Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
wieder gut machen«, hatte er ihr erklärt, »indem Ihr zeigt, was in Euch steckt.« Und genau das hatte sie getan. Sie tat alles, um ihr Peloton zum besten der Truppe zu machen. Belials bewundernde Blicke für ihre Leistung und seine anerkennenden Worte anschließend hatten ihr sehr gut getan. Auch sonst genoß sie seine Gesellschaft und seine Freundschaft. Belial stellte einen der wesentlichen Gründe dafür dar, warum es ihr in den letzten sechs Wochen so gut gegangen war.
Aber seit ungefähr zehn Tagen gab der Leutnant ihr immer wieder zu verstehen, daß er mehr als nur Freundschaft für sie empfand. Letzte Nacht war Belial im Stall erschienen, als sie gerade den Hengst versorgte, hatte sie lachend an sich gezogen und sie geküßt. Was erst spielerisch begonnen hatte, war bald zu einem ernsthaften Kuß geworden, bis Aschure sich von ihm löste – nicht weil sie sich vor ihm fürchtete, sondern vielmehr überrascht von ihrer eigenen Hingabe war. Daraufhin sagte er ihr, daß er mit ihr Bett und Leben teilen wolle. Der jungen Frau kamen die Tränen, und er hatte das falsch verstanden und zerknirscht dagestanden. Um ihn zu beruhigen, hatte Aschure ihn leicht geküßt und ihn um eine Nacht Bedenkzeit gebeten.
Ach wie himmlisch, wie wunderbar es doch wäre, wenn sie diesen Antrag annehmen könnte! Aschure war sich ziemlich sicher, sich in Belial verlieben und mit ihm ihr ganzes Leben verbringen zu können. Und er liebte sie ja auch. Eine bemerkenswerte neue Erfahrung für die junge Frau. Abgesehen von Rivkah hatte sie noch nie das Gefühl gehabt, von jemandem wirklich geliebt zu werden. Die Bewohner von Smyrdon und auch Hagen hatten wegen ihres exotischen Aussehens und ihrer Schönheit skeptisch auf sie herabgeblickt und ihr das Temperament und den unabhängigen Geist verübelt. Die jungen Burschen im Ort hatten nur ihren Körper begehrt, und als sie sich ihnen beharrlich verweigerte, hatten sie scheußliche Gerüchte über sie in Umlauf gebracht, nach denen sie für jeden zu haben wäre.
Dagegen sprachen die Achtung und Liebe, die Belial ihr entgegenbrachte, entschieden dafür, sich fest mit ihm zu verbinden. Nicht ein Grund sprach dagegen. Wenn nur diese verwünschten Verwicklungen nicht wären! Sie liebte nun einmal Axis, wenn das auch kein Grund war, Belial abschlägig zu bescheiden. Denn die junge Frau wußte viel zu gut, wie sehr der Krieger sich nach dem Tag sehnte und all seine Planungen darauf ausrichtete, Faraday an seiner Seite zu haben. Aschure gab sich gewiß keinen kindischen Träumereien hin, daß Axis sich eines Tages besinnen und für sie entscheiden könnte. Außerdem war sie ja Zeugin geworden, in welch einer Katastrophe eine Ehe zwischen einem ikarischen Zauberer und einer Menschenfrau offenbar unweigerlich enden mußte. Nein, Aschure wußte nur zu gut, daß ein Leben mit Axis ihr versagt war.
Aber warum griff sie dann nicht freudig und mit beiden Händen zu, wenn der Leutnant sich ihr mit ernsten Absichten näherte?
Aschure legte unwillkürlich die Hände auf ihren Bauch. Weil sie schwanger war. Weil sie Axis’ Kind in sich trug. Und weil das alles veränderte. Die junge Frau erinnerte sich an die Nacht ihrer Flucht aus Smyrdon. Damals hatte sie davon geträumt, daß eines Tages ein richtiger Held in ihr Leben treten und der Vater ihrer Kinder werden würde. Und jetzt … und jetzt war dieser Wunsch in Erfüllung gegangen.
Belial mochte ja noch Axis’ Kind annehmen und wie sein eigenes lieben. Aber Aschure konnte sich nicht einfach zu ihm ins Bett legen. Nicht, wenn sie einen anderen liebte und auch noch dessen Kind in sich trug. Davon abgesehen hatte der Krieger aufwachsen müssen, ohne seinen wirklichen Vater zu kennen. Da würde es ihn doch innerlich zerreißen, wenn sein Nachwuchs ein ähnliches Schicksal erleiden müßte.
Aschure durfte ihm sein Kind nicht verweigern. Was sollte sie nur tun?
Alles Belial erklären. Ihm die ganze Wahrheit entdekken. Der Leutnant hatte ein Recht darauf. Und dann? Auf Axis warten. Über kurz oder lang würde er nach Sigholt kommen.
Was darüber hinaus geschehen würde, darüber wollte sie jetzt noch nicht nachdenken. Zu sehr fürchtete sie sich davor, daß der Krieger ihr das Kind einfach wegnehmen würde.
»Nein, niemals!« flüsterte sie grimmig. »Niemand wird mich von meinem Kind trennen!« Ihrem eigenen Kind die Mutter zu verweigern, das kam überhaupt nicht in Frage. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Aschure hatte ihre Mutter sehr geliebt
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