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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Kopf, und ich stehe noch tiefer in Eurer Schuld . Ihre Finger klammerten sich um den Stoff ihres Gewands, als sie fühlte, wie seine Zauberkräfte sie umarmten. Für einen Moment hielt er sie so fest, dann zog er sich wieder zurück und wandte sich erhobenen Hauptes an die Menge, um zu ihr zu sprechen.
    Anders als sein Vater und sein Onkel, die sich zu diesem formellen Anlaß die Amtstoga übergeworfen hatten, trug Axis das Langhemd, das Aschure ihm genäht hatte, und darunter eine Hose aus Rehleder und lederne Reitstiefel.
    »Ihr seid mein Volk«, erklärte er mit leuchtenden Augen, »und ich habe das Lügengewebe zerrissen, das mich daran hindern sollte, Euch nach Tencendor zurückzuführen.«
    Ohrenbetäubender Lärm folgte diesen Worten. Tausende Ikarier hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen. Viele riefen seinen Namen, andere ließen die schrillen Schlachtrufe der Vogelmenschen ertönen, und wieder andere stimmten Gesänge an. Federn flogen, Fäuste wurden in die Luft gestoßen, und vor lauter Begeisterung wurden Sitzkissen zerrissen. Wenn jemand von den Ältesten je einen Zweifel daran gehegt haben sollte, ob die jüngere Generation bereit wäre, die Annehmlichkeiten des Krallenturms zu verlassen und die Strapazen eines Kriegszugs um Tencendor auf sich zu nehmen, dann waren sie ihm jetzt vergangen.
    Axis aber stand nur da und verfolgte die tumultartigen Szenen. Wieder traf sein Blick den Aschures, und erneut nahm sie an seinen innersten Gefühlen Anteil. In diesem Moment gestand die junge Frau sich ein, daß sie ihn liebte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie von einem echten Helden geträumt. Konnte es einen größeren geben als diesen Mann, der jetzt vor der Ikarierversammlung sprach? Sie lächelte verträumt und wirkte in der allgemeinen Aufregung wie eine Insel der Ruhe.
    Als der Krieger seine Zauberberührung wieder von ihr nahm, ließ er die Begeisterung seiner Ikarier auf sich einwirken. Er hatte lange und gründlich darüber nachgedacht, was er den Vogelmenschen sagen sollte, bis ihm schließlich ein Leitsatz von Jayme wieder eingefallen war – ausgerechnet vom Bruderführer des Seneschalls: »Lerne, die Herzen deiner Zuhörer mit den ersten fünf Worten zu gewinnen, und diese Herzen werden immer am treuesten zu dir stehen. Wenn jemand erst stundenlang überzeugt werden muß, bleibt er immer ein halber Verräter deiner Sache.«
    Nach einigen Minuten hob Axis die Arme, um wieder Ruhe einkehren zu lassen. Doch die Ikarier ließen sich Zeit damit, sich wieder hinzusetzen und zu beruhigen. Als der Krieger sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der Versammlung sicher sein konnte, richtete er erneut das Wort an sie.
    »Ich werde Euch zurück nach Tencendor führen, aber es wartet ein hartes Stück Arbeit auf uns, und die Sache wird auch nicht so rasch vonstatten gehen, wie sich das einige von Euch wünschen mögen. Jahre könnten vergehen, bis wir das wiedererlangt haben, was wir verloren haben.« Axis wußte, daß er nun den gefährlichsten Moment seiner Ansprache hinter sich hatte, den Moment, in dem er nämlich den Ikariern klarmachen mußte, daß die Rückeroberung nicht über Nacht zu bewerkstelligen sein würde. »Ihr wißt, daß die Prophezeiung zum Leben erwacht ist und ich der Sternenmann bin, den sie ankündigt. Und während ich hier zu Euch rede, haben zwei der Wächter unter Euch Platz genommen.«
    Alle wandten sich Veremund und Ogden zu, und die beiden winkten verlegen.
    »Was immer ich tue oder wohin ich Euch auch führe, mein Volk, ich werde mich an die Weisungen der Prophezeiung halten. Wenn ganz Tencendor sich vereint erhebt, um Gorgrael zu besiegen, müssen alle Wunden unter uns geheilt sein. Ikarier, Awaren und Achariten sollen wieder ein Volk werden. Wenn wir keine Brücke finden, über die wir zueinander finden können, wird Gorgrael seinem schlimmen Namen alle Ehre bereiten und alles Land zerstören«, erklärte der Krieger und hielt es für angebracht, die Worte der Weissagung einfließen zu lassen. »Meine vordringlichste und schwierigste Aufgabe besteht darin, die drei Völker zu vereinen und Tencendor wiedererstehen zu lassen. Dabei habe ich mit starker Gegenwehr zu rechnen, die Tod und Verderben über mich bringen will.«
    »Die Achariten!« zischte jemand.
    »Nein, nicht das Volk von Achar«, widersprach Axis und legte eine Pause ein, in der er die Ikarier nur ansah. »Nein, nicht das Volk von Achar, denn dieses wird Euch ebenso annehmen wie die Vorstellung eines neuen Tencendor. Ich

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