Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
die denn da für eine Uniform?« Ramu keuchte vor Überraschung.
Aschure aber lächelte zufrieden.
Sämtliche Luftkämpfer hatten sich nicht nur die Flügel im Ebenholzschwarz des Krieges gefärbt, sondern auch ihre wollenen Uniformen.
»Axis hat gesagt, er wolle die Luftkämpfer von Paradiesvögeln in Kampffalken verwandeln«, teilte Aschure dem Awaren mit, ohne den Blick von diesem Einzug abwenden zu können. »Zumindest äußerlich ist ihnen das schon gelungen.«
Doch es kam noch etwas hinzu, daß die Vogelmenschen aus dem Staunen nicht mehr herauskamen. Denn jeder Luftkämpfer trug nicht nur das Kriegsschwarz, sondern hatte sich auch das Symbol einer blutroten flammenden Sonne auf die Uniformbrust genäht. Die Staffelführer trugen zum Zeichen ihres Ranges goldene Litzen um ihre Sonne, die Geschwaderführer goldene Sterne.
»Die flammende Sonne ist das Symbol des Hauses Sonnenflieger«, erklärte Aschure Ramu, »und die blutrote Sonne das Zeichen Axis’.«
»Habt Ihr es vielleicht für ihn entworfen?«
Die junge Frau nickte. »Ja, und er hat es sich zu eigen gemacht. Aber ich glaube, er weiß noch nicht, daß die Luftarmada sein Wappen auch übernommen hat. Ich hatte das Weitsicht nämlich nur vorgeschlagen.«
Und der hatte wohl keine Bedenken, sagte sich der Aware. Kaum etwas dürfte besser geeignet sein als dieser Auftritt, die Ikarier davon zu überzeugen, daß ihre Armee wie ein Mann hinter Axis stand. Er sah seine Nachbarin von der Seite an. Aschure betrachtete ernst und feierlich den Einzug der Luftarmada. Hatte die Prophezeiung sie aus einem besonderen Grund nach Smyrdon verschlagen? fragte sich Ramu jetzt. Oder bin ich aus purem Zufall in dem Dorf auf eine Frau gestoßen, die bereit war, mich und Schra vor dem sicheren Tod zu retten? Eine junge Frau, die uns später bei der Schlacht am Erdbaum auch noch zeigte, wie man den Feind besiegen konnte? Die damit sowohl Awaren als auch Ikarier vor dem Untergang bewahrte? Und dann auch noch wie von selbst den Zauberbogen Wolfen beherrschte, obwohl das doch seit viertausend Jahren kein Ikarier mehr vermocht hat? Jetzt überraschte diese Aschure ihn auch noch mit einem selbstentworfenen Symbol, mit dem sie treffsicher die richtige Unterstützung für Axis in die Wege geleitet hatte.
Nein, das konnte nicht alles bloßer Zufall sein. Die junge Frau wartete mit zu vielen Dingen auf, die das mehr als bestätigten. Der Magier erinnerte sich noch gut daran, wie Aschure während der letzten Versammlung ohne Mühe das Lied verstanden hatte, das Sternenströmer in der uralten Sprache der Vogelmenschen sang. Ramu selbst hatte viele Jahre harten Lernens dafür gebraucht.
Wer seid Ihr, Aschure? fragte er sich nicht zum ersten Mal. Was verbirgt sich unter Eurer äußeren Hülle?
Fünf Reihen unter ihnen saßen die beiden Wächter Ogden und Veremund. Beide hatten ihre unansehnlichen Kutten abgelegt und gegen hübschere Gewänder eingetauscht. Sie verfolgten den Aufzug mit ähnlich nachdenklichen Mienen wie er. Ihr Blick wanderte auch immer wieder zu Aschure, und sie schienen sich zu fragen, warum ihnen diese im Grunde fremde Frau doch so vertraut vorkam; so als würden sie Aschure schon ihr Leben lang kennen. Und die Wächter konnten auf wirklich sehr viele Jahre zurückblicken. Nein, bei dieser jungen Frau konnte es sich nicht nur um eine einfache Frau vom Lande handeln, die durch einen dummen Zufall in Ereignisse hineingeraten war, die sich ihrem Verständnis entziehen mußten. Aber wer um alles in der Welt mochte sie, die sich so selbstverständlich durch die Prophezeiung bewegte, dann sein?
Alle weiteren Überlegungen fanden ihr Ende, als jetzt die Ältesten und Zauberer hereinkamen und sich auf ihren traditionellen Plätzen in den untersten Reihen niederließen.
Die versammelten Ikarier hielten den Atem an und hatten ihre Blicke erwartungsvoll auf die kleine Tür gerichtet, die zur Kammer mit den Amtstrachten führte. Niemand wagte, etwas zu sagen, nicht einmal eine Feder raschelte.
Zuerst zeigten sich die Frauen aus dem Hause Sonnenflieger und strebten ihren Plätzen zu. Als erste Hellefeder, wie es ihr als Gemahlin des Krallenfürsten zustand, dann Morgenstern und Rivkah und zuletzt Abendlied. Die Tochter durfte sich heute abend, der besonderen Bedeutung der Veranstaltung entsprechend, zu ihrer Familie gesellen und mußte sich nicht zu ihren Kameraden von der Luftarmada setzen. Die Damen trugen in unterschiedlichen Tönungen das Königsviolett, ihre
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