fürsorge und Unterstützung, die Ihr uns in den vergangenen Wochen gewährt habt.«
    Faraday lächelte nur, sagte aber nichts dazu. Sie hoffte, ebenso gefaßt bleiben zu können, wenn sie ein ähnlich schwerer Verlust treffen sollte.
    So saßen die drei Frauen für eine Weile schweigend da, bis Judith plötzlich Faradays Hand ergriff.
    »Meine Teure, vergebt mir bitte das, was ich Euch jetzt sagen muß, aber ich kann nicht länger schweigen. Und nachdem ich Euch und Bornheld während der vergangenen Wochen miteinander erlebt habe, glaube ich, daß ich Euch dies anvertrauen darf.«
    Faraday sah sie fragend an.
    Judith nahm jetzt entschlossen ihr Glas und leerte es in einem Zug. »Priam teilte mir mit, daß er Axis zu seinem Thronfolger bestimmen wolle«, sagte Judith. »Und nicht Bornheld.«
    Faraday seufzte. Was konnte das Axis jetzt noch nutzen?
    »Artor steh uns bei!« flüsterte Embeth. »Ihr könnt nicht an Bornhelds Hof auftreten und erklären, daß Priam seinen Halbbruder auf dem Thron sehen wollte.«
    Die Witwe lächelte bitter und straffte ihren Körper. »Ich weiß, Embeth, schließlich bin ich nicht lebensmüde. Aber ich fürchte, daß man Priams Tod bereits in der Stunde plante, als er öffentlich bekanntgab, ein Bündnis mit Axis eingehen zu wollen.«
    Faraday starrte sie an, entschied sich dann aber dafür, einstweilen über den Kelch zu schweigen. Schließlich wußte sie noch gar nichts darüber. Weder wer das Gefäß verzaubert hatte, noch wer mit im Bunde war. Warum sollte sie da Judith damit beunruhigen, daß böse Magie im Spiel gewesen sei? So nahm sie dann ihre Hand in die ihre.
    »Und warum hatte Priam sich dazu entschlossen?«
    »Während der

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