Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
Vom Netzwerk:
denn?«
    »Ungefähr tausend. Und das empfinde ich als sehr störend. Wenn ich eine bestimmte Sache erreichen will und mir das dazu erforderliche Lied nicht bekannt ist, nützen mir all meine Zauberkräfte wenig.«
    »Sie kennen nur tausend Lieder?« Die Mundwinkel des Charoniten zuckten. »Haben sie denn soviel vergessen?«
    Axis beugte sich vor, und seine Aufregung wuchs. Er hatte gut daran getan, sich in die Unterwelt zu begeben. »Wieviel wißt Ihr denn noch? Wie viele Kanäle befinden sich hier unten?«
    Der Fährmann schien an sich halten zu müssen, um nicht laut loszulachen. »Laßt mich Euch darauf mit einer Gegenfrage antworten, Lehrling. Hat Euer Vater Euch beigebracht, was man mit dem Ring anfangen kann?«
    Der Krieger runzelte die Stirn und blickte auf den Ring am Mittelfinger seiner Rechten. Der Reif war aus Rotgold und mit Diamantsplittern in Sternenmustern besetzt. Der Ring der Sonnenflieger. Jedes ikarische Haus hatte seinen eigenen Ring, der von Generation zu Generation vom Vater an den Sohn weitergegeben wurde. Sternenströmer war glücklich gewesen, daß Axis ihn nun trug.
    »Bei dem Ring handelt es sich lediglich um ein Symbol dafür, daß ich Zauberer bin«, entgegnete der Krieger schließlich. Was sollte man schon groß mit ihm anfangen können? »Die Zauberer aller großen Häuser tragen ein solches Symbol. Es dient doch sonst keinem besonderen Zweck … oder?«
    Orr bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen und wiegte sich hin und her vor stillem Entzücken. Axis setzte eine verwirrte Miene auf. Hatte er denn etwas Dummes gesagt?
    »Mein lieber junger Freund«, meinte der Fährmann schließlich einigermaßen beruhigt und klopfte ihm aufs Knie, »mein Lehrling. Ich hatte ja keine Ahnung, daß die Vogelmenschen soviel vergessen haben könnten! Daß sie so unfähig geworden sind! Mit welchem Recht nennen sie sich eigentlich immer noch Zauberer?«
    »Was hat es mit diesem Ring denn auf sich?« rief Axis und beherrschte nur mühsam seine Wut.
    »Ach, mein Lieber, die Anzahl der Lieder, die Ihr singen könnt, ist nahezu unendlich. Genau so, wie unendlich viele Wasserwege existieren. Wer sie alle kennt, vermag die Macht der Sterne auf jede gewünschte Weise einzusetzen. Wie konnten die Ikarier das nur vergessen? Aber nun beseht Euch Euren Ring.«
    Der Krieger betrachtete den Reif.
    »Sind die Muster alle gleich?« fragte der Charonite.
    »Nein, kein einziges scheint sich jemals zu wiederholen.«
    »Gut beobachtet. Jetzt denkt an eine der Melodien, die Euch bekannt sind, und werft dann wieder einen Blick auf den Ring.«
    Axis konzentrierte sich auf das Lied der Harmonie. Als die Musik durch sein Bewußtsein strömte, glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können. Die Sternenmuster auf seinem Ring hatten sich verschoben und dem Lied angepaßt.
    »Und nun stellt Euch bitte einen Zweck vor, für den Ihr keine Melodie kennt. Am besten etwas Einfaches. Schließlich möchten wir ja nicht, daß Ihr uns aus dem Wasser sprengt. Konzentriert Euch darauf, und betrachtet dann wieder den Ring.«
    Der Zauberlehrling tat, wie ihm geheißen, und sein Blick fiel auf den rubinroten Umhang des Fährmanns. Er dachte ein Lied, mit dem sich der Mantel silbergrau umfärben ließe, und blickte dann auf den Ring.
    Die Sternenmuster hatten sich wieder verändert – zu einer Zusammensetzung, die ihm unbekannt war. Er übersetzte sie in ein Lied und summte sie in Gedanken. Schon im nächsten Moment verwandelte sich das Rubinrot in ein Silbergrau.
    Orr lächelte. »Das war doch wirklich nicht schwer! Und dennoch haben die großartigen Ikarier vergessen, wie sie ihren Ring nutzen können. Die Anzahl der Lieder wird nur durch die Anzahl Eurer Ziele und Zwecke begrenzt.«
    »Wollt Ihr damit sagen«, fragte Axis, der noch nicht glauben konnte, daß die Zauberei so einfach wäre, »daß ich nur an eine Sache denken und dann meinen Blick auf den Ring richten muß, um schon das entsprechende Lied zu erfahren?«
    Der Fährmann nickte. »Auf die gleiche Weise nutze ich die Kanäle. Im Grunde existieren nur wenige Wasserwege tatsächlich. Doch wenn ich ein Ziel habe, zu dem keiner von ihnen führt, denke ich einfach daran, und schon entsteht eine neue Straße.«
    »Und kann ich dann die Sternenenergie für absolut jeden Zweck nutzen?«
    »Nein, das könnt Ihr nicht. Natürlich gibt es für die allermeisten Vorhaben eine Melodie, und um die zu erlernen, müßt Ihr nicht mehr unternehmen, als die Muster auf Eurem Ring zu studieren. Aber

Weitere Kostenlose Bücher