Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
letzten Monate erkannte er immer deutlicher, wie falsch es von ihm gewesen war, Rivkahs Sohn niemals offiziell anzuerkennen. Immerhin handelt es sich bei dem jungen Mann um einen hervorragenden Feldherrn und einen klügeren Prinzen, als Bornheld es je sein wird.« Die Witwe zögerte und warf einen Blick auf ihre Kammerfrau. »Ich vertraue Euch das nur an, weil Embeth mir von Euren Gefühlen für Axis berichtet hat. Und daß sie Euch, als Euch Zweifel kamen, ermutigt habe, dann doch lieber dem Wunsch Eurer Eltern zu folgen und Bornheld zu heiraten.«
»Dafür kann ich mich heute gar nicht genug entschuldigen«, gestand Embeth.
Faraday senkte den Kopf und dachte nach. Als sie wieder hochblickte, strahlte Kraft und Macht aus ihren Augen.
Die beiden anderen starrten sie verwundert an.
»Laßt mich Euch etwas über mich und Axis erzählen«, erklärte sie mit einer energiegeladenen Stimme, die zu dem Strahlen ihrer Augen paßte.
Und sie sprach zu ihnen über eine Stunde lang. Embeth schüttelte immer wieder den Kopf, vergaß darüber aber nicht, die Gläser von neuem zu füllen.
»Und nun, da Bornheld auf dem Thron sitzt, braucht Axis alle Unterstützung, die er nur bekommen kann«, schloß Faraday »Werdet Ihr ihm beistehen?«
Die Witwe nickte langsam und entschlossen. »Ja, das will ich, Faraday Denn das hätte Priam von mir erwartet und gewünscht … und mehr noch, das ist das, was ich selbst zu tun wünsche …« Sie dachte kurz nach. »Ich glaube, ich kenne da jemanden, der das Blatt zugunsten des Kriegers wenden könnte.«
Bornheld wurde einen Tag nach der Beisetzung Priams zum König gekrönt. Krieg lag in der Luft, und in solch unruhigen Zeiten war Eile geboten.
Der Hof rief einen landesweiten Feiertag aus, und überall wurden Straßen und Häuser geschmückt. Fahnen und Banner wurden zu Ehren des neuen Königs angebracht, und eigentlich hätte auch ein großes öffentliches Fest stattfinden müssen. Aber dazu blieb keine Zeit mehr, und so gebot Bornheld lediglich, daß Fässer voll Wein und Bier herbeigeschafft und an jeder Straßenecke daraus eingeschenkt werden sollte, damit die braven Bürger der Hauptstadt sich wenigstens zur Feier des Tages betrinken konnten.
Während also die Menschen draußen in den Straßen feierten, fand im Mondsaal die Krönung statt. Der gesamte Hofstaat kam natürlich dort zusammen, und jeder, ob Mann, Frau oder Kind, in dessen Adern blaues Blut floß, ließ sich selbstverständlich die Gelegenheit nicht entgehen, zu dieser Feier nach Karlon zu reisen.
Die Krönungszeremonie führte Jayme durch und setzte Bornheld den schweren Goldreif persönlich aufs Haupt. Als daraufhin die Trompeten und Fanfaren erschollen und so der ganzen Welt anzeigten, daß ein neuer König gekrönt worden sei, hielt der Monarch bereits Hof und empfing von seinen Lehnsfürsten Glückwünsche und Treuegelöbnisse.
Neben ihm saß Faraday auf einem kleineren Thron und trug nur ein Krönchen auf dem Kopf. Sie dachte an den Abend, als sie Axis zum ersten Mal gesehen hatte, in eben diesem Raum. Eines Tages, betete sie dann zur Mutter, möchte ich mit ihm hier sitzen.
Die wichtigsten Adligen näherten sich natürlich als erste. Herzog Roland von Aldeni und Graf Jorge von Avonstal waren eigens zur Krönung von Jervois angereist. Als nächster verbeugte sich Baron Isgriff von Nor. Seine exotischen Züge trugen den Ausdruck feierlichster Treue, als er vor Bornheld seinen Lehnseid wiederholte. Graf Burdel von Arkness, immer schon der treueste Freund und Verbündete des neuen Königs, erwartete nun gewiß eine tüchtige Belohnung dafür, ihm von Anfang an zur Seite gestanden zu haben. Hinter diesem kam Baron Greville von Tarantaise und gelobte Seiner Majestät ebenso ernst und würdevoll seine Treue wie vor ihm Baron Isgriff.
Nach den Großen des Königreiches erschienen die Fürsten aus den kleineren Provinzen. Unter ihnen befand sich auch Faradays Vater, Graf Isend von Skarabost. Seine Tochter entdeckte mit einiger Bestürzung, daß er eine blutjunge Edle aus Rhätien an seiner Seite hatte; diese hatte auf ihre Brustwarzen so dick Rouge aufgetragen, daß die Farbe auf Unterzeug und Kleid abgefärbt hatte.
Nach den Fürsten traten weitere Würdenträger und die ausländischen Botschafter an. Als der Vertreter von Korolean sich so tief verbeugte, daß sein Kopf noch tiefer war als seine Hand, die in Bornhelds Rechter ruhte, notierte sich dieser in Gedanken, daß er sich mit dem Botschafter des Südreichs
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